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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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und Vergessen. Die Ärzte sagten, er werde wieder gesund, aber Max fürchtete, eines Tages könnte sein Dad ihn gar nicht mehr erkennen.
    Max verdrängte diese Angst, aber sie war sein ständiger Begleiter und einer der Gründe, warum er auch dann immer noch weitermachte, wenn andere längst aufgegeben hätten. Zabala mochte ihn mit einem geheimen Vermächtnis ausgestattet haben, aber sein Vater hatte ihm ein viel größeres Geschenk gemacht – seine Liebe. Und darüber hinaus hatte er Max die Fähigkeit vererbt, sich einer Herausforderung zu stellen und einen Kampf bis zum Ende durchzufechten.
    Max betastete den Anhänger. Der gab ihm keinen Anhaltspunkt, aber sein Geheimnis hatte zu einem Mord geführt.
    Er kuschelte sich in das warme Heu, stellte seinen Wecker und hörte den weißen Kühen zu, die auf dem Hang Gras rupften. Sie trugen breite Ledergurte mit dumpf klingenden Glocken um den Hals und das eintönige Gebimmel wiegte ihn in den Schlaf.
     
    Die Gipfel erstreckten sich einer hinter dem anderen bis zum Horizont. Der Nachtwind hatte Wolken und Smog aus der Luft gefegt und einen glasklaren Himmel zurückgelassen. Max’Sonnenbrille mit den polarisierten Gläsern half ein wenig gegen das grelle Licht, trotzdem musste er, als er über die schneebedeckten Berge spähte, schützend eine Hand über die Augen halten. Nachdem er aufgewacht war, war er vier Stunden lang immer weiter den Berg hinaufgestiegen. Ein wenig kannte er sich von seinem Training her in dieser Gegend aus.
    Er stieg vorsichtig durch das verschneite Geröll, und plötzlich tauchte vor ihm die Steinhütte auf, nach der er gesucht hatte.
    Als er vor knapp zwei Wochen das letzte Mal hier gewesen war, hatte ein Schneesturm in kurzer Zeit dreißig Zentimeter Neuschnee gebracht. Damals hatte er sich einen ganzen Tag lang im Unterstand für das Vieh verkriechen müssen, bis die Sonne so viel Schnee weggeschmolzen hatte, dass er den Abstieg wagen konnte. Er hätte lieber in der Hütte Schutz gesucht, doch eine massive Tür hatte ihm den Zugang verwehrt.
    Als er jetzt näher herankam, sah er, dass die Tür weit offen stand und knarrend im Wind hin- und herschlug. Papier war aus dem Inneren ins Freie gewirbelt worden; ein paar Blätter lagen durchweicht im Eingang, andere hatte es bis vor den Unterstand geweht. Ein Schaffell war zum Trocknen auf der Sonnenseite der Hütte aufgespannt, ein paar Jutesäcke hingen an Nägeln. Eine selbst gemachte Krücke – ein kräftiger Stock, an dessen oberem Ende ein flaches, blank geriebenes Stück Holz befestigt war – lehnte an der Mauer. War der Mönch einmal verletzt gewesen?
    Max trat näher. Sein Blick glitt über die Täler und Berge. Auf der Wetterseite lag noch reichlich Schnee, an einigen Stellen vom Wind zu geschwungenen Halfpipes geformt. Der Traum jedes Snowboarders – für jemanden auf der Flucht ein Albtraum. Nur ein sehr geübter Skifahrer oder Snowboarderkonnte es mit diesen Hängen aufnehmen, ohne böse zu Fall zu kommen.
    Doch auf dem Hang, an dem Max jetzt emporstieg, war die Schneedecke nur wenige Zentimeter dick; dafür musste sie jenseits des Kamms, wo sich die feuchte Atlantikluft niederschlug, umso dicker sein. Er hatte erst im Auto und dann zu Fuß Stunden gebraucht, um hierher zu gelangen, aber ein guter Skiläufer konnte die Strecke bis zu den Bergen oberhalb von Mont la Croix vermutlich in einer halben Stunde bewältigen – vierzig Minuten, wenn er keine Eile hatte. Aber der Mönch war ein Meister auf Skiern, und er war auf der Flucht vor einem Mörder gewesen. Er war um sein Leben gefahren.
    Wenn er auf der anderen Seite des Bergs zu Tal gefahren war, konnte er in weniger als einer Stunde dort aufgetaucht sein, wo Max nach Sayids Mis baha gesucht hatte.
    Ein Schuss, eine Lawine und ein verzweifelter Schrei in einer uralten Sprache hatten Max dorthin gebracht, wo er jetzt war. Er bekam eine Gänsehaut.
    Er drehte sich langsam im Kreis – dreihundertsechzig Grad – und spähte angestrengt in die Weite. Jemand beobachtete ihn. Das spürte er. Nichts regte sich. Hoch oben am Himmel kreiste ein schwarzer Fleck. Ein Adler. War es das? Sträubten sich ihm deshalb die Nackenhaare? Der einsame Raubvogel stieß einen gellenden Schrei aus, den der Wind zu ihm trug. Die Augen des Adlers sahen alles mit zweihundertfacher Vergrößerung, wenn er nach unten blickte. Er konnte Max’ Augen sehen, der zu ihm hinaufstarrte. Mit einer scharfen Wendung schwenkte er in die nächste Thermik ab.
    Max ging

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