Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
es, ungeachtet der penetranten Klopferei an die Badezimmertür, ihrem geschundenen Körper mal wieder etwas Gutes zukommen zu lassen nach Regen, Sturm und Kälte. So übersah sie geflissentlich die grimmigen, in Hottes Fell eher grünlichen, Gesichter ihrer Freunde, als sie in ein Badetuch gehüllt endlich das Bad räumte und in ihrem Zimmer verschwand. Ben würde die Mädchen wohl nie verstehen.
Aber auch die Jungs konnten irgendwann später sauber und ordentlich gekämmt das gekachelte Zimmer verlassen und sich in die Kneipe begeben. Da hatte Yoghi ihnen schon den guten alten Stammtisch mit einem sagenhaften Frühstück vollgeladen. Noch einmal hauten die Freunde tüchtig rein. Auch Horst, Beamter im Ruhestand, dem es nach einem Griff in Lisas Hausapotheke schon wieder besser ging.
„Freunde!“, ergriff Gruppenleiter Ben nach dem letzten Bissen das Wort. „Ich würde einerseits gern hier bleiben, aber andererseits, wer weiß, ob die Zeit nicht drängt. Yoghi hat mir von einem Dorf am Fluss erzählt, das halb von Einheimischen und halb von Ex-Erdenmenschen bewohnt wird. Es liegt offensichtlich auf unserem weiteren Weg. Etwa drei Tage entfernt von hier. Ich meine, wir sollten heute noch unsere Reise fortsetzen und dort die nächste große Rast einlegen. Der Dorfälteste kann uns bestimmt weiterhelfen bei unserer Aufgabe. Außerdem hat über Nacht endlich dieser elende Regen aufgehört.“
Ben ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass diese nächste große Rast ein sehr langer Aufenthalt werden würde. Wenn er gewusst hätte, was ihm bevorstand, hätte er ganz sicher einen großen Bogen um das Dorf der Tranjans gemacht. Aber die anderen waren mit dem Plan - wie so oft, wenn er denn von Ben kam - einverstanden. Schweren Herzens verabschiedeten sie sich also von Yoghi, den sie in den letzten Stunden sehr liebgewonnen hatten. Natürlich vergaß Ben nicht, ihm auch das Frühstück mit Goldstücken aus seinem Lederbeutel zu entlohnen. Die Dollars wollten sie sich lieber für später aufsparen, und Gold hatten sie seit seinem Wettkampf durchaus genug. Aber von den Sechsen unerwartet gab der beleibte Wirt ihnen auch noch etwas umsonst mit. Ein Riesenpaket mit Lebensmitteln und ein paar Flaschen mit Trinkbarem.
„Braucht ihr mir nicht zu bezahlen, Boys! Und Mädchen natürlich. Seid doch meine Freunde. Müsst mir aber versprechen, ein bisschen Reklame für mich zu machen, damit der Laden endlich bald florieren wird.“
„Alles klar!“, versprach Ben hoch und heilig. „Aber sag mal, wenn wir die einzigen Gäste seit langem waren, wie verdienst du eigentlich deinen Lebensunterhalt, wenn ich das fragen darf?“
Der Alte grinst freundlich. „Frag einen alten Kaufmann nicht nach seinen Geschäftsgeheimnissen, Boy!“
Ben wandte sich lachend an seine anderen Freunde. „Also, macht euch fertig, Leute. Vor uns liegt ein Dreitagesmarsch bis zum nächsten Dorf. Das wird hart. Besonders mit dem Gepäck!“
„Wartet noch!“, bat Yoghi. „Hab genau das Richtige für euch!“
Die Freunde waren gespannt und folgten dem Wirt hinter dessen Haus. Dort fand sich ein Stall, den sie bisher noch gar nicht gesehen hatten.
„Hab dir doch gestern von meiner Karre erzählt, Ben. Gibt auch ein braves Zugtier dafür. Hab gesagt, es soll im Haus wohnen. Wollte aber nicht, wohnt lieber im Stall. Jedem das seine. Hat lang nichts mehr zu tun gehabt. Könnt mit ihr fahren. Tut sie gerne. Lasst sie einfach am Dorf der Tranjans stehen. Kommt dann von allein wieder zurück hierher. Weiß ja, wo sie’s gut hat.“
Jetzt wollten die Sechs aber endlich wissen, wovon und von wem überhaupt die Rede war. Der Wirt spannte im Dunkel des Stalls eine alte Holzkutsche an ein großes plumpes Tier an. Eine Nilkuh! Zwar nicht ganz so groß und dick wie die Blaue, noch dazu in einer anderen Farbe – aber eindeutig eine Nilkuh.
„Hallo!“ brummte sie mit tiefer Stimme. „Für einen feinen Happen Gras gehe ich kilometerweit. Steigt auf, Menschen und Tauren!“
Während die anderen verwundert zuerst das Gepäck und dann sich selbst auf den Karren luden, trat Ben vor die Nilkuh: „Hallo, Grüne. Ich durfte bereits eine deiner Artgenossinnen kennenlernen. Die Blaue hat sie sich genannt. Lebte in einer Oase vor der Kasathenstadt. Kennst du sie vielleicht auch?“
Die Grüne überlegte. Sehr viele Nilkühe gab es hier ja nicht.
„Klar!“, sagte sie plötzlich. „Ist eine entfernte Tante von mir. War zu Kinderzeiten mal bei ihr zu Besuch.
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