Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Zeit und mein Raum. Was es sonst noch alles gibt? Weiß nicht. Na, und! Lässt mich alles kalt. Wenn ich diese Nacht einschlafe und wache bei Sonnenaufgang auf – vorausgesetzt, die Sonne kommt wieder – und bin dann plötzlich in einer anderen Welt in ferner Zukunft. Naja, dann leb ich halt damit, kann ja doch nichts dran ändern. Werd ich mir wohl eine neue Kneipe bauen müssen. Oder warten, bis ich meine alte wiederfinde. Kommt ja alles irgendwann mal wieder, oder nicht?. Zeit kann nicht sterben. Lebt immer wieder aufs neue. Irgendwo. Oder nirgendwo. Aber wenn du unbedingt wissen willst, worin das Geheimnis von Zeit und Raum liegt, musst du meinen besten Freund fragen. Den ältesten Mann im Dorf der Tranjans. Er heißt Harry. Er kennt viele Rätsel dieser Welt, obwohl er nicht von hier stammt. War wohl immer genauso neugierig wie du. Na ja, wer’s braucht. Das einzige, was ich über Raum und Zeit weiß, ist, dass es einen komischen Stein im Zentrum gibt, der all das steuert. Hab ihn mir aber damals nicht ansehen können, weil ich den ganzen Behördenkram zu erledigen hatte, bevor ich mir dieses Gasthaus bauen durfte. Blieb fürs Bewundern von touristischen Attraktionen keine Zeit mehr. Aber wenn ihr mal im Zentrum seid, schaut’s euch ruhig an. Da findet ihr auch den Hüter, den ihr beerben wollt. Aber fragt vorher den alten Harry. Der weiß noch viel mehr darüber. Schlaues Kerlchen, aber trotzdem nett!“
„Gut zu wissen. Und zum Heiligen Stein wollten wir ohnehin noch. Ich werde mir das Ding mal ansehen. Ich muss doch was zu erzählen haben, sollte ich je in meine Welt zurückkehren.“
„Wenn es dir hier nicht besser gefällt, und du bleiben möchtest. Wer kann das wissen? Jetzt ist aber genug geplaudert, Boy. Gleich ist's Eins, und dann ist Polizeistunde. Außerdem ist morgen Frühschoppen, da muss ich früh raus. Gar nicht so einfach in meinem Alter.“
„Polizeistunde?“ wiederholte Ben. „Gibt es hier eine Polizei?“
„Noch nicht. Aber man kann ja nie wissen, Boy!“
Ben konnte den Ausführungen des Wirts nun endgültig nicht mehr so recht folgen. Vielleicht war er auch einfach schon zu müde dafür. Oder Yoghi zu betrunken. Also ließ er es dabei bewenden und zahlte seinen Deckel. Wer sollte wohl Morgen zum Frühschoppen auftauchen? Verrückt das Ganze!
„Gute Nacht, Yoghi. Polizeistunde hin oder her, ich bin müde und brauche ein Bett. Endlich noch einmal ein richtiges Bett!“
„Du hast Zimmer 8, Boy.“
„Alles klar!“, sagte Ben, gähnte und verließ den Kneipenraum in Richtung Gästezimmerkorridor. Vor seiner Zimmertür blieb er stehen und überlegte, ob es Sinn machte, eine Wache für den Rest der Nacht zu bestimmen. Doch er war viel zu müde zum Grübeln. Also ging er in sein Zimmer, schloss zur Sicherheit - vor wem auch immer - ab und überließ sich dem längst überfälligen Schlaf. An eine Wache dachten auch seine Freunde nicht. War auch gar nicht nötig. Heute Nacht drohte ihnen keine Gefahr. Alles schlief friedlich und bis zum nächsten Vormittag durch.
Wahnsinn! Mal wieder in einem richtigen warmen Bett geschlafen zu haben, war der absolute Wahnsinn. Ein Luxus gar, wenn man Betten für eine gewisse Zeit hatte völlig entbehren müssen. Aber am nächsten Morgen zu fünft vor dem einzigen Bad im Gästekorridor warten zu müssen war nichts für schwache Männernerven, vor allem nicht für die von Hotte, der heute morgen kaum mit dem Kopf durch die Zimmertür passen wollte. Ach ja, der schottische Whisky. Aber da musste er nun mal durch. Sie wollten schließlich heute noch weiterziehen. Das hieß, falls Lisa endlich einmal das Badezimmer räumen würde. Nessy dagegen war als erste heute früh aufgestanden und hatte die lästige Körperpflege bereits hinter sich gebracht. Und das war – für ein Mädchen – doch erstaunlich schnell vonstatten gegangen. Allerdings konnte man ja auch nicht unbedingt behaupten, dass Nessy ähnlich ihren Geschlechtsgenossinnen besonderen Wert aufs Schminken, Haare stylen oder unnötig in die Länge gezogenes Waschen gelegt hätte. Immerhin schaffte sie es auf diese Weise, als Erste am Frühstückstisch (der identisch mit dem Stammtisch war) zu sitzen. Daran dachte Lisa im Augenblick gar nicht. Zum erstenmal seit langer Zeit - wie lange waren sie eigentlich schon fort? - nahm sie ein Bad. Und nicht etwa in einem Fluss oder einem Tümpel. Nein, in einer echten Badewanne mit echtem warmen Wasser und echtem, duftenden Schaum. Lisa genoss
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