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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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beschworenen Opfern entzog.
     
    Er brachte sie durch Magie hierher, bevor er ihre Lebensenergie opferte.
    Lucero sah zu, wie Oscuro sich näherte und die Leiche des jungen Mädchens aufrichtete. Dann schleifte er sie zum am weitesten entfernten Rand des Kreises und legte den Kopf des Mädchens so, daß die leblosen Augen nach außen starrten und den Kreis bewachten.
    Lucero stand benommen da. Tief im Innersten ihres Herzens sehnte sie sich nach der sengenden Schönheit des Schmerzes der Musik, nach der Reinheit, die sie den dunklen Fleck auf ihrer Seele, das Krebsgeschwür ihrer Sucht vergessen ließ.
    Oscuro kehrte in die Mitte des Kreises zurück und wandte sich an sie. »Lucero?« Seine sanfte Stimme schien über ihre Haut zu krabbeln, so daß sie zu jucken begann. Doch ein Teil von ihr wurde von dem schieren Bösen getröstet, das sie dort spürte. Wenn sie seine Stimme hörte, fühlte sich ihre verderbte Seele wohler.
    Sie trat vor, bis sie den Gestank nach Blut und Schweiß riechen konnte, den der bärtige Mann verströmte. »Ja, mein Gebieter«, sagte Lucero mit geneigtem Kopf.
    Er legte ihr eine blutverschmierte Hand auf die Wange. Die Empfindung brachte Abscheu mit sich, obwohl der Blutgeruch ihren Hunger wieder weckte und an den Grundfesten ihres Verstandes, an ihrer geistigen Gesundheit zerrte. »Ich muß jetzt in die physikalische Welt zurückkehren«, sagte er, indem er ihr eine Blutspur über Wangen, Stirn und Lippen zog.
    Er schien sie absichtlich in Versuchung zu führen. Sie riß sich zusammen, um nicht den Mund zu öffnen und die Flüssigkeit an seinen Fingerspitzen abzulecken. »Ja, Gebieter«, flüsterte sie und leckte sich dabei langsam über die Unterlippe.
    »Die Gestalt hat sich bis zum Punkt des Zusammenbruchs abgeschwächt. Der Locus ist nur teilweise aktiv, und er kann ihnen nur eine gewisse Zeit helfen, mich hier an diesem metaplanaren Ort zu erhalten. Jetzt ist die Zeit für die Prüfung. Ich glaube, daß ich genug geleistet habe, um dich hier halten zu können, aber du mußt dich konzentrieren. Du mußt die Verbindung aufrechterhalten.«
    Lucero nickte.
    »Sei stark, Kind. Unser Werk ist fast vollendet. Bald werden wir die Spitze des Vorsprungs erreicht haben. Und dann werden wir die Macht der Tzitzimine spüren. Sie werden uns dabei helfen, die Brücke zu vollenden und unsere Verbündeten über sie zu führen.« Seine Stimme gewann an Intensität. »Ah, das wird ein herrlicher Tag. Unsere Verbündeten von der anderen Seite des Abgrunds werden uns dabei helfen, die Welt zu beherrschen.«
    Mit diesen Worten verschwand er, zurück in die physikalische Welt.
    Lucero sehnte sich danach, bei ihrem Gebieter zu sein. Sie wußte, wohin er in der physikalischen Welt ging. Er würde in seinem Körper hoch oben in der Stufenpyramide Teocalli in San Marcos auftauchen. Die Felsen des Tempels würden die Restwärme der Tageshitze abstrahlen. Die Nacht würde still und warm sein.
    In Luceros Erinnerung stach der alte Turm des Vergnügungsparks direkt gegenüber von der Teocalli in den Himmel wie ein in schwarzes Blut getauchtes Stilett. Unter ihm befand sich der von Quellen gespeiste See, wegen der Unterwasserscheinwerfer leuchtete er blaugrün. Im Zentrum des Lichts ruhte der Locus, ein obsidianschwarzer, behauener Stein.
    Der Locus strahlte Macht aus. Obwohl nur teilweise aktiv, war seine Kraft spürbar und knisternd.
    Lucero sehnte sich danach, die Kraft des Steins an zuzapfen. Eine unbefleckte Magie, die in ihr die Hoffnung weckte, daß sie vielleicht später wieder über Mana gebieten konnte. Daß sie wieder das wurde, was sie einmal gewesen war, eine Herrscherin über Lebensenergie. Eine Magierin.
    Wenn ich doch nur noch eine Chance bekäme, dachte sie. Ich würde den Makel nicht hinnehmen. Die Sucht nach Blutmagie. Das verzweifelte Verlangen, das meine Seele befleckt.
    Jetzt, auf den Metaebenen, verankert auf dem blutigen, rissigen Gestein inmitten eines schwarzen Kreises von Leichen, brach Lucero zusammen. Sie stolperte und fiel, landete auf dem ersten Kreis von Leichen, und ihre Wange kam auf den kindhaften Brüsten eines älteren Mädchens zur Ruhe. Ihr Mund war nur Zentimeter von einem Klumpen geronnenen Blutes auf dem Schlüsselbein des Mädchens entfernt.
    Die Musik setzte wieder ein und übertönte mühelos die Dunkelheit. Die Melodie quälte sie und erfreute sie zugleich, und ihre weißglühende Hitze brannte alle Gedanken an das Böse aus ihrem Verstand. O große Geister, dachte sie.

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