Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
was eigentlich passiert war, zog Rippenbiest seine Aufmerksamkeit auf sich. Dazu rüttelte er seinen Freund ein wenig unsanft durch..
„Verdammt, Ben! Der Wasserfall! Wir schaffen's nicht mehr! Lass die Katze erst mal Katze sein und sieh zu, dass wir unser eigenes Fell retten.“
„Ich hab kein Fell“, versuchte Nessy einen Witz zu machen. Doch auch sie umklammerte das Paddel fester. Als ob das irgendetwas nutzen würde im Falle eines freien Falls den Wasserfall hinunter.
Rippenbiest hatte natürlich Recht. Durch die Rettungsaktion waren sie viel zu nah an den Schlund über dem Meer geraten. Dennoch versuchten die Kanuten noch einmal, ihrem drohenden Schicksal mit wilder Paddelei und sinnlosem Geschrei zu entgehen. Aber es war zwecklos. Sekunden später stürzten die Auserwählten gemeinsam mit Katzen und Kanu mit den Wassermassen aus dem großen Fluss hinein das Süßwassermeer. Und der Wasserfall war tief. Mächtig tief. Als sie mit voller Wucht auf die Oberfläche des Meeres klatschten, wurden sie mehr oder minder bewusstlos. Von den Katzen fehlte anschließend jede Spur. Arme Kuka. Gerade erst aus den Fluten gerettet und jetzt das! Stille.
Lisa hatte den Abstieg geschafft. Er hatte ihr keine großen Probleme bereitet.
„Ich bin schon fast eine Bergziege“, flüsterte sie in die Einsamkeit hinein, und ihre Miene erhellte sich für einen Augenblick. Aber nur kurz. Dann kehrten ihre Gedanken wieder zu ihrer Aufgabe zurück. Wo mochte Aichet sich im Moment befinden? Wartete er im Zentrum auf das Mädchen oder lauerte er ihm irgendwo zwischendurch auf? Hatte das Böse eine Falle geplant oder erwartete es die Konfrontation in aller Ruhe, da von dem dummen kleinen Kind ohnehin keine nennenswerte Gefahr ausging? Lisa wusste keine Antworten auf diese Fragen, also ging sie weiter am Ufer des Meeres entlang. Zu ihrer Rechten lagen die Ausläufer der Berge, die sie hinter sich gebracht hatte. Zur Linken das endlose Meer. Dazwischen ein Strandabschnitt aus hellgrauem Sand von vielleicht zehn Metern Breite. Wie sollte sie nur über diesen Ozean gelangen? Und das musste sie wohl, um zum Zentrum zu gelangen. Es schien keine Lösung zu geben. Kein Schiff oder Boot am Horizont. Nur endloses Meer. Seit Stunden, oder wie lange auch immer, war sie jetzt schon wieder unterwegs. Die Sonne ging unter. Es hatte alles keinen Zweck.
„Hier bin ich, und hier bleibe ich“, sagte sie, wieder zu sich selbst, denn sonst war ja niemand da, der ihr zuhörte. Außer vielleicht ein paar Meereskrebse oder Seemöwen. Aber nichts und niemand nahm Notiz von ihr. Oder etwa doch? Lisa auf jeden Fall setzte sich an das Ufer und schaute auf das Meer hinaus in die Ferne. Was hätte sie darum gegeben, diesen Augenblick vollkommener Schönheit mit jemandem zu teilen. Mit ihren Kollegen aus dem Zeltlager. Aber sie hockte alleine dort im Sand und sah die glühende Sonne, wie sie im Meer zu versinken schien. Dabei gab sie offenbar ihre Farbe an das Meer ab und schien sich im Wasser aufzulösen, aber am nächsten Morgen würde sie wieder auftauchen. So war es schon immer gewesen. So würde es – hoffentlich - immer wieder sein.
Der Horizont verschwamm im Rausch des ersterbenden Sonnenlichts. Wo hörte das Meer auf, wo begann der Himmel? Niemand vermochte das in diesem Moment zu sagen. Die Möwen verabschiedeten die goldene Scheibe mit lautem Kreischen. Schließlich war das Schauspiel auch schon wieder vorbei. Alles war still bis auf das allgegenwärtige Meeresrauschen. Die Möwen verstummten plötzlich. Alles Licht schien mit der Sonne verschwunden zu sein. Der Mond war fahl an seinem Stammplatz am Himmel erschienen. Der Tag hatte sich verabschiedet, und immer noch überlegte Lisa, wie es weitergehen sollte. Über diese Frage schlief das Mädchen endlich ein. Es merkte nicht einmal mehr, wie es eingewickelt in ihre Regenjacke zur Seite kippte und regungslos im Sand liegen blieb. Sein gleichmäßiges Atmen mischte sich harmonisch in das Rauschen der Wellen. Und sie schlief sehr lange, denn die Reise, die hinter ihr lag, war mehr als anstrengend gewesen. Keine Ruhe hatte sie sich gegönnt und war nun total erschöpft. Doch selbst im Schlaf fand sie keine wirkliche Entspannung.
Wieder war Lisa ein Vogel, der aus luftiger Höhe auf einen tiefgrünen Wald hinabblickte. Sie, der Vogel, drehte einige Runden über den Wipfeln der hohen Bäume, dann tauchte sie in die Tiefe hinein. Bis sein Blick auf einen einzelnen mächtigen Baum fiel. Darunter
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