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Der Computer-Satelit

Der Computer-Satelit

Titel: Der Computer-Satelit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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nicht mehr so hinlegen darf."
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    „Ah, jetzt verstehe ich langsam . . .” Lauras Stimme verlor sich einen Augenblick lang. „Hektor, und mit anderen Worten FISE, wird einfach mit einer Umgebung konfrontiert, die voller Dinge mit einem bestimmten Verhalten ist, und das muß er herausbekommen. Er muß Ursachen und Folgen miteinander in Beziehung bringen und aus dem Gelernten allgemeine Schlüsse ziehen." Sie sah Dyer erwartungsvoll an. „Habe ich recht?"
    „Im großen und ganzen ja", sagte Dyer und nickte. „Was die rein physikalischen Interaktionen mit der Umgebung betrifft, ist er sogar sehr vernünftig. Dabei hat er es schließlich nur mit genau definierten physikalischen Gesetzen zu tun, und er ist ein Computer. Er hat nur Schwierigkeiten damit zu verstehen, was er nicht tun sollte, nicht damit, was er nicht tun kann. Da taucht wieder die Frage der Vernunft auf."
    „Was meinen Sie damit . . . ethische Werte oder derartiges?" fragte ihn Laura mit gerunzelter Stirn.
    „Sie werden schon sehen", antwortete er. Sie richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Tank. Hektor hatte inzwischen eine Pfanne auf den Herd gestellt und ihn angeschaltet. Diese Leistung stellte, nach Rons Beifallschrei zu urteilen, einen neuen Gipfelpunkt intellektueller Entwicklung dar, um den sich Hektor schon einige Zeit wacker bemüht hatte. Dann nahm er eine Packung Butter auf, stand da und sah sie an und schien dabei mit ungeheurer Konzentration über ein Problem nachzudenken.
    „Was macht er jetzt?" fragte Laura.
    Ron schüttelte den Kopf und stieß einen Seufzer voll ärgerlicher Ungeduld aus.
    „Er weiß, wieviel Butter notwendig ist, um ein Ei zu braten, aber er kommt nicht dahinter, wie er die richtige Menge aus dem Einwickelpapier herausbringen kann", sagte er. „Bei seinem ersten Versuch hat er mit einem Messer ein Stück von einem Ende abgeschnitten und es zusammen mit dem Papier in die Pfanne geworfen. Wir haben dem Bild mitgeteilt, daß man Einwickelpapier nicht zusammen mit Nahrungsmitteln brät. Das nächste Mal soll er sich etwas Besseres überlegen. Darüber denkt er jetzt nach." In Rons gesundes Gesicht trat plötzlich ein bewundernder Ausdruck. Er lehnte sich vor und sah aufgeregt in den Tank hinein. „Er wickelt sie tatsächlich aus!" brüllte er mit unverhohlener Freude, aber auch ein starker Anflug von Sarkasmus war seiner Stimme zu entnehmen. „Weiter, Hektor. So ist
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    es richtig. Genau . . . siehst du, es ist ganz leicht. Du kannst es schaffen!" Rons Gesicht verzog sich abrupt, und er runzelte die Stirn. „0 mein Gott!" Er wandte peinlich berührt seine Augen ab und deutete ungläubig auf den Tank. Hektor hatte das intakte Ei sorgfältig in die Pfanne gelegt.
    „Chris", sagte Ron flehentlich. "Fragen Sie ihn, was er jetzt für einen Sch . . ." Sein Blick fiel gerade noch rechtzeitig auf Laura. „Fragen Sie ihn, was er sich dabei denkt." Chris blieb ausdruckslos und speiste einen Fluß von Symbolen in den Computer ein. Sofort ertönte eine Baritonstimme aus dem Lautsprecher an der einen Seite des Hauptpaneels.
    „Ich brate ein Ei", sagte sie.
    Laura fuhr überrascht herum.
    „Das ist schon in Ordnung", beruhigte sie Dyer. „Das ist nur FISE. Wir verwenden den Stimmkanal nur einseitig. Wenn wir die Tastatur benutzen, um mit ihm zu sprechen, können wir zumindest sicher sein, daß er genau verstanden hat, was wir sagen. Wenn wir zu alledem noch mögliche semantische Probleme hinzukommen ließen, würde das Ganze lächerlich werden."
    Ron ging vor dem Tank auf und ab und öffnete und ballte seine Fäuste, als müsse er mühsam eine wachsende Ungeduld niederkämpfen.
    „FISE", sagte er in einer Stimme, die nur mühsam ruhig und vernünftig gehalten wurde, einer Stimme; die man bei einem Gespräch mit einem eifrigen, aber hoffnungslos zurückgebliebenem Kind gebrauchen würde. „Wie wirst du das Ei verzehren, wenn du es gebraten hast?" Chris übersetzte an der Konsole wortlos die Frage in Computeranweisungen.
    „Mit Messer und Gabel von dem Teller auf dem Tisch", antwortete
    FISE stolz.
    „Sehr gut, FISE", sprach Ron in süßlichem Ton seine Billigung aus. Dann setzte seine Stimme in einem etwas höheren Tonfall ein und wurde schnell immer höher, bis sie schließlich mit einem Kreischen stockte. „Und wie willst du das Ei mit dem Messer schneiden, wenn es noch in der gottverdammten Schale drin ist?" Chris gab den wesentlichen Teil der Frage über die Konsole weiter.
    „Das wußte ich nicht genau",

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