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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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er ungefähr zwei Stunden, immer wieder unterbrochen, aus dem Schlaf gerissen von jedem ungewöhnlichen Geräusch, mit laut hämmerndem Herzen, alle Muskeln angespannt, bereit zum Kampf.
    Sophie legte eine Hand auf seinen Arm und lächelte ihn an. Max kam zu dem Schluss, dass sie nicht bloß einfach die Ruhe in Person war; vielmehr schien sie überhaupt keine Gefühle zu haben – oder aber sie hatte sich vollkommen unter Kontrolle.
    »Uns kann nichts passieren, Max. Niemand weiß, dass wir hier sind. Bald landen wir in Marrakesch und dann sind wir in wenigen Stunden zu Hause.«
    »Und dein Vater, was wird der dazu sagen, dass du einen gesuchten Mörder mitbringst?«
    »Er wird das genauso wenig glauben wie ich.«
    Max sah ihr in die Augen. Das Mädchen war ihm immer noch ein Rätsel, und er wurde das Gefühl nicht los, dass er an einen abgelegenen Ort gelockt wurde und dann niemand mehr wusste, wo er war. Dort wäre er ganz auf sich allein gestellt. Aber war das nicht genau das, was er wollte? Deuteten nicht alle Hinweise auf diesen Ort? Er glaubte, das Risiko wie immergut berechnet zu haben. Nur, dass Mathe nicht zu seinen Stärken zählte.
    Er wünschte, er hätte Sayid zum Flughafen begleitet. Dass er von seinem besten Freund getrennt war, machte ihn zusätzlich nervös.
    Als es hell wurde, hatte er sein Schlafbedürfnis überwunden. Jetzt galt es, hellwach zu sein und sich zu vergewissern, dass ihnen niemand gefolgt war, dass sie nicht in einen Hinterhalt gerieten.
    Die Sitze waren unbequem, aber das half ihm, sich zu konzentrieren.
    Er hatte sich in eine gefährliche Situation manövriert. Er hätte nach der Lawine einfach nach Hause fahren können. Er hätte Sophie in jener Nacht in Mont la Croix nicht helfen und sich den Hai zum Feind machen müssen, und er hätte auch nicht versuchen müssen, den verwundeten Mönch zu retten. Aber er hatte es getan und jetzt musste er die Konsequenzen tragen. Ursache und Wirkung. Max wusste, egal was geschah, ob er das Rätsel löste oder nicht, der Hai würde nicht aufhören, ihn zu jagen.
    Tief in seinem Innern spürte er etwas, geballt wie eine Faust.
    Nicht Angst, sondern Kampfbereitschaft.

17
    L ärm und Gerüche. Stimmengebrabbel. Hände zupften an Max herum. Farben blendeten ihn. Rauch und Weihrauch brannten ihm in den Augen.
    Marrakesch. Marokko.
    Auf dem Souk, den Marktgassen der Altstadt, wimmelte es von Menschen. Tausende Stimmen schwollen an zu einer gigantischen Kakofonie. Händler wetteiferten um Aufmerksamkeit, Finger zupften Max am Ärmel, Männer sprangen mit einem Satz vor ihn hin und hielten ihm alle möglichen Waren unter die Nase: Seidenstoffe und Gewürze, Schmuck, Kleidung, kupfernes Kochgeschirr, Perlenketten und glimmende Weihrauchstäbchen.
    »Anji! Anji! – Hier! Hier!«, riefen die Ladenbesitzer und ihre Laufburschen.
    Stechende Gerüche hingen in der Luft. Wortwechsel eskalierten zu Streit; Männer schrien sich an. Motorroller, hoch beladene Esel und Menschen kämpften sich gleichermaßen durch die engen, verstopften Gassen.
    Sophie war ihm zehn Schritt voraus, manchmal von der drängenden Menge verdeckt, doch sie schaute sich öfters nach ihm um und schob sich, zufrieden, dass er ihr immer noch folgte, weiter durch die Wand der Leiber.
    Plötzlich sah Max sie nicht mehr. Fliegen und Schweiß reizten seine Augen und die Gerüche überwältigten ihn. Nur einenAugenblick lang war er unkonzentriert gewesen, und schon hatte das Meer der Gesichter sie verschlungen. Max hätte am liebsten Sophies Namen gerufen, doch der wäre im Lärm der Gassen untergegangen. Dann fasste ihn jemand an der Schulter. Sophie. Sie stand in einem dämmrigen Durchgang.
    »Hier entlang«, sagte sie und drehte sich in das kühle Halbdunkel, wo ein mageres Kätzchen vor ihren Füßen herumsprang.
    Kurz darauf schob sie mit der Schulter eine schwere Holztür auf und Max folgte ihr in eine Oase der Ruhe. Ein Innenhof, gedämpftes Licht in verschiedenen Blautönen, die sich in den Mosaikkacheln spiegelten. Ein Springbrunnen im Zentrum des gepflasterten Hofs versprühte Wasser.
    Und es war still. So als habe jemand die Tür zu der draußen herrschenden Kakofonie geschlossen.
    Sophie stellte ihren Rucksack ab. »Wir bleiben über Nacht hier«, sagte sie zu Max. Dann rief sie: »Abdullah! «
    »Was ist das für ein Haus? Wohnst du hier?«, fragte Max. »Das ist ein Riad, ein traditionelles Haus«, erklärte Sophie. »Ich weiß, was ein Riad ist.«
    »Entschuldige, ich wollte dich

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