Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Strohpuppe in ihre Einzelteile zerlegte. Immerhin waren die Prüfungen hier nicht allzu schwierig, da Herr Dagi auf das Abfragen theoretischer Kenntnisse verzichtete.
Der rothaarige Herr von Teller-Essen zog noch drei Wochen lang sein Programm bezüglich Religion und Politik im Nichts durch. Im Eilzugtempo erfuhren die Kandidaten alles mehr oder weniger Wissenswerte über Könige, Fürsten, Heilige und Scharlatane. So kannte bis dato keiner der Schüler zum Beispiel die Mäßig Heilige Kühlwalda, die vor mehr als 500 Jahren einmal eine üble Fußpilzerkrankung überlebt hatte. Und in einem der zahlreichen Tests konnte Ben sogar mit der korrekten Antwort auf die Frage glänzen, in welchem Jahr Graf Gallenstein in einem Anfall von Langeweile sein eigenes Schloss niederbrennen ließ. Nur Tipps für den praktischen Teil des Semesters gab der Gelehrte nicht zum Besten. Irgendwie logisch, waren doch die meisten Personen, um die sich von Teller-Essens Unterricht drehte, schon längst zu Staub zerfallen.
Vierter im Bunde war Herr Norbert, dessen Geschichtsexkursionen ähnlich hilfreich waren wie die Aufzählung politischer und religiöser Helden im Fach Grundlagen. Meistens ging es bei Herrn Norbert, der Kartoffel mit Brille, um irgendwelche historischen Kriege, die zumindest Rippenbiest am Rande interessierten, waren doch einige seiner Vorfahren an machen dieser Auseinandersetzungen (meist siegreich) beteiligt gewesen. Ben hatte schließlich das Gefühl, als habe man ihnen an die 100.000 Jahreszahlen in nur drei Wochen um die Ohren gehauen und nicht viel weniger davon in diversen Punktewertungen auch gleich wieder abgefragt.
Immerhin bemühte sich Herr Schlemil, die wandelnde Schlammpfütze, im Rahmen seiner Naturkunde darum, den Kandidaten einiges Brauchbare mit auf den Weg in die Praxisprüfung zu geben. So machte er die Mädchen und Jungen mit jeder Menge Viehzeug bekannt, welches ihnen mehr oder weniger wahrscheinlich im Herbst über den Weg laufen und ihnen gegebenenfalls das Leben oder zumindest die Laune versauen könnte. Aber Genaues wusste der Pozza auch nicht; all das war bis zuletzt noch ein Geheimnis des stellvertretenden Leiters dieses Lagers.
Natürlich ließ auch der schmierige Koch Schlömi die Kandidaten bis zuletzt leiden. Zwar schmeckte sein Essen wie immer vorzüglich, doch diese einsame positive Tatsache mussten ihm die Jugendlichen teuer bezahlen. Die Spüldienste waren ob ihres Umfangs immer noch berüchtigt, die Toilettensäuberung eine mehr oder weniger demütigende Qual, und jeder, der dem Lagerkoch ungewollt in die Quere kam, wurde beschimpft, beleidigt oder zusammengeschrieen. Nichts Neues also in der Küche.
Und was der nette Herr Schlömi zuviel redete (meist dummes Zeug), sprach Meister Athrawon nach Ansicht der Auserwählten eindeutig zu wenig. Bei seiner nächsten Sonntagsstunde ließ er sich nichts entlocken, was den Kandidaten irgendwie hätte helfen können, die Herbstherausforderung zu bestehen. Auch zu dem Bösen aus Lisas Prophezeiung ließ er lediglich verlauten, dass seine Ermittlungen noch andauerten. Inzwischen waren weitere sieben mumifizierte Leichen aufgetaucht, doch der Meister konnte keinen Zusammenhang mit Lisas Geschichte herstellen und stellte das Thema erst einmal zurück. Der stellvertretende Leiter des Lagers äußerte sich lediglich zu deutlich weniger spannenden Themen wie den unzähligen Beschwerden über Schlömi, die finanziell kaum zu stemmende Anschaffung eines neuen Fußballs oder der schwierigen Reparatur eines Klapptischs. Eine Woche später fiel die sonntägliche Besprechung sogar aus, da Meister Athrawon mal wieder im Zentrum zu tun hatte, so dass erst am 20. Oktober das Gespräch endlich auf die heiß ersehnte Praxisübung kam. Sofort verstummten alle anderen gemurmelten Gespräche und sonstige Tätigkeiten (inklusive Kaugummikauen) im Küchenzelt.
„Guten Morgen, meine jungen Freunde“, begann Athrawon seine heutige Ansprache. „Morgen ist es nun soweit. Ihr beginnt mir eurer ersten Reise zur Vorbereitung auf den ehrbaren Posten des Hüters des Gleichgewichts. Hierzu habe ich noch einige wichtige Informationen und auch ein wenig Papierkram. Außerdem hoffe ich, dass ihr alles, was ihr bislang erlernt habt, auf dieser Reise gebrauchen könnt, vorausgesetzt natürlich, ihr habt auch immer gut im Unterricht aufgepasst.“
Dezentes Hüsteln und vereinzeltes Gelächter erhob sich unter den interessierten Zuhörern.
„Beginnen wir nun mit den
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