Der Code des Luzifer
nicht belehren«, sagte Sophie kleinlaut.
Sie ging zum Eingang und rief noch einmal den Namen des Mannes. Max verspürte einen Stich in seiner Brust. Er hätte keinen so arroganten Ton anzuschlagen brauchen, aber er wollte ihr und sich selbst beweisen, dass er der Situation nicht vollends ausgeliefert war.
Max ließ den Blick über den schmiedeeisernen Balkon schweifen, der sich mit seinem Muster aus kunstvollen Spiralen über den ganzen ersten Stock zog. Auf der gegenüberliegenden Hofseite führte ein Durchgang in einen zweiten umschlossenenHof, in dem ein Swimmingpool darauf wartete, dass jemand hineinsprang und die glatte Wasseroberfläche zerteilte.
Die Anlage war wie ein Zipfelchen vom Paradies.
»Das ist ein Privathotel. Acht Zimmer, zwei Suiten und sehr teuer«, teilte Sophie ihm mit.
»Und hier willst du eine Übernachtung bezahlen?«, fragte Max, zog seine Stiefel und Socken aus und ließ seine Füße auf dem Steinboden abkühlen. Das fühlte sich großartig an. Der feine Sprühnebel des Springbrunnens wehte über sein Gesicht wie eine kühlende Massage.
Bevor Sophie etwas antworten konnte, erschien ein Mann. Er war groß und kräftig und hatte einen Oberkörper wie ein Fass. Sein braunes Gesicht war über und über mit Stoppeln bedeckt, und sein Haar war millimeterkurz geschnitten. Das verlieh seinem Schädel etwas von einer rasierten Kokosnuss. Der Mann trug die traditionelle Kleidung der Berber, eine Djellaba, und Ledersandalen. Er breitete grinsend die Arme aus und umarmte Sophie.
»Sophie! Gut, gut! Es ist mir eine Ehre, dich wieder in meinem Haus zu begrüßen. Meine Angestellten haben deine Anweisungen erhalten und zwei Zimmer hergerichtet, wie du es gewünscht hast.«
Sophie hatte am Flughafen ein Handy gekauft und Max hatte sie damit telefonieren sehen. Hier hatte sie also angerufen, wurde ihm jetzt klar. Konnte sie auch noch jemand anderen angerufen haben? Er musste sich entscheiden: Sollte er ihr vertrauen oder nicht?
»Max, das ist Abdullah Boulkoumit. Das Haus hier gehört ihm. Abdullah, das ist Max Gordon, ein Freund von mir«, sagte Sophie und trat mit dem Mann vor Max hin.
Abdullahs Blick war von Sophie zu Max’ Gesicht gewandertund ruhte ununterbrochen auf ihm. Es war, als forsche er nach den Ereignissen im Leben des Jungen, die ihn in sein Haus im Herzen der alten Stadt geführt hatten. Für einen Augenblick war Max verlegen. Barfuß, seine Stiefel in der Hand, stand er mitten in diesem Luxushotel. Er war schmutzig, ungekämmt, fühlte sich zerknautscht nach der langen Reise und bemerkte außerdem gerade, dass eine seiner Socken in dem aus dem Springbrunnen überlaufenden Wasser quer über den Hof schwamm.
»Seien Sie in meinem Haus willkommen, Mister Gordon. Wie ich sehe, ist Ihnen unser Brauch, die Schuhe vor dem Betreten eines Hauses auszuziehen, bereits bekannt. Das ehrt mich«, sagte Abdullah sanft und half seinem Gast auf diese taktvolle Art über seine Verlegenheit hinweg.
Abdullah reichte Max die Hand und küsste anschließend, wie es der Brauch verlangte, seine eigenen Fingerspitzen.
Zwei Angestellte warteten im kühlen Innern des Hauses auf sie; einer nahm Max jetzt seinen Rucksack ab und ging ihm durch den Korridor voraus. Sophie folgte ihnen.
»Wir fahren morgen zu meinem Vater. Abdullah besorgt uns eine Transportmöglichkeit. Mach dich erst mal frisch, wir treffen uns dann in zwei Stunden«, sagte sie.
»Ich brauch bloß ein paar Minuten zum Duschen«, erwiderte Max, als sie vor einer eisenbeschlagenen Tür anhielten, die, als sie geöffnet wurde, den Blick auf ein luxuriöses Zimmer freigab. Daran könnte er sich gewöhnen, dachte Max.
»Ich brauche aber länger, und deshalb, Max Gordon, schalte einmal in deinem Leben einen Gang runter und hab Geduld.«
Sophie folgte dem anderen Angestellten und verschwand in einem Korridor.
Max trat in das Zimmer. Hinter dem riesigen Doppelbettstieg Dampf aus einer in den Boden eingelassenen Badewanne. Rosenblätter schwammen auf dem Wasser und ein leicht fauliger Geruch von Sandelholz wehte ihm jetzt entgegen.
»Ist das für mich?«, fragte Max.
Der Mann nickte.
»Wenn ich da reinsteige, rieche ich ja wie ein Hundesalon«, sagte Max, der nicht zugeben wollte, dass Sandelholz eigentlich ganz gut roch. Außerdem war die Badewanne so groß wie das Tauchbecken in einem Football-Club. Gar nicht mal so übel, wenn er es sich genau überlegte. Da drin konnte er sogar Tiefseetauchen üben.
»Bitte«, sagte der Angestellte und
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