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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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wir aus der Stadt, nur mit dem Nötigsten beladen. Als wir offenes Land erreichten, erklärte ich Hic-Haec-Hoc mit Gegrunz und Gefuchtel, worauf es ankam, und er begriff sofort und übernahm zu unserer Verblüffung wie selbstverständlich die Führung. In der Nähe von Queretaro schickten wir unseren Führer in ein Dorf, und als er nach einer halben Stunde zurückkehrte, führte er drei Pferde. Mit meinen Instruktionen hatte ich ihm Geld gegeben, aber wahrscheinlich wußte er nicht, wofür es war, und hatte die Tiere sicherlich gestohlen. Wir ritten ohne Sättel bis San Luis Potosi, wo Hic einen kleinen Pferdewagen stahl. Nat verfertigte ein behelfsmäßiges Pferdegeschirr, und so ging es im Wagen weiter. Wir hinterließen eine Fährte zerstörter Elektronik, aber das Netz konnte nicht wissen, daß wir es waren; Maschinen werden immer wieder defekt. Nachts kampierten wir an einem Lagerfeuer im Freien und rösteten alles, was Hic und ich herbeischaffen konnten. Es war hart. Wir hatten weder Kochtöpfe noch Eßwerkzeuge. Oft mußten wir uns mit dem Wasser aus zerquetschten Kakteen begnügen, und wenn wir uns an einem Wasserlauf satttrinken konnten, hatten wir nichts, um einen Vorrat mitzunehmen.
    Dann gab es eine glückliche Wende. Wir kamen an einem verlassenen Schuttabladeplatz vorbei. Ich erforschte das rostige, modernde Gerümpel, fand Autoteile, aus denen sich Geschirr machen ließ: zwei stark gebogene alte Kotflügel, acht Radkappen (als Teller) und einen Benzintank, den ich von den Resten eines Chassis loshämmern mußte. Nun konnten wir einen Wasservorrat mitnehmen. Einen der Kotflügel hämmerte ich zurecht, bis er als Bratpfanne geeignet war, und den anderen formte ich zu einem Kochtopf. Von nun an ging es uns besser, besonders nachdem Hic von einem Jagdausflug mit einem lebenden Schaf zurückkam.
    In der Nähe von Obregon trafen wir mit Hillel zusammen. Er war in einem Luftkissengleiter, winkte uns zu und hielt nicht an. Zweifellos hatte er die Elektronik des Gleiters zerstört, und ich konnte seine übertriebene Vorsicht nicht verstehen. Er flog weiter zum Horizont, als ob er nichts gesehen hätte. Dann hörten wir eine Explosion, und eine halbe Stunde später kam Hilly zu uns zurückgelaufen. Sein linker Arm fehlte. Ich war entsetzt.
    »Der Radschah?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Zu kompliziert, um es zu erklären. Es war brillant ausgedacht.«
    »Aber du bist entkommen.«
    »Nicht ungeschoren. Poulos war die Warnung. Sei vorsichtig, vielleicht bist du der nächste Kandidat.«
    Wir bereiteten dem Hebräer ein Lager auf der Ladefläche des Wagens, und Natoma versorgte ihn, so gut sie konnte. Er erholte sich rasch, und schon am nächsten Tag verschaffte er sich in einem Dorf ein altes Fahrrad, das er der Ladefläche des Fuhrwerks vorzog, und wir zogen weiter nach Chihuahua, wo M'bantu zu uns stieß. Er hatte Erfahrung darin, sich aus dem Land zu ernähren, und brachte erfreuliche Abwechslung in unseren Speisezettel: wilde Yamswurzeln, wilde Zwiebeln, wilde Petersilie, Pastinaken und unbekannte Knollen verschiedener Art. Hilly ließ von einer Viehtränke einen Brocken Steinsalz mitgehen, den wir alle als eine Delikatesse empfanden. Zwar kann ein Molekularer Mensch alles konsumieren, aber wir ziehen gutes Essen vor.
    Außerhalb von Hermosillo gesellte sich Erik der Rote zu unserer Gruppe, und bald darauf durchquerten wir den Rio de la Concepción, um nach Nogales zu gelangen. Der Fluß führte Hochwasser. Wir waren dankbar für die Gelegenheit, uns zu waschen, mußten aber das Fuhrwerk und alle schweren Gegenstände zurücklassen. Wir hofften, wie zuvor vom Land zu leben.
    Je weiter nach Norden wir kamen, desto dichter wurde die Besiedlung, und mit ihr nahm die Zahl der mechanisch-elektronischen Maschinen und Geräte zu. Wir begannen bei Nacht zu reisen und verkrochen uns tagsüber an entlegenen Orten, um niemandem zu begegnen. Es wurde nicht mehr gesprochen; alle Verständigung geschah durch Zeichen oder schriftliche Notizen. Wir zerschlugen auch nichts mehr. Es gab zu viel zu zerstören, und wir verlegten uns auf Heimlichkeit.
    So kamen wir in die Nähe unseres Zieles und quartierten uns im Keller eines leerstehenden Warenhauses ein. Jetzt mußte alles schnell gehen, um der Gefahr unserer Entdeckung vorzubeugen. Ich ging und kaufte einen Multibrenner, eine Injektionsspritze, einen Kubikzentimeter Codein-Curarin und einen Lageplan. Ich kehrte in unser Quartier zurück, injizierte mir eine massive Dosis und prägte

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