Der Cyberzombie
sechs-acht...«
Matthews drehte sich abrupt zu ihr um, und jetzt klang seine Stimme zornig und angespannt. »Geschenkt. Sie haben Mister Mercurys Geduld strapaziert, und jetzt strapazieren Sie meine.«
Ryan spürte, wie sich seine Schultermuskeln beim ersten richtigen Anflug von Zorn anspannten. »Vernehmung Verdächtiger? Drek, Matthews, geht es Ihnen darum? Glauben Sie etwa, ich hatte etwas mit Dunkelzahns ... mit dem Attentat zu tun?«
Matthews wandte sich wieder an Ryan. »Beruhigen Sie sich, mein Freund. Ich weiß, wie sich das für Sie anhören muß. Ich weiß auch, wie treu Sie dem alten Wurm ergeben waren, aber Sie müssen auch das Problem des Secret Service verstehen. Jemand hat einen Drachen gegeekt, Chummer. Einen verdammten Großdrachen.«
Ryan schüttelte den Kopf. »Dieser Drache war seit meinem zehnten Lebensjahr so etwas wie mein Vater. Ich hätte mich eher selbst getötet, als ihm irgendwie zu schaden.«
»Sie verstehen nicht, worauf ich hinaus will, Mercury. Niemand kann sich auch nur vorstellen, wie der Attentäter Präsident Dunkelzahn getötet hat, ganz zu schweigen davon, wer dahintersteckt.«
»Sie sagen mir nichts, was ich nicht selbst weiß, Matthews, und Sie fangen an, mir auf die Nerven zu gehen.«
Matthews hob beschwichtigend die Hände. »Dann lassen Sie es mich erläutern. Da wir nichts in der Hand haben, bleibt uns nur eine Vorgehensweise - uns jede Einzelperson und jede Gruppierung mit der Fähigkeit vorzunehmen, so einen Coup durchzuziehen.«
Ryan nickte. Das klang ziemlich logisch. Um einen Drachen zu töten, brauchte man mehr als nur ein Motiv. Man brauchte außergewöhnliche Begabungen und Ressourcen, sowohl magische als auch materielle. Man brauchte Schläue und einen ausgeklügelten Plan. Ryan war zu beschäftigt damit gewesen, nach Burnout zu suchen, um selbst Nachforschungen anzustellen, also hatte er keine Ahnung, wie das Attentat bewerkstelligt worden war.
Tatsache war jedoch, daß nur sehr wenige Leute das Attentat hätten ausführen können. Nachdem der Secret Service alle aussortiert hatte, denen die Mittel fehlten, waren nur noch ein paar Auserwählte übriggeblieben.
Matthews' Lächeln war grimmig. »Es gibt ein paar Stimmen, die der Ansicht sind, daß Sie ganz oben auf der Liste stehen sollten.«
Ryan sah Matthews in die Augen, las die beunruhigenden Fragen darin und erwiderte das grimmige Lächeln. »Das ist eine ziemlich zweifelhafte Ehre. Eine, die ich am liebsten so schnell wie möglich wieder loswerden möchte.«
Matthews trat näher, so nah, daß Ryan seinen Schweiß und sein Aftershave riechen konnte. »Hören Sie, alter Freund, ich weiß, daß Sie es nicht getan haben. Aber Sie sind eine von vielleicht drei Personen auf diesem Planet mit dem Wissen, den Fähigkeiten und dem Mumm, etwas in dieser Größenordnung durchzuziehen. Ganz zu schweigen davon, daß Sie dem Drachen nahestanden, so daß Sie Zugang zu ihm hatten. Der Hammer ist, daß die nachrichtendienstliche Abteilung des Service zu achtzig Prozent sicher ist, daß der Präsident einen Anruf von Ihnen erhielt, und zwar kurz bevor er seinen geplanten Tagesablauf drastisch änderte...«
»Ja. Ich habe ihn angerufen. Aber zu diesem Zeitpunkt war ich außer Landes.«
»Und womit beschäftigt?«
»Mit Routineangelegenheiten.«
Ryan spürte das plötzliche Aufblitzen der Wut bei Matthews. »Belügen Sie mich nicht, mein Freund. Sie kümmern sich nicht um Routineangelegenheiten.«
»Also schön, dann sagen wir einfach, daß mein Auftrag nichts mit...«
Ryans Armbandkom summte. Er warf Matthews einen fragenden Blick zu.
Matthews nickte.
Ryan nahm das Gespräch entgegen, und Carla Brooks' Stimme ertönte in der Stille der Gasse. »Ich habe mich gerade mit Quentin Strapp unterhalten, dem Sonderermittler für die Scott-Kommission. Was Sie auch tun, legen Sie sich nicht mit Ihrem Schatten an. Es ist der Secret Service, und Strapp sagt, es sei Routine.«
Matthews warf den Kopf in den Nacken und lachte.
Ryan mußte unwillkürlich grinsen. »Äh, Black Angel? Das habe ich bereits selbst herausgefunden. Aber danke für den Anruf.«
»Verdammt noch mal, Quecksilber, Sie haben doch nicht irgend etwas ... Bedauerliches getan, oder?«
Ryan sah Phelps an, die keine Miene verzogen hatte. Das Sturmgewehr war immer noch auf seine Brust gerichtet. »Jedenfalls nichts Irreparables. Danke für Ihre Anteilnahme.«
Carlas Stimme nahm den trockenen Tonfall einer Ärztin an, die einem todkranken Patienten die
Weitere Kostenlose Bücher