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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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Könnte es doch nur immer so weitergehen.
    Das Licht warf gräßliche Schatten zwischen die Toten, und ihr Flackern bewirkte, daß die Leichen der jungen Menschen im Takt zur Musik zu schwanken und zu tanzen schienen. Für Lucero waren die Schatten gleichbedeutend mit der langsamen Zerstörung des Lichts und der Musik - etwas so Perfektem, so schmerzlich Schönem, daß sie sich nicht würdig fühlte, so etwas erleben zu dürfen.
    Es ist meine Schuld, weinte sie lautlos. Ich habe dir das durch meinen Blutdurst angetan. Ohne mich wärst du sicher und ungetrübt.
    Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie verfluchte die Dunkelheit in ihr, und zum erstenmal in ihrem Leben betete sie zu etwas anderem als Quetzalcöatl, dem großen Gefiederten. Sie betete jetzt zum Licht. Sie flehte es an, sie zu töten, bevor Oscuro sie benutzen konnte, noch mehr Zerstörung anzurichten.
    In diesem Augenblick geschah etwas. Der Schmerz des Liedes ließ nach, obwohl das Lied selbst lauter wurde. Ihr Atem wurde gleichmäßiger. Sie sah sich staunend um. Die Toten waren noch abstoßender als einen Augenblick zuvor, aber das Licht... das Licht war herrlich.
    Ihr Verstand und ihre Seele erbebten unter seiner Schönheit. Es war immer noch schmerzhaft, aber der Schmerz hatte so sehr nachgelassen, daß sie außer an ihre eigenen köstlichen Qualen auch noch an andere Dinge denken konnte. Sie richtete den Blick nach innen und sah, was sie bereits wußte. Der dunkle Fleck ihrer Sucht war noch da, würde es vielleicht immer sein, aber er hatte sich verändert.
    Das Lied reinigte ihre Seele, färbte ihr schwarzes Herz grau.

5
     
    »Dhin«, rief Ryan zum anderen Ende der Gasse. »Hol die Drohne ein. Es ist alles in Ordnung.«
    Ryan sah zu, wie das Sonnenlicht auf der Außenhaut der Drohne aufblitzte. Das Ding sah wie ein großer Käfer aus, der durch die verschmutzte Luft schwirrte. Dhin steuerte sie mühelos in den Kofferraum des Nightsky zurück.
    »Äh, Mercury?« Die Stimme sprach jetzt mit einem schleppenden Südstaatenakzent. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich die Hände runternehme? Ich werde auch nicht jünger, und ich glaube, das ganze Blut fließt zu meinem Herzen. Wär doch 'ne echte Tragödie, wenn ich den Löffel abgäbe, bevor wir uns richtig begrüßt haben.«
    Ryan wandte sich dem Mann zu. Das breite Grinsen war einem schiefen Lächeln gewichen, und die dunkelbraunen Augen betrachteten Ryan mit einer Intensität, die dieser beinahe bestürzend fand.
    »Zum Teufel mit Ihnen, Matthews. Was hat der Secret Service vor? Will er Sie umbringen? Wenn ich die Sache anders angegangen wäre, wären Sie jetzt tot, und ich würde bis zum Hals in bürokratischem Drek stecken.«
    Matthews senkte seine klobigen Hände, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Das muß ich Ihnen lassen, Mercury. Sie haben alles gelernt, was ich Ihnen beigebracht habe, und dann noch eine Kleinigkeit dazu. Ich hätte mir fast den Anzug ruiniert, als ich Ihre Limousine anhalten sah.«
    Plötzlich fühlte Ryan sich müder als je zuvor. Der Adrenalinkick verflog, und das Zittern setzte ein. Seine Schulter schmerzte, seine Eingeweide schmerzten, und außerdem spürte er, wie sich eine unangenehme Übelkeit in seiner Magengegend ausbreitete. »Ja, wie auch immer. Ich bin froh, daß diese Situation nicht zu häßlich geworden ist.«
    Matthews' Lächeln war grimmig. »Tja, tatsächlich ist sie eine Spur häßlicher, als Sie ...«
    Er wurde vom Klicken der sich öffnenden Fahrertür des Eurocar unterbrochen. Eine Orkfrau stieg aus, und Ryan betrachtete sie mit gelindem Staunen. Für ihren Metatypus war sie groß. Es hatte den Anschein, als schäle sich immer mehr von ihr aus dem Wagen, bis Ryan nicht mehr glauben konnte, daß sie überhaupt hineingepaßt hatte.
    Ihre Größe von über zwei Metern ließ das Fahrzeug winzig erscheinen. Sie war ähnlich gekleidet wie Matthews, nur beulte sich bei ihr alles unter dem Druck gewaltiger Muskeln aus. Eine tiefe häßliche Narbe reichte vom linken Mundwinkel bis zu den Überresten ihres linken Ohrs. Die Narbe sah wie eine dieser Wunden aus, die eigentlich hatten töten sollen.
    »Ah, Mercury, ich möchte Ihnen meinen neuen Partner vorstellen.« Matthews deutete von Ryan auf die gewaltige Orkfrau. »Mercury, das ist Agent Phelps. Phelps, das ist der berüchtigte Ryan Mercury, der beste Schüler, den ich je hatte, auch wenn ihm nicht klar zu sein scheint, daß es schlechter Stil ist, wenn der Schüler seinen Lehrer

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