Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Wasser auf der Suche nach Fischen. Gerade hatte ein grauweißer Pelikan einen unvorsichtigen Hering erwischt. Ob es einer der sprechenden Fische war? Charly wandte den Blick ab und sah nach seinen Begleitern. Immerhin waren sie vollzählig und offensichtlich am Leben. Ben und Nessy, die in ihren nassen Lederjacken schliefen, wirkten auf den dicken Jungen mit den zerzausten Haaren wie gestrandete dunkle Tiere, Wildschweine vielleicht? Charly musste lachen bei diesem Gedanken und weckte Rippenbiest dadurch, der inmitten seiner Waffensammlung in der Brandung lag. Offenbar hatte der den Sack mit den Waffen während seines Sturzes den Wasserfall hinunter nicht einen Augenblick lang losgelassen.
„Leben wir noch?“, wollte der Taure wissen und schüttelte sich das Wasser aus dem Fell. „Falls ja, melde ich hiermit Hunger an.“
„Meine Rede“, pflichtete Charly bei, der sich den Sand notdürftig von den Kleidern schrubbte. Dann weckte er die beiden anderen, indem er sie ziemlich unsanft schüttelte.
„Wacht auf, Kinder. Es ist Frühstückszeit!“, rief er vergnügt und unnötig laut.
„Ach halt doch den Rand“, motzte Nessy wie gewohnt gleich los, während Ben ein paar mal den Kopf schüttelte, um ihn wieder halbwegs klar und das Meer- und Flusswasser aus den Ohren zu bekommen Dann fragte er erst einmal, was denn überhaupt passiert war.
„Tja, Benny, wir haben es wohl verbockt“, fürchtete Charly. „Sind trotz Harrys Warnungen den Wasserfall runtergepurzelt und an den Meeresstrand gespült worden. Zum Glück hab ich mir nix gebrochen. Wie steht's bei euch dreien?“
„Immerhin kommt langsam meine Erinnerung wieder“, antwortete Ben als erster. „Muss mir wohl irgendwo den Schädel angestoßen haben. Brummt wie ein Hornissennest. Und meine Klamotten müsste ich sicher erst mal auswringen. Alles andere scheint o.k. zu sein.“
„Bei mir auch“, maulte Nessy. „Das nächste Mal nehme ich den Bus. Und wenn Schlömi der Fahrer ist, wär mir das auch noch egal.“
„Scheinst also auch wohlauf zu sein“, stellte Ben fest.
„Ich hab mir ein Horn zerkratzt, falls das wen interessieren sollte.“
Ben blickte sich am Strand um. Vergeblich. „Aber wo sind die Katzen?“
Die hatte Charly in der ersten Freude, überlebt zu haben, fast vergessen. „Verdammter Mist aber auch. Sie sind weg! Wir müssen sie sofort suchen! Vergesst das Frühstück.“
„Nicht nur die Katzen sind weg“, stellte Ben weiter fest. „Unsere ganze Ausrüstung, abgesehen von Rippes Werkzeug, ist entweder im Meer gelandet oder meilenweit über den Strand verteilt. Vom Proviant ganz zu schweigen. Wir müssen zusehen, ob wir noch etwas Brauchbares finden können. Vielleicht entdecken wir ja auch irgendwo die Tiere. Obwohl ich wenig Hoffnung habe. Und schließlich müssen wir noch den Weg über das Meer finden.“
„Ich bin nahe dran, die ganze Sache aufzugeben! Abenteuer hin oder her“, meinte Charly.
„Und deine Orks, Elben und Halblinge?“, erinnerte ihn Nessy an seine alten sehnlichen Wünsche.
„Ja, klar, die wären immer noch spannend. Aber was nutzt es uns jetzt und hier? Was nutzt es Lisa? Ob sie es wohl irgendwie geschafft hat?“
„Das glaube ich ganz bestimmt“, antwortete Ben. „Sie ist stark. Sie wird es schaffen. Und wir werden es schaffen, sie wiederzufinden. Und wenn es das letzte ist, was wir tun!“
Charly hatte seinen Gruppenleiter selten so entschlossen erlebt. Es schien ihm todernst zu sein. Und er würde seinen Kumpel unterstützen, und wenn es ihn das Leben kostete. Das war er ihm und den anderen seiner Gruppe schuldig. Außerdem war ja alles eh seine Schuld. Also machten sich die Vier wieder auf den Weg. Zu Anfang hatten sie nichts als die von Meerwasser und Sand malträtierte Kleidung, die sie am Leib trugen. Doch nach und nach fanden sie neben den Trümmern ihres zerstörten Kanus fast ihre ganze Ausrüstung wieder: Ihre hoffentlich wasserdichten Rucksäcke mit den eingeschweißten Vollkornriegeln, dem Zelt und den Taschenlampen und Medikamenten. Was fehlte, war der Proviant aus dem Dorf. Der würde wohl auf dem Grunde des Meeres ein feines Fischfutter abgeben. Ben war froh, schließlich auch noch sein Säckchen mit Goldmünzen im seichten Wasser am Strand zu finden. Warum war das schwere Gold nicht untergegangen, fragte er sich. Vielleicht war es Vorsehung. Irgendwie war er davon überzeugt, das Gold irgendwann noch einmal sehr gut gebrauchen zu können. Aber wo waren Kuhkatze und T2?
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