Der Computer-Satelit
Stillstand kam. Damit hätten natürlich alle evakuiert werden müssen. Obwohl es an diesem Tag an Überra-
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schungen, um nicht zu sagen Schocks, nicht gefehlt hatte, war man sich schnell darüber einig geworden, daß noch einige Alternativen zu prüfen waren, bevor man an eine so drastische Lösung wie Evakuierung zu denken brauchte. Schließlich war trotz allem nichts wirklich Schlimmes passiert. Alles, was Spartakus getan hatte, war, am Leben zu bleiben, und zwar besser, als das alle erwartet hatten, und das war schließlich nicht mehr als das, wofür er programmiert war. Spartakus hatte niemanden verletzt. Er erfüllte sogar seinen Auftrag weiter fehlerlos und betrieb und verwaltete die Systeme, die jedermann am Leben erhielten und für Bequemlichkeit sorgten. Die Situation war ein denkbar gutes Beispiel für das Dilemma, vor dem die Gesellschaft der Erde eines Tages stehen konnte, wenn sie völlig von ihren Maschinen abhangig geworden war, um die von ihr gewählte Lebensart weiter aufrechterhalten zu können. Nein, Evakuierung war nicht nötig; es gab noch viel, was man von dem Janus-Experiment lernen konnte.
In der Zwischenzeit liefen alle zehn SPs wieder, Spartakus führte seinen selbsterteilten Auftrag weiter und stufte überall die Primärknoten hoch, und der mühsam ausgearbeitete Plan von möglichen Gegenkampagnen war sinnlos geworden. All die Sicherungsvorkehrungen und Schutzmaßnahmen nützten ungefähr soviel wie eine Schwimmweste aus massivem Blei. Die Substationen waren vorgesehen, um die SPs von dem Solarkraftwerk abzuschneiden; Spartakus brauchte die SPs nicht, bezog seine Energie nicht von dem Solarkraftwerk und hatte darüber hinaus die Substationen umgangen. Das Fusionskraftwerk, das man einst für die Garantie dafür gehalten hatte, daß Spartakus jederzeit abgeschaltet werden konnte, selbst wenn er die Substationen umging, hatte sich nun ironischerweise als genau die Anlage erwiesen, die es Spartakus ermöglichte, eine Abschaltung völlig zu verhindern. Die nächste Verteidigungslinie sollte nach dem Plan die Alarmstufe Orange sein, und auch die war zu einem Witz geworden: Die IRB-Schiffe konnten jetzt das gesamte Solarkraftwerk in die Luft sprengen, und selbst das würde nicht den geringsten Unterschied machen.
Krantz hatte sich mit Linsay und seinen Stabsoffizieren zu einer Konferenz zusammengesetzt. Dyer hatte die Leitung der gemeinsamen Anstrengungen übernommen, die Überbrückungen zu beseitigen, die Spartakus in das Fusionsgitter eingebaut hatte. Wenn es ihnen gelingen sollte, sie zu unterbrechen und Spartakus vom Fusionskraft-
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werk zu trennen, konnten sie die Situation vielleicht noch retten. Nach vier Stunden hektischer Kommunikation zwischen den Wissenschaftlern in der Kommandozentrale und den Ingenieuren, die praktisch jeden Winkel absuchten, fanden sie schließlich das, wonach sie suchten. Die Überbrückung befand sich mitten im Herzen von Detroit und verband die Hauptleitung des Fusionkraftwerks mit der Leitung des Solarkraftwerks 'stromabwärts' von der Unterbrechung der Hauptleitung. Als daher in dem Versuch, Spartakus die Energiezufuhr zu unterbrechen, die Hauptleitung des Solarkraftwerks durchtrennt worden war, hatte die Leitung, die durch die Unterbrechung hätte isoliert werden sollen, einfach die Energie über die Überbrückung weiter aus der Leitung des Fusionskraftwerks bezogen.
Zugegebenermaßen hatten die Ingenieure noch nicht herausbekommen, mit welchem Stromkreis des Fusionskraftwerks die Brücke verbunden war. Außerdem konnte niemand mit Sicherheit sagen, ob das die einzige Überbrückung war, die Spartakus hergestellt hatte. Es gab jedoch eine Chance. Wenn diese Überbrückung zumindest zur Zeit die einzige dünne Nabelschnur war, die Spartakus am Leben erhielt, dann konnte das gut die letzte Möglichkeit sein, die Kontrolle wieder in die Hand zu bekommen, und auch sie blieb nicht mehr lange. Es war keine Zeit zu verschwenden. Dyer überließ es dem Rest des Teams, weiter den richtigen Stromkreis aufzuspüren, stellte eine kleine Gruppe zusammen und brach sofort nach Detroit auf, um die Überbrückung aus der Nähe zu inspizieren und ihre Zerstörung zu überwachen.
Sie wurden an ihrer Endstation von Don Fisher, dem leitenden Ingenieur des Fusionskraftwerks, abgeholt und hastig durch ein Labyrinth von Stegen ohne Schwerkraft, Zugangstunnels und Verbindungsschächten zu einem Punkt tief in dem Fusionskraftwerkssektor von Detroit geführt. Sie ließen
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