Der Computer Satellit
leichter Verletzten in müden, schlachtverschmutzten Gruppen standen oder lagen, Zigaretten rauchten und die Kompanien von neu angekommenen Truppen und Munitionstransporteuren beobachteten, wie sie auf ihrem Weg zu den Fronten vorbeikamen.
Bei der Abfahrt in Berlin war sie darüber informiert worden, dass nach Befehl jeder, der oder die zur Nabe unterwegs war, Raumanzüge anlegen müsse, dass aber die Visiere in den Bereichen offengelassen werden konnten, die noch unter Druck standen. Bei ihrer Ankunft gab es daher nichts, was sie von allen anderen unterschieden hätte; außerdem waren alle viel zu beschäftigt, um sich viel um sie zu kümmern. Sie hatte den auffälligen Aluminiumkasten des Visiergeräts in einer allgemein ausgegebenen Plastiktasche versteckt, die für einen Laser-Entfernungsmesser vorgesehen war, und drängte sich durch das Gewimmel auf den südlichen Ausgang zu.
Die Soldaten, die am unteren Ende des Korridors, der zur Spindel aufstieg, Rückzugsstellungen vorbereiteten, folgten ihr mit neugierigen Blicken, als sie vorbeiging, unternahmen aber keinen Versuch, sie aufzuhalten. Weiter vorn im Gang wurde ein Loch, das in den Boden gesprengt worden war, zu einer improvisierten befestigten Zerstörer-Kontrollstellung ausgebaut, und hinter dem Tor eines Schotts war ein von Sandsäckchen geschütztes MG aufgepflanzt, das die Strecke davor decken sollte. Am anderen Ende des Korridors, wo er seinen steilsten Teil abschloss und sich in eine Treppe verwandelte, hatte eine Schwadron von Marinesoldaten Stellung bezogen, um die verschlossene Tür zu decken, die weiterführte. Einer von ihnen trat in die Mitte des Korridors und hielt Kim mit einer Handbewegung auf, als sie auf ihn zukam.
»Von diesem Punkt an gibt es keinen Druck mehr, Ma’am«, teilte er ihr mit. »Sind Sie sicher, dass sie auf dem richtigen Weg sind?«
»Wie ist die Lage in 17D?« fragte sie.
»Da liegen ein paar vorgeschobene Einheiten, das ist alles. Vorgeschobene Beobachter.«
»Das heißt also, dass das noch uns gehört«, sagte Kim mit einem kurzen Aufwallen von innerlicher Erleichterung. »Wie komme ich da durch? Ich muss hin.«
Der Soldat sah sie neugierig an. »Wissen Sie, dass das ganz draußen ist? Wozu müssen Sie denn dorthin?«
Kim gestikulierte vage mit ihrer Tasche für den Entfernungsmesser, die sie in der Hand hielt.
»Irgendjemand will Spezialinformationen über bestimmte Teile von Detroit, und dazu ist 17D am besten geeignet. Ich war mit einem Team zusammen, aber wir sind dort hinten irgendwie getrennt worden. Ich muss die Chance jetzt nutzen, solange ich sie noch habe.«
Der Marinesoldat wies einige von seinen Männern an, ihr das Schott zu öffnen, während Kim ihre Gesichtsplatte schloß und sicherte. Sie stellte die Systeme des Raumanzugs ein und trat in den Zwischenraum zwischen den beiden Türen des Schotts. Die Tür hinter ihr schloß sich, und einige Augenblicke später zeigten ihr die Instrumente neben der Tür, dass die Schleuse leer gepumpt war. Sie spürte durch ihren Handschuh einen leichten Ruck, als der Sicherheitsverschluss des Griffs sich entriegelte. Sie drehte den Griff in die ›Frei‹-Stellung und schob die Tür nach außen.
Der Anblick dahinter war unheimlich – ein chaotischer Urwald von geborstenen Leitungen und gezackten, verdrehten Metallskulpturen, die sich aus albtraumartigen Abgründen inmitten der Schatten erhoben, die von den wenigen zur Erhaltung der Nachtsicht nur mattrot glühenden Notlampen geworfen wurden. Nachdem ihre Augen sich an die trübe Beleuchtung gewöhnt hatten, konnte sie verschiedene schattenhafte behelmte Gestalten ausmachen, die in noch dunkleren Ecken und provisorischen Barrikaden aus zerschmetterten Maschinen und zerdrückten Trümmern kauerten. Einige Helme drehten sich kurz zu ihr um, als kurz ein Lichtstrahl durch die Tür fiel, aber davon abgesehen blieben die Gestalten bewegungslos. Kim packte den Griff ihrer Tasche fester, zog den Handscheinwerfer aus dem Gürtel und begann, sich langsam und vorsichtig einen Weg in die pechschwarze Finsternis vor ihr zu suchen.
Sie benutzte den Scheinwerfer zu ihrer Führung bis zu dem Labyrinth aus zusammengebrochenen Trümmern, die früher einmal die Räume der Wartungs- und Ersatzteileinheit gewesen waren, und weiter bis zu der Tür, die zu dem Lagerraum dahinter führte. Dort schaltete sie den Scheinwerfer aus und arbeitete sich durch Tasten und mit Hilfe der Erinnerung weiter, bis sie das kaum sichtbare Rechteck
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