Der Cyberzombie
kybernetischer Geruchssinn nahm den Rauch wahr, und zum erstenmal seit Beginn dieser Reise fiel eine gewaltige Last von ihm ab. Er kannte diesen moschusartigen Geruch, und er brachte viele Erinnerungen mit sich, die ihn überfluteten und ein Gefühl mit sich brachten.
Es roch nach Zuhause.
Plötzlich hörte er ein Geräusch aus den Tiefen des Waldes hallen. Burnout machte sich bereit, und binnen einer Minute schob sich eine große schlurfende Gestalt mit einer gewaltigen Ladung Feuerholz auf den Armen durch die Bäume und zur Hütte. Die Gestalt war die eines Mannes, größer noch als Burnout, obwohl der Cyberzombie ihn noch viel größer in Erinnerung hatte.
Der Mann trug locker sitzendes Leinen und einen dunklen Fellmantel. Die Kleidung verstärkte noch den Eindruck von riesiger Größe und Kraft, obwohl sie den ausladenden Bauch nicht verbergen konnte. Ein schneeweißer Bart fiel ihm auf die Brust und vereinigte sich in prächtigem Filz mit dem graumelierten lockigen Haar des Mannes.
Der Mann machte noch zwei weitere Schritte, bevor er innehielt. Er hob den Kopf. Breite Nasenflügel blähten sich und witterten.
Mit einer Bewegung, die so schnell war, daß sie für einen Mann mit einer derartigen Masse unmöglich erschien, ließ der Mann das Holz fallen und wandte sich in Burnouts Richtung. Die große zweischneidige Axt, die am Gürtel des Mannes gehangen hatte, schien sich in seinen gewaltigen Pranken zu materialisieren.
Er witterte wieder, die winzigen Augen geschlossen. Dann sprach der alte Mann in einem tiefen Brummton: »Ich kenne deinen Geruch nicht, und du gehörst nicht hierher. Geh auf demselben Weg, den du gekommen bist.«
Burnout spürte ein seltsames Zittern in seinem Körper, etwas, das ihn aufforderte zu gehorchen. Er lachte.
»Alter Kodiak, ich bin es. Burn... Billy Madson. Es ist lange her, seit du mich die Anfänge des Weges gelehrt hast. Meine Mutter hat mich gebracht, erinnerst du dich noch?«
Die Abwehrhaltung des alten Mannes änderte sich nicht im geringsten. »Ich kann mich an meinesgleichen erinnern, Kreatur. Billy Madson war sehr begabt, eigensinnig und ungeduldig. Du bist nicht er. Geh jetzt.«
Burnout trat einen Schritt vor. »Alter Kodiak, die Dinge haben sich geändert, mehr als mir lieb ist. Aber ich bin tatsächlich Billy Madson. Ich bin zu dir zurückgekehrt, weil ich deine Hilfe brauche und sie die letzte Möglichkeit ist, die mir noch offensteht. Bitte, du mußt mir helfen.«
Endlich richteten sich auch die Augen des alten Mannes auf Burnout. Sie schienen aufzuleuchten, und Burnout wußte, daß er in den Astralraum sah. Der Kodiak starrte eine Minute, dann wich er einen Schritt zurück. »Billy, mein Sohn, was hat man dir angetan?« In der tiefen Stimme lag jetzt ein Unterton der Verzweiflung. »Von dir ist kaum noch etwas übrig, und selbst das wenige von deiner Seele wird von etwas Goldenem überstrahlt, das in dir gefangen ist.«
Der alte Mann trat vor. »Bist du zu mir gekommen, um deine Seele von dieser Ungeheuerlichkeit zu befreien? Um die Dinge wieder geradezurücken?«
Burnout schüttelte traurig den Kopf, da er sich abrupt seines Chromkörpers bewußt wurde und sich unsäglich dafür schämte, was aus ihm geworden war. »Nein, Kodiak. Ich habe meine Entscheidungen getroffen, und ich zweifle nicht daran, daß das Ende rasch kommen wird. Aber zuerst muß ich mit dir reden.«
Der alte Mann runzelte die Stirn. »Mein Sohn, was könnte jemand, der allem abgeschworen hat, was das Schicksal für ihn zu sein bestimmt hat, zu sagen haben?«
Burnout spürte diese Worte wie Schläge, aber dennoch mußte er lächeln, als seine Hände in das Tuch an seiner Hüfte griffen.
»Was ich zu sagen habe, kann warten. Zuerst muß ich dir etwas zeigen.« Burnout hielt dem alten Mann das Herz hin. Das Sonnenlicht fing die Perfektion seiner Schöpfung ein, die das Licht in einem blendenden goldenen Glanz reflektierte, neben dem sogar die Sonne verblaßte.
Unter dem Glanz des Herzens sank der alte Mann auf die Knie. »Ach, mein Sohn! Ich fürchte um dich, denn du hältst den Anfang oder möglicherweise auch das Ende der Welt in deinen Händen.«
15
Ryan sank in seinen Sitz, als der Phoenix II in die Luft schoß. Der Wind hatte wenig Einfluß auf die schwere Maschine, und der Flug war stabil, wenn auch ein wenig ruckelig, da Dhin versuchte, das lokale Radar zu unterfliegen.
Dhins Stimme ertönte über das Tacticom. »Geschätzte Ankunftszeit dreiundvierzig Minuten.«
Ryan
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