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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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Und diese Kitschromane seiner Mutter bereiteten ihm schon beim Anblick des Umschlagbildes Übelkeit und Schweißausbrüche: Ein vollbärtiger Chaot mit Sepplhut umgarnt vor einer verwitterten Holzhütte eine dicke Frau im Trachtenkleid. Dann doch lieber eine Ritterburg bauen. Birgit und Ben bauten also die Plastikteile zu einer mäßig furchterregenden Festung zusammen, funktionierten den Küchentisch zu einem von (Plastik)krokodilen verseuchten Burggraben um und verteilten eifrig kleine Ritter mit und ohne Pferd in und neben der Burg. Den bösen Schwarzen Ritter steckte Birgit natürlich ohne Umschweife schon vor Beginn der drohenden Schlacht ins finsterste Verlies, denn der machte ihr Angst, und ohne ihn war das Ritterburgspiel einfach schöner. Die Jahre waren nicht spurlos an dem Spielzeug vorbeigegangen, so dass ein Ritter leider seinen Kopf (unauffindbar) verloren hatte und ein anderer nur noch ein halbes Pferd sein eigen nannte. Ein Katapult hatte die Hälfte seiner Räder eingebüßt und schoss nun dummerweise seine Steine immer knapp an der feindlichen Burg vorbei. Diese hatte zudem noch auf dem rechten Wehrturm ein Dach zu wenig (lag vermutlich noch irgendwo auf dem Speicher). Doch das war nicht weiter schlimm; innerhalb der Küche konnte es schließlich nicht in den Turm hineinregnen. Die Schlacht zwischen den finsteren Belagerern (Ben) und den wackeren Herren von Burg Grauenhaft (Birgit) zog sich Stunde um Stunde dahin, doch schließlich gewannen Birgits Elitekämpfer auch diesen Krieg, und das Spiel war für heute zu Ende. Ben schaute verdutzt auf die alte Küchenuhr.
    „Wow, schon sieben Uhr“, stellte er überrascht fest.
    „Dann wird’s Zeit fürs Bett, junges Fräulein“, ertönte Mutters Stimme aus dem Wohnzimmer nebenan.
    Nach den üblichen Rettungsversuchen Birgits („Es ist doch Wochenende. Noch zu früh. Nur noch eine Viertelstunde...“) gab Bens Schwester schließlich klein bei und jedem der Anwesenden noch einen Gutenachtkuss. Dabei wachte auch Herr Nebel wieder auf, der irgendwo zwischen 400-Meter-Vorlauf und Kugelstoßen der Frauen auf dem Sofa eingeschlafen war. Schließlich begab sich auch sein Sohn ins Wohnzimmer und schaute noch ein wenig fern. Doch nach dem 100-Meter-Finale war sein Tagesbedarf an Sport erschöpft, und auch er ging schlafen.
    „Ich wünsche euch was“, meldete Ben sich bei seinen Eltern ab und betrat nacheinander das Bad und sein eigenes kleines Zimmer. Im Nu lag er im Bett und war alsbald eingeschlafen.
     
    An den Traum der vergangenen Nacht konnte sich Ben am folgenden Morgen kaum erinnern. Er hatte irgendwas mit einer geraumen Anzahl von Türen zu tun gehabt, glaubte Ben, als er sich den Schlaf aus den müden Augen rieb. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte 8:42 an, und die Sonnenstrahlen, die den Weg durchs Fenster in Bens Zimmer fanden, kündigten einen weiteren wunderbar warmen Julitag an. Ein Tag, viel zu schade, um weiterzuschlafen. Also ab unter die Dusche, anziehen und nachsehen, was in der Küche um diese Uhrzeit schon alles los war. Birgit schlief wohl noch und träumte von den Heldentaten ihrer Ritter, aber immerhin waren Bens Eltern schon auf den Beinen, und Mutter hatte sogar schon den Frühstückstisch gedeckt.
    „Morgen“, sagten  alle  drei  gleichzeitig, und schon ging das gewohnte Samstagsfrühstücksritual in eine neue Runde. Vater Paul versuchte, den Löffel mit dem Müsli an seiner Zeitung vorbei in seinen offenen Mund zu manövrieren. Mutter Doris beanspruchte für sich zwei Tassen von ihrem stärksten Kaffee der Welt, und Ben schaufelte ein paar Spiegeleier in sich hinein.
    „So früh schon auf?“, wollte Bens Vater wissen, ohne von seiner Lektüre der Stellenanzeigen aufzuschauen. „Hast du was Besonderes vor?“
    Ben, der gelegentlich seinen Samstagsschlaf auch schon mal bis zum Mittag ausdehnte, hatte sich noch gar keine Gedanken über seinen Tagesablauf gemacht. Aber nun, einmal darauf angesprochen, wusste er sogleich, was er zu tun gedachte.
    „Ich greif mir meinen Fußball und geh zum Sportplatz“, antwortete er und schob sich eine weitere Portion Spiegelei in den Mund. „Um diese Uhrzeit ist bestimmt sonst noch keiner da und ich kann noch ein paar Freistöße und Elfer üben.“
    Ziemlich hastig verputzte er nun den Rest seines Frühstücks und hatte sich auch schon den alten Lederfußball unter den Arm geklemmt.
    „Tschau, Leute“, verabschiedete sich Ben von seinen Eltern. „Bin rechtzeitig zur Bundesliga wieder

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