Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Zerstreuung?“
„Naja, irgendwie schon. Was gibt’s denn sonst noch?“
„Wie wäre es denn mit Kino oder Jahrmarkt?“
„Kino? War ich noch nie. Das nächste Kino ist an die 2.000 Kilometer von uns daheim entfernt. Und bei unserem alljährlichen Jahrmarkt sitzen die Tauren nur trübsinnig in der Gegend rum und trauern den alten Kriegen nach.“
„Hört sich ja megaspannend an“, witzelte Charly.
„Nicht im Geringsten. Daher glaube ich nicht, dass uns die Prüfung in meine Gegend führen wird.“
„Meister Athrawon hat gesagt, dass es ins Zentrum geht“, erinnerte sich Nessy und rümpfte die Nase.
„Also ein Heimspiel für dich“, merkte Ben nachdenklich an. „Hoffentlich sind wir in derselben Gruppe.“
„Hätte nichts dagegen, Kleiner“, antwortete das Mädchen und setzte wieder ihr freches Grinsen auf. „Aber erwarte nicht zuviel von mir. Keiner kennt das Zentrum wirklich zu 100 %, und ein paar Ecken davon will ich erst gar nicht kennenlernen, glaub mir.“
„Stimmt es denn, was Jam sagt, dass du aus Macabra kommst?“, fragte Flaad beiläufig.
„Nun werd bloß nicht unverschämt“, grollte Nessy. „Dieser Jam erzählt doch nur Schwachsinn. Aus Macabra kommt nur Gesindel, das weiß doch jeder. Und wenn du mich als Gesindel bezeichnen willst, dann hau ich dir deine lächerliche Sonnenbrille samt Nase vom Kopf, kapiert?!“
„Schon gut, schon gut. Sorry, Nessy. War ja nur eine Frage.“
„Wenn du es unbedingt wissen willst: Meine Eltern sind Musiker von Beruf; nicht reich, aber immerhin haben sie mich immer sattgekriegt. Wir haben eine schöne saubere Wohnung im Menschenviertel. Wenn wir Ferien haben, geh ich solange auch wieder dahin zurück. Ende der Durchsage!“
„Und denkst du, dass wir auch durch das Menschenviertel kommen, wenn wir die Prüfung ablegen?“, nahm Ben den Faden des ursprünglichen Gesprächs wieder auf.
„Ganz bestimmt“, antwortete Nessy nun schon wieder deutlich ruhiger. „Da kommt man zwangsläufig durch, wenn man ins Zentrum will. Aber ich hab keine Ahnung, was dort von uns verlangt werden könnte. Vielleicht das Essen im McDreck überleben?“
„McDreck?“, hakte Charly nach. „Nichts Essbares ist mir fremd. Aber davon hab ich nie gehört.“
„Noch nie gehört? Lebst du denn auf dem Mond?“
„Nö, auf der Erde.“
„Ach so, ja. McDreck ist ein Fastfoodrestaurant. Eine ganze Kette gibt es von den Dingern. Das Essen dort ist genauso schlecht, wie es billig ist. Wenn man Glück hat, überlebt man den Fraß.“
„Und? Warst du schon oft da?“
„So an die hundert mal, würd ich sagen. Schmeckt zwar alles ekelhaft da, macht aber irgendwie süchtig.“
„So was Ähnliches haben wir bei uns auf der Erde auch“, gab Charly zu.
„Na, wenn das unser schwierigstes Hindernis bei der Praxisaufgabe sein soll, dann sollte das zu packen sein“, meinte Ben.
„Aber man soll nicht so fettig essen, hat Ellen gesagt“, gab der kleine Elmar zu bedenken.
„Die kann sich ihre Meinung sonst wohin stecken!“, fauchte Nessy. „Wo ist die blöde Kuh überhaupt? Hier unten hab ich die noch nie gesehen.“
„Ellen ist mit Jam im Küchenzelt. Die beiden suchen die schönsten Fotos für ihre aktuelle Posterserie aus. Außerdem ist sie gar nicht so blöd.“
„Ich brech gleich mein Abendessen aus“, rief Charly in die Runde. „Die zwei suchen Fotos aus? Wer soll denn deren Poster kaufen? Blinde und Geisteskranke?“
„Ich finde sie hübsch“, meinte Elmar kleinlaut.
„Sieht aus wie eine Kröte auf Nachtwanderung“, grollte Charly. „Und Jam hat einen Kopf wie ein Hammel.“
Schließlich lachten alle, sogar Elmar stimmte nach kurzem Zögern mit ein. Da es langsam dunkel wurde, packten sie den heute kaum berücksichtigten Ball und ihre jeweiligen Sammelkarten ein (sogar Ben besaß schon eine Handvoll davon) und begaben sich zurück zu ihren Zelten.
In Bens Zelt stellte sich sobald keine Nachtruhe ein. Immer noch beschäftigten sich Ben, Rippenbiest, Otto und Charly mit der bevorstehenden Praxisaufgabe. Charly konnte der 21. Oktober gar nicht schnell genug kommen.
„Von mir aus schon Morgen“, sagte er. „Ich hab schon lange genug von diesem drögen Unterricht.“
„Warte mal ab“, meinte Otto. „Vielleicht kriegen wir ja noch ein paar wertvolle Tipps für die Reise.“
„Ja, klar“, schaltete sich der Taure ein. „Vielleicht, wie man einen Balztanz zu Neumond aufführt. Oder war es doch bei Vollmond?“
„Neumond, glaube
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