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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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konzentrierte, rasch voranzukommen. Er ignorierte den Weg, den sie nach zehn Minuten Klettern kreuzten. »Diesem Weg bin ich gefolgt, als ich noch ein Junge war. Er ist noch in gutem Zustand, was bedeutet, daß der Kodiak ihn regelmäßig benutzt.«
    Der IGS setzte ein. »Was ist, wenn er von jemand anders als deinem Freund benutzt wird? Es ist möglich, daß er gestorben ist und jemand anders, der nicht so hilfsbereit ist, sich auf diesem Berg niedergelassen hat.«
    Burnout grunzte und packte den tiefhängenden Ast eines Baumes, um sich einen Steilhang hinaufzuziehen. »Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Außerdem werden wir es erfahren, wenn wir dort ankommen, und das kann nicht mehr lange dauern.«
    Trotz seiner schlagfertigen Antwort mußte Burnout feststellen, daß Lethes Bemerkung mehr als nur ein wenig Zweifel in ihm weckte. Wenn der Kodiak nicht mehr da war, würden Burnouts Möglichkeiten erheblich zusammenschrumpfen.
    Plötzlich ging ihm auf, daß er nervös war. Ein Gefühl, das er so nicht mehr erlebt hatte seit dem Tag, an dem er im Alter von siebzehn Jahren das ganze Ausmaß seiner Kräfte entdeckt hatte.
    Er war weniger nervös, weil der Kodiak vielleicht tot war, sondern mehr deswegen, weil der alte Mann möglicherweise beschloß, ihnen nicht zu helfen, oder - noch schlimmer - ihm sagte, daß er nicht helfen konnte. Daß das Herz ewig außerhalb seiner Reichweite bleiben würde.
    Was geschieht mit mir? fragte er sich. Vor Lethe war diese Art Selbstzweifel ein dumpfes Gefühl gewesen, das er leicht hatte unterdrücken oder durch Betätigung hatte abmildern können. Jetzt kam mit einem zunehmend umfassenderen Begreifen der Welt ringsumher auch die Erkenntnis, wie gefährlich die ganze Situation geworden war.
    Lethes Bemerkungen über die Schmugglerin störten ihn immer noch, aber er wußte nicht, warum. Ihr Tod war mehr als gerechtfertigt. Vielleicht war es Reue. Vielleicht lag es daran, daß er es nicht gründlich genug durchdacht hatte. Daß Lethe recht hatte. Burnout hatte Glück gehabt. In diesem Spiel, mit diesen Chancen und bei diesem hohen Einsatz konnte er sich nicht allein auf Glück verlassen.
    Er mußte in Zukunft vorsichtiger sein, vielleicht sogar mit Lethe reden, wenn er einen Plan faßte.
    Die bloße Vorstellung, jemanden um Rat zu fragen, bevor er etwas unternahm, verursachte ihm einen Juckreiz an einer Stelle, die er nicht kratzen konnte. Aber die Wahrheit war, daß der Geist die Dinge aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtete, der sich als äußerst wertvoll erweisen mochte.
    Darüber dachte Burnout immer noch nach, als sie das Ende eines Steilhangs erreichten und dann ans Ufer eines kleinen Sees traten. Das ruhige grüne Wasser des fast vierhundert Meter durchmessenden und an drei Seiten von dichtem Wald umgebenen Sees sah kühl und sauber aus. Nicht weit vom Ufer entfernt sah Burnout einen Fisch springen, einen großen Lachs, von dem er vermutete, daß er hier laichen und sterben würde.
    »Das ist der Cat Lake«, sagte er. »Im Winter, wenn die Jagd beschwerlich ist, fischt der Kodiak hier.«
    »Er ist wunderschön.«
    Burnout sagte nichts, sondern umrundete den See nur bis zu einer Stelle, wo der felsige Uferboden sanft anstieg. Während er den flachen Hang erklomm, betrachtete er das ausgedehnte Tal, das sich neben und unter ihm ausbreitete, und für einen Augenblick war er wieder ein Junge, der sich an die Hand seiner Mutter klammerte, verängstigt, müde und voller ehrfürchtiger Scheu, da er von endloser Wildnis umgeben war.
    Er hatte seine gesamte Kindheit in der Enge des Sprawls verbracht, und obwohl man ihm erzählt hatte, daß es solche Orte immer noch gab, war er doch nie in der Lage gewesen, sich vorzustellen, wie ehrfurchteinflößend sie sein konnten. Er hatte die Hand seiner Mutter fest umklammert und auf eine beschwingte, fast berauschte Weise gelacht.
    Seine Mutter war einfach nur mit ihm weitergegangen.
    Jetzt nahm seine Unruhe zu, als sie den Kamm des flachen Hangs erreichten, und Burnout blieb stehen.
    Nur hundert Meter voraus, jenseits einer Fläche aus glattem Granit, erhob sich ein Turm in den Himmel, dessen Gerüst aus rohen Holzbohlen von einer kreisrunden Kuppel bedeckt wurde. An der Basis des Turms war eine Hütte unter Benutzung der großen Hauptstützpfeiler als Ecken errichtet worden.
    Aus dem kleinen Kamin auf dem Dach der Hütte stieg eine dünne graue Rauchfahne in den Himmel, bis sie vom Wind erfaßt und zerstreut wurde. Burnouts

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