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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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mochte noch so viel Geld besitzen, gegen den Nebel, der die Atlantikküste von Frankreich und Nordspanien einhüllte und den Luftverkehr zum Erliegen gebracht hatte, konnte auch er nichts ausrichten.
    Der Hai wartete in einem Privatjet in Biarritz. Sein Ziel war ein stillgelegter Militärflugplatz südlich von Marrakesch, von dem aus er die Jagd nach Max koordinieren sollte. Doch die Maschine stand auf dem Rollfeld, von der Natur zum Ausharren verurteilt. Den Job mussten jetzt andere übernehmen. Andere Killer würden Max aufspüren.
    Hunderte von Kilometern entfernt fuhren die Fahrzeuge des Hais zusammen mit Bobbys Kleinbus langsam durch Frankreich auf die schweizerische Grenze zu. Sayid und Bobby lagen immer noch als verschnürte Bündel darin. Sayids Tränen waren getrocknet, und Bobby nickte ihm tröstend zu. Sayid hatte nicht wegen der Angst geweint, die diese Killer ihm eingejagt hatten, obwohl die Nachricht vom Tod der Komtess ihn tief getroffen hatte. Nein, Sayid weinte, weil er ihnen verraten hatte, dass Max in Marokko war. Das üble Gefühl, seinen besten Freund ausgeliefert zu haben, wühlte in seinen Eingeweiden wie ein stumpfes Schwert.
    Wie groß war die Gefahr, in die Max dadurch geraten war? Sayid wusste kaum etwas über Max’ Pläne, aber sein Freund hatte ihm genug mitgeteilt, dass seine Feinde jetzt eine klarere Vorstellung davon hatten, was Max herausgefunden hatte.
    Max hatte von Zabala einen Anhänger aus Kristall bekommen und dann etwas in d’Abbadies Château entdeckt, wo die Deutschen und die Gang des Hais sie überfallen hatten. Aber mehr wusste Sayid nicht. Nur, dass Max nach Marokko gefahren war.
    Der Hai hatte den Winkelschneider an Sayids Gips gehaltenund langsam und bedächtig zu schneiden begonnen. Weißer Staub sprühte auf. Nur noch ein paar Millimeter und …
    Sayid hatte den Hai angebrüllt. Hatte ihm alles gesagt, was er wusste. Und wie bereitwillig! Nur, damit dieser Horror aufhörte.
    Als er jetzt in dem Bus lag, dachte er daran, wie oft er sich in seiner Fantasie als Helden gesehen hatte. Als Helden, der wie Max Menschen retten konnte und jede Situation bewältigte, wie beängstigend sie auch sein mochte.
    Das Leben hatte ihn eines Besseren belehrt und ihm deutlich gezeigt, wie sehr Realität und Fantasie auseinanderklaffen konnten.
    Bevor Max’ Vater Sayids Familie im Nahen Osten gerettet hatte, hatte Sayids Vater dafür gearbeitet, dieser Region Frieden zu bringen. Die Terroristen waren nachts gekommen und hatten ihn getötet. Sayid erinnerte sich, wie das Feuer der Waffen die Luft zerriss, roch noch das Schießpulver und hörte noch die Schreie seiner Mutter. Und seine eigenen. Nur Augenblicke später hatten Fackeln die Dunkelheit und den Rauch durchdrungen und britische Soldaten ihr Haus gestürmt. Gewehrfeuer blitzte auf und hallte wider. Noch mehr Männer starben – die Angreifer. Und dann hatten Soldaten Sayid und seine Mutter in einen Hubschrauber getragen. Ein Engländer, ein Mann, der Arabisch sprach, tröstete sie. Es war ein Freund von ihnen. Der Mann, den sein Vater Bruder genannt hatte. Sein Name war Tom Gordon, und er hatte ihnen versprochen, sich um sie zu kümmern, zu Ehren von Sayids Vater – einem tapferen, großen Mann.
    So war Sayid schließlich mit Tom Gordons Sohn an der Dartmoor High gelandet. Und jetzt zeigten die Lawine, der Kampf im Château und seine Entführung bloß, wie viel AngstSayid hatte. Er hatte nicht nur seinen besten Freund verraten, sondern auch das Vermächtnis seines Vaters.
    Der Bus holperte über ein Schlagloch. Sayid blickte zu den vorn sitzenden Gangstern. Gelbe Autobahnlichter zogen über die Windschutzscheibe. Er sah zu Bobby hinüber, der seine Augen geschlossen hatte.
    Was Sayid seinen Peinigern nicht gegeben hatte, war die Information auf dem Blatt Papier. Er sah die Zahlen im Geiste vor sich. Nach vorn greifend, kratzte er sich den getrockneten Schlamm von der Sohle seines Schuhs. Die Zahlen waren ein Teil des Geheimnisses, und sie waren wichtig.
    Sayid sprach sich selbst Trost zu. Etwas konnte er immerhin noch tun, um Max zu helfen. Den Code lösen. Max die Information zukommen lassen. Aber wie? Er hatte keine Ahnung. Er wusste in seinem tiefsten Innern nur, dass sein Freund ihn finden würde.
     
    Abdullah verstaute Max’ Pass in seinem privaten Safe und fragte ihn, ob er seinen Anhänger ebenfalls dort deponieren wolle. Max lehnte ab. Er bemerkte Abdullahs Blick: ein flüchtiger Moment, in dem ihm klar wurde, dass

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