Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
seinem Rücken versteckt und überließ dem Gruppenleiter die Qual der Wahl. Ben wählte die linke Seite. Und hielt das längere Stäbchen in seiner Hand.
„Wo melde ich mich an?“
„Lasst uns einfach zurückgehen zu der Taverne“, schlug Charly vor, der ein wenig ungläubig auf den Streichholzstummel in seiner Hand starrte. „Wenn unser Freund von eben wieder rauskommt, fragen wir ihn einfach, wo wir uns um diese Zeit noch anmelden können. Der ist uns noch was schuldig, der Spinner. Aber das eine sag ich dir schon jetzt. Wer dir im Kampf auf die Füße treten will, den mach ich kalt. Garantiert!“
Ben verstand. Etwas anderes hätte er nicht erwartet. Und dasselbe hätte er jedem anderen der Gruppe auch garantiert. Die Blauen und ihre Freunde gingen zurück zur Laterne vor dem Gasthaus. Und tatsächlich kam just in diesem Augenblick ein Kasathe heraus. Es war zwar nicht der Betrunkene von vorhin, sondern ein halbwegs nüchterner Zeitgenosse mit tiefschwarzem Fell und besonders grimmigem Gesicht. Aber dennoch fragte ihn Charly ohne Umschweife, wo sie ihren Recken anmelden könnten.
„Hör mal, zotteliger Freund. Heute Mittag haben sich die Kämpfer auf dem Marktplatz für den Wettbewerb angemeldet. Weißt du, ob der Meldestand noch dort ist?“
„Nein, junger Spund!“, grunzte der Kasathe in der Landessprache. „Der Beamte hat sicher längst Feierabend gemacht. Aber zufällig vermittelt auch ein Vetter von mir Plätze im Wettbewerb. Wenn ihr Interesse habt, kann ich euch sagen, wo ihr ihn findet. Er arbeitet Tag und Nacht. Obwohl - abgesehen von dem zu groß geratenen Stier an eurer Seite - keiner von euch aussieht, als hätte er Chancen, auch nur die erste Runde zu überstehen, könnt ihr ihn gerne auch jetzt noch aufsuchen.“
„Klar, machen wir da mit. Und unser Kämpfer gewinnt. Kannst dich drauf verlassen! Wo haust dein Vetter denn nun genau?“
„Ist nicht weit! Geht zurück auf die Hauptstraße. Mein Vetter Urk wohnt in dem kleinen Fachwerkhaus gegenüber vom Markt. Erdgeschoss. Geht einfach rein. Das stört ihn nicht. Der kann euch helfen, Burschen.“
„Besten Dank, schwarzer Mann, schönen Abend noch!“, beendete Charly die Unterhaltung und setzte sich mit seinen Begleitern in Richtung Hauptstraße in Bewegung. Irgendwie lief die Sache im Moment verhältnismäßig gut für die Freunde. Vielleicht zu gut, so dass die Gruppe ihre Vorsicht kurzerhand über Bord warf und den Worten des schwarzen Gesellen Glauben schenkte. Immerhin war er ja mehr oder weniger nüchtern gewesen.
„Oja, der Abend wird schön. Aber nicht für euch, Freunde!“, murmelte der auskunftsfreudige Kasathe und verschmolz mit dem Schwarz der Nacht.
„Das muss es sein!“ Lisa hatte das entsprechende Haus des Vetters Urk gegenüber vom Markt entdeckt. Auf dem Platz selbst war um diese nachtschlafende Zeit nicht mehr viel los. Die Einheimischen und Touristen hatten sich in der ganzen Stadt in den Wirtshäusern und in Schlimmerem niedergelassen, wenn sie sich denn noch nicht zur Ruhe begeben hatten. Bens Klopfen an der Tür war nicht von Erfolg gekrönt. Die Vorsicht meldete sich umgehend zurück.
„Und wenn es ein Hinterhalt ist? Erinnert euch an das Gedicht: Hüte dich dort vor 1.000 Gefahren? Sollen wir es wagen und einfach reinschneien? Denn auf mein Klopfen hat keiner reagiert.“
„Wir haben keine Wahl!“, vermutete Charly. „Ich denke, es ist das Beste, du hältst deine Waffe bereit und gehst zuerst rein. Dann komme ich mit Vaters altem Schießeisen hinterher. Und unsere Freunde halten uns den Rückweg frei. Ich hoffe, du hast deine Knarre nachgeladen seit dem letzten Mal.“
Daran wollte Ben gar nicht mehr gerne denken, nickte aber wahrheitsgemäß. Auch die anderen waren mit dem schnell zusammengeschusterten Plan einverstanden, und so öffnete Ben langsam die knarrende Tür. Der erwartete Gestank strömte ihnen sogleich entgegen. Aber halbwegs hatten sie sich inzwischen schon daran gewöhnen können. Es war dunkel im Haus, dennoch gingen sie langsam hinein. Lisa beschlich ein unbestimmtes Gefühl der Gefahr. Bens Nase begann zu jucken. Aber diese Wahrnehmungen erfolgten zu dummerweise zu spät.
In dem Moment, in dem Lisa „Los! Raus hier!“ schrie, wurden schon ein paar Fackeln im Dunkel entzündet. Im Schein des Feuers erkannten die Menschen ihre Gegner. Hinter ihnen hatten andere, die sich vorher in einer besonders dunklen Ecke des alten Hauses versteckt gehalten hatten, die Tür
Weitere Kostenlose Bücher