Der Computer und die Unsterblichen
Wie hätte ich es ahnen können?«
»Mein Vater sagt, du hättest ihm seinen Sohn genommen.«
Ich seufzte.
»Mein Vater sagt, du müßtest ihn jetzt ersetzen.«
»Was?«
»Du mußt sein Sohn sein. Hier.«
»In der Reservation?«
»Ja, hier in der Reservation. Du darfst sie nicht verlassen.«
»Dio!«
»Und Sequoia wird dein Sohn sein. Du mußt ihn aufziehen und zu dem machen, was er war.«
»Aber das wird mich eine ganze Reihe von Jahren kosten!«
»Ja.«
»Das ist ein großes Opfer.«
»Ja, aber ich muß auch ein Opfer bringen. Ich werde wieder eine Squaw werden müssen.«
»Nicht für mich. Niemals.«
»Aber für meinen Bruder.«
»Er ist in guten Händen, Nat. Wir können fortgehen, wohin du willst. Die Welt steht uns offen, und du hast noch lange nicht alles gesehen. Ja?«
»Nein, Edward. Ich muß bleiben und helfen, aber du kannst fortgehen.«
»Von dir? Niemals!«
»Dann wirst du bleiben und tun, was Vater sagt?«
»Ja, verdammt noch mal, ich werde bleiben, und du hast es gewußt. All diese Leisetreterei!«
Sie blickte auf ihre nackten Zehen. »Ich liebe dich am meisten, weil du mich nie im Stich läßt. Du wirst es nie tun.«
»Niemals«, sagte ich.
»Am meisten schmerzt mich, daß ich altern und sterben werde, während du immer weiterlebst«, sagte sie nachdenklich. »Aber ich weiß, du wirst bis zum Ende bei mir sein. Wer sonst sollte sich auch um dich kümmern?«
»Daran brauchen wir noch lange nicht zu denken.«
»Alle werden glauben, ich sei deine Mutter.«
»Oder eine reiche alte Dame, die ich des Geldes wegen heiratete.«
Sie lächelte. »Ich werde gehen und es meinem Vater sagen. In einer Stunde draußen bei unserem Baum.«
»Warum nicht jetzt?«
»Ich muß Mutter helfen, deinen Sohn zu baden und trockenzulegen.«
Nun bin ich also hier in der Reservation, Sohn des großen Sachem, Fachmann für den Anbau von Schlafmohn und das Brennen von Feuerwasser, und es ist schwere Plackerei. Sie haben mich Weißer Adler getauft. Ich studiere die Sprache. Ich gehorche. Ich überlasse alle wichtigen Entscheidungen dem Papa. Ich übe mit den Kriegern und ertrage ihren Spott. Meine Frau geht mit gesenktem Kopf drei Schritte hinter mir. Was sie nach Feierabend tut, geht nur mich etwas an.
Ich glaube, ich gelange allmählich zu Ansehen. Kürzlich kam eine Abordnung aus einer anderen Gegend der Reservation, um mich wegen einer Arsenrezeptur für Feuerwasser zu konsultieren, und sie redeten mich als »Großer Adler« an. Nächste Woche tue ich für den Anfang der Touristensaison als Häuptling am Westeingang Dienst. Natoma will mich so bemalen, daß die Touristen von Ehrfurcht erfüllt werden.
Dio! Mein Sohn weint wieder. Entschuldigen Sie mich.
ENDE
Als nächstes TERRA-Taschenbuch erscheint:
Jack Vance
Das Auge der Überwelt
Suche am Ende der Zeit –
Abenteuer in fernster Zukunft
Bevor die Sonne erlischt und die Erde stirbt
Die Sonne flackert wie eine Kerze im Wind. Menschenfeindliche Wesen durchstreifen die Wälder, Berge, Täler, Wüsten und Ruinenstädte der Erde: Graus, Erbs, Leukomorphen und Deodander – alptraumhafte Geschöpfe biologischer Experimente, die vor Jahrzehntausenden stattgefunden haben.
Die Macht der wissenschaftlichen Zauberer ist geschwunden. Jene, die noch ihre Fähigkeiten besitzen, setzen sie in Intrigen und Kämpfen gegeneinander ein.
Nur entlang der Wüsten von Ascolai und Almery leben noch echte Menschen. Die meisten von ihnen warten müde und mutlos auf den Tag, da die Sonne erlischt und die Erde erkaltet.
Einer dieser Menschen ist Cugel der Schlaue. Er wird gezwungen, auf die Suche nach den legendären »Augen der Überwelt« zu gehen.
Die TERRA-Taschenbücher erscheinen vierwöchentlich und sind überall im Zeitschriften- und Bahnhofsbuchhandel erhältlich. Preis: DM 2,80.
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