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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hinreichen könne. Hier ist eine traurige Gegend, die der Mensch den Mücken, Schnaken und Stechfliegen nur mit Aufwand vieler Mittel streitig macht, – ganz zu schweigen von den Milliarden mikroskopischer Insecten, welche man mit unbewaffnetem Auge überhaupt nicht wahrzunehmen im Stande ist; doch wenn man sie auch nicht sieht, so fühlt man sie desto mehr wegen ihrer unerträglich quälenden seinen Stiche, gegen welche auch hartgesottene sibirische Jäger niemals gleichgiltig werden.
    Michael Strogoff’s Pferd sprang, von den giftigen Dipteren überfallen häufig auf, als würden ihm tausend Sporen auf einmal in die Flanke gedrückt. Dann jagte es, raste und flog es in toller Wuth Werst für Werst mit der Schnelligkeit eines Eilzuges dahin, peitschte die Seiten mit dem Schweife und suchte in der Flucht eine Linderung seiner Qualen.
    Es gehörte ein so sattelfester Reiter wie Michael Strogoff dazu, um durch die unerwarteten Bewegungen des Pferdes, durch dessen Aufbäumen und Sprünge, zu denen die unausgesetzten Fliegenstiche es reizten, nicht abgeworfen zu werden. Fast unempfindlich geworden gegen physischen Schmerz, nur beseelt von dem einen Verlangen, um jeden Preis sein Ziel zu erreichen, sah er in dieser sinnlosen Jagd nichts weiter, als daß er seinen Weg mit glücklicher Eile zurücklegte.
    Wer würde nun glauben, daß diese in der heißen Jahreszeit so ungesunde Barabinen-Steppe doch noch einer Anzahl Menschen Asyl böte?
    Und doch ist es an dem. In großen Zwischenräumen tauchen da und dort sibirische Weiler auf zwischen den gigantischen Binsen. Männer, Frauen, Kinder und Greise, in Thierfelle gekleidet und das Gesicht mit einer pechüberzogenen Maske bedeckt, führen ihre dürftigen Heerden zur Weide; um die Thiere aber von den Angriffen der Insecten zu schützen, halten sie dieselben stets unter dem Winde in der Nähe von Feuern aus grünem Holze, die sie Tag und Nacht unterhalten und deren beißende Rauchsäulen sich schwerfällig über die morastige Niederung ausbreiten.
    Als Michael Strogoff bemerkte, daß sein Pferd auf dem Punkte stand, vor Erschöpfung zusammen zu brechen, machte er in einem jener elenden Dörfchen Halt, und rieb, seine eigene Ermüdung vergessend, die vielen Stiche des armen Thieres nach sibirischer Sitte mit warmem Fett ein; dann gab er ihm eine tüchtige Ration Futter, und erst als er es den Umständen nach bestmöglich untergebracht und mit Allem versorgt hatte, dachte er an seine Person, verzehrte zur Wiederherstellung seiner Kräfte etwas Brod und Fleisch und trank einige Gläser Kwaß dazu. Nach einer, höchstens zwei Stunden der Ruhe begab er sich wieder auf seinen endlosen Weg nach dem fernen Irkutsk.
    Von Turumoff aus hatte er auf diese Weise neunzig Werft zurückgelegt und kam am 30. Juli, gegen vier Uhr Nachmittags, unempfindlich für jede Anstrengung, in Elamsk an.
    Daselbst mußte er seinem Pferde eine Nacht Ruhe gönnen. Das muthige Thier hätte jetzt die Reise unmöglich fortzusetzen vermocht.
    In Elamsk fand sich ebenso wenig als anderswo, ein bequemeres Beförderungsmittel. Aus den nämlichen Gründen, wie in den anderen kleinen Städten und Flecken, fehlte es auch hier vollkommen an Wagen und Pferden.
    Elamsk, eine kleine Stadt, in welche die Tartaren noch nicht eingedrungen waren, erwies sich fast ganz entvölkert, denn es konnte von Süden her sehr leicht überfallen, aber von Norden her nur sehr schwierig beschützt werden. Auf höheren Befehl waren das Posthaus, das Polizeiamt, das Regierungsgebäude ebenfalls verlassen, und Beamte ebenso wie Einwohner nach dem nördlicher gelegenen Kamsk, in der Mitte der Barabinen-Steppe, ausgewandert.
    Michael Strogoff mußte sich also darauf beschränken, in Elamsk die Nacht zuzubringen und seinem Pferde zwölf Stunden Ruhe zu gönnen. Er erinnerte sich der ihm in Moskau an’s Herz gelegten Instructionen, Sibirien unerkannt zu durchreisen, auf jeden Fall und sobald als möglich Irkutsk zu erreichen, aber, wenigstens bis zu einer gewissen Grenze, den Erfolg seiner Fahrt nicht der Schnelligkeit wegen auf’s Spiel zu setzen, – in Anbetracht dieser Umstände hatte er die Verpflichtung, das einzige ihm noch verbliebene Beförderungsmittel, das Reitpferd, vernünftig zu schonen.
    Am folgenden Tage verließ Michael Strogoff Elamsk wieder, eben als man das Erscheinen tartarischer Plänkler, auf der Straße durch die Barabinen-Steppe, etwa zehn Werft jenseit der Stadt, anmeldete, und trabte wieder in die sumpfige Niederung

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