Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
einem anderen Weg.“
Mehr erzählte Ben nicht. Er konnte den Wirt irgendwie ganz gut leiden, aber er blieb vorsichtig.
„Zum Meer also. Naja, das geht ja noch. Ist nur eine Woche oder so entfernt von hier. Aber zum Unsterblichen? Von dem hab ich schon im Zentrum gehört. Ist verflucht weit weg, was ich so mitgekriegt hab. Selbst hier, wo Entfernungen stets veränderlich sind. Werdet wohl noch sehr lange unterwegs sein. Aber das Dorf meiner Freunde liegt wie gesagt auf eurem Weg. Könnt es gar nicht verfehlen. Ist schön da. Ehrlich! Und was zu Essen fällt bestimmt auch für euch ab. Junge Leute haben ja immer Kohldampf.“
„Hört sich gut an. Ein ganzes Dorf voller Menschen? Hier im Nichts?“
„Naja, Boy. Gibt nicht nur Menschen da. Wohnen zusammen mit anderen netten Zeitgenossen. Den Tranjans. Werdet sie gern haben, bestimmt! Erst vor ein paar Tagen war ich im Dorf und hab mir ein paar Säcke Kartoffeln und ein paar Kilo Salat geholt. Kann ich nur empfehlen.“
„Super. Dann werden wir die Leutchen mal besuchen gehen. Wenn ich da an die letzte Stadt zurückdenke, in der wir zu Gast waren, erscheint mir die Siedlung deiner Freunde ja das reinste Paradies zu sein. Von dort aus gelangen wir dann zum Meer der sprechenden Fische?“
„Wenn sich da seit meinem letzte Besuch nichts geändert hat, was ja nicht unmöglich ist, dann ja.“
„Und was liegt hinter dem Meer?“
„Naja, Boy. Bin nie auf See gewesen. Aber irgendwo auf der anderen Seite sollte wohl das Zentrum zu finden sein.“
„Trifft sich gut. Da wollen wir nämlich auch noch hin. Wie ist es denn da so?“
„Hab nicht viel davon gesehen bei meinen Besuchen dort. Kenne nur die beschissene Verwaltung in der Mitte der Mitte und ein paar von den bescheuerten Händlern. Wie den, der mir den Scheißspielautomaten angedreht hat. War gar nicht mal so teuer, ist gebraucht. Kenn mich allerdings nicht aus damit. Die Lämpchen leuchten aber ganz lustig. Hab schon mal versucht, dran zu spielen. Geht aber nur mit irgendsoeiner komischen Währung, nicht mit Dollars oder Gold. Werd mir beizeiten wohl den Münzeinwurf im Zentrum umbauen lassen müssen.“
„Aber wo hast du eigentlich die Elektrizität her für den Fernseher und den Spielautomaten? Ich hab nirgendwo Steckdosen oder Kabel gesehen.“
„Kabel, Steckdosen, Elektriwas? Keine Ahnung, wovon du redest. Ich schalte die Dinger an und sie funktionieren. Warum sie das tun, ist doch egal. Die Hauptsache ist, sie laufen. Findest du nicht? Aber den Fernseher einzuschalten lohnt nicht, gibt noch keinen Fernsehsender in dieser Gegend des Nichts. Wer weiß? Kommt vielleicht noch.“
Ben ist wie geplättet. „Du hast elektrisches Licht und Geräte, aber keinen Stromanschluss?“
„Nein, so was hab ich nicht. Wenn's doch auch ohne geht!“
Eines dieser unerklärlichen Rätsel in der Zwischendimension.
„Gib mir noch eine Cola, bitte.“
Gewünscht, getan.
„Sind wir eigentlich die ersten Gäste, die du hier je beherbergt hast, oder kommen auch andere?“
„Seit Ewigkeiten nicht mehr. Manchmal kommen deine Artgenossen mich hier mal besuchen. Oder Tranjans aus dem Dorf. Aber meistens fahr ich raus zu denen. Ist den Burschen zu weit bis hier, zu Fuß. Hab einen Karren nebenan. Geht schneller damit. Und sonst hat es hier noch keinen Gast gegeben. Schenk mir dauernd selber Bier ein. Aber damals, als ich gebaut hab, war ich im Zentrum gewesen. Hab bei der Verwaltung nachgefragt, ob es sich lohnen würde. Sagten damals, ich solle unbedingt hier ein Gasthaus hinsetzen. Würde in Kürze eine Zufahrtsstraße bis zum Zentrum hier entlang gebaut werden. Ist aber nie passiert. Warte heute noch drauf. Scheiße, verfluchte!“
„Und wie lange ist das jetzt her?“
„Weißt doch, gibt keine Zeit hier, Boy. Kann gestern gewesen sein oder vor hundert Jahren. Zeit ist veränderlich, immer anders. Aber die könnten langsam wenigstens mal anfangen mit der komischen Straße. Scheißverwaltung da im Zentrum!“
Ben konnte immer noch nicht verstehen, was es auf sich hatte mit dieser nicht existenten Zeit und dem ebenso wenig vorhandenen Raum. Komische Sache!
„Da du es gerade ansprichst, kannst du mir vielleicht in einfachen Sätzen erklären, wie das hier ist mit Zeit oder nicht Zeit und so?“
„Oh, Boy! Glaub, da bist du an den Falschen geraten. Bin zwar ein elender Schwätzer, aber von so was kenn ich nicht viel. Interessiert mich auch nicht sonderlich. Ich lebe jetzt und hier. Das ist meine
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