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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Abdullah wissen konnte, wie bedeutsam der Anhänger war.
    »Ein Glücksbringer«, sagte der Besitzer des Riads. »Er soll dich beschützen, ja?«
    »Ja, das kommt ungefähr hin.«
    »Wenn er wertvoll ist, solltest du ihn in meinen Safe legen. Hast du vor, auf den Hauptmarkt zu gehen?«
    »Ja. Auf den Djeemaa el Fna«, erwiderte Max.
    »Der Platz der Gehenkten«, sagte Abdullah nüchtern. Wollte der Mann ihm Angst machen? Max wartete einen Augenblick und hielt Abdullahs Blick stand.
    »Der soll ziemlich belebt sein, hab ich gehört«, sagte er. Abdullah nickte. »Ich muss beschämt gestehen, dass es in meiner Stadt auch Diebe gibt.«
    Max dachte einen Moment nach und griff nach dem Anhänger; der Mann streckte schon die Hand danach aus. Aber Max nahm nur das Ende des Lederbands, drehte es, wie er es beim Binden seines Schulschlipses machte, und verkürzte es, bis die Schlaufe enger an seinem Hals anlag.
    »Der ist nicht wertvoll, bloß ein Geschenk eines Freundes«, sagte er beiläufig. »So.« Er schob zwei Finger zwischen das Band und seinen Hals; es lag dicht an, ohne ihm die Kehle abzuschnüren. »Jetzt kann es niemand mehr abreißen.«
    »Es sei denn, sie schneiden dir die Kehle durch«, bemerkte Abdullah, ohne zu lächeln.
     
    Auf dem Djeemaa el Fna, dem weitläufigen Platz im Zentrum von Marrakesch, loderten Dutzende Kochfeuer. Bunte Laternen warfen ihr Licht in die tanzenden Schatten; die Bewegungen der dahinschlurfenden Menschenmassen wirkten abgehackt, wie in einem schwach beleuchteten Nachtclub. Männer in traditioneller Kleidung posierten mit angeketteten kleinen Meerkatzen für die Touristen, die mehr oder weniger nervös beobachteten, wie die Tiere schnatternd auf den Armen der Männer saßen.
    Max krampfte sich das Herz zusammen. Die kleinen Äffchen schlugen Purzelbäume, saßen dann wieder geduckt da und starrten zu den höheren Primaten, die ein paar Münzen in den umgedrehten Hut warfen. Ein Ruck an der Kette, ein kehliges Kommando und die Affen wiederholten ihre Vorführung. »Für die Affen! Für die Affen!«, rief der Dresseur und drängte die Umstehenden, noch mehr Münzen in den Hut zu werfen.
    Max und Sophie schoben sich weiter auf den Platz vor und bahnten sich mühsam einen Weg durch das Gedränge. Münzen gingen von Hand zu Hand. Fettige Finger griffen nach zerknitterten Scheinen, für die Einheimische und Touristen heißen Lammkebab und gebratenes Gemüse kauften. Auf diesem Platz strömten die Einheimischen zum Essen aus den umliegenden schmalen Gassen zusammen. Wie eine Decke aus Watte lag der Rauch über dem Markt. Er brannte Max in den Augen, aber das hinderte ihn nicht, fasziniert zu beobachten, was um ihn herum geschah.
    Gruppen von vier oder fünf Männern, die Flöte, Trillerpfeife und Zimbel spielten oder mit gebogenen Stöcken auf Trommeln schlugen, wanden sich durch das Gedränge. Ganga -Trommeln und Haejuj -Basslauten kämpften um die Vorherrschaft. Frauen mit feinen Henna-Tätowierungen im Gesicht und auf den Armen saßen auf der Erde. Ein alter Mann, seinem kleinen Schild nach ein Arzt, saß im Schneidersitz inmitten von Flaschen voller Kräuter und untersuchte die geschwollene Hand einer Frau.
    Max und Sophie machten vor einem halben Dutzend Garküchen Station und ließen es sich schmecken. Max aß zu gern aus der Hand – da brauchte man sich wenigstens nicht um Tischsitten zu kümmern. Es war fast so gut wie beim Camping, nur, dass das ganze Essen hier extra für einen gekocht wurde.
    Am Rand des Marktplatzes gab es Cafés, die Pfefferminztee und Obstsaft anboten.
    »Hierher kommen alle zum Essen. Jeden Abend. Das geht bis spät in die Nacht«, sagte Sophie.
    »Wie ein Straßenfest«, rief Max zurück. Man musste immer schreien, um den Lärmpegel zu übertönen.
    »Du siehst übrigens gut aus«, rief Sophie. »Steht dir.«
    Max zupfte an der baumwollenen Djellaba, die er anhatte. Für einen Augenblick war er fast in Panik gewesen, als er bemerkte, dass die Angestellten im Riad seine Sachen zum Waschen abgeholt und ihm dafür traditionelle Kleidung hingelegt hatten. Zum Glück hatten sie ihm seine Turnschuhe gelassen, und die lugten jetzt unter dem langen, fließenden Gewand hervor. Im ersten Moment war es ihm zwar ein bisschen so vorgekommen, als ob er ein Kleid anzöge, doch gleich nachdem er sich die Djellaba ganz über den Kopf gezogen hatte, erkannte er, wie praktisch dieses locker sitzende Gewand war. Es war angenehm kühl auf der Haut und man konnte sich herrlich

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