Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
oder nicht?“
„Das ist wahr“, bestätigte der Riese mit tiefer Stimme. „Aber schau, dies ist das Meer der sprechenden Fische. Und auch wenn ich vielleicht so aussehe, ich bin kein Fisch, sondern ein Säugetier wie ihr. Ihr müsst die Fische fragen. Ich würde euch ja gerne über das Wasser tragen, aber dies ist nicht meine Aufgabe. Vergesst nicht, ich bin nur ein Bote. Und auch, was die Fünfte in eurer Runde angeht, muss ich euch enttäuschen. Wenn sie ebenfalls gestrandet ist, dann ganz woanders. Denn der Strand ist beinahe endlos lang und meine Augen können nicht überall sein. Und nun sucht nach Erkenntnis.“
Bevor die jungen Leute am Strand noch eine weitere Frage stellen konnten, war der große alte Wal schon auf Nimmerwiedersehen untergetaucht. Das Meer war wieder ruhig.
„Warum mag Meister Athrawon uns nicht einfach den guten alten Männo hinterhergeschickt haben? So ein Riesenwal scheint mir als Telegrammbote doch ein bisschen zu üppig, oder?“ Charly schnitt eine Grimasse.
Bens Miene dagegen hellte sich auf. Er wusste weder, ob Lisa noch lebte, oder wie sie über das Meer gelangen konnten, doch der Weckruf des Wales hatte ihm Hoffnung eingeflößt.
„Nun, Kinder, wie steht's? Gehen wir weiter?“
„Selbstverständlich gehen wir weiter, Herr Kapitän. Solange, bis wir die Titanic finden“, flachste Charly.
„Was soll das sein? Titanic? Könnt ihr nicht mal wie normale Leute reden?“, fragte Nessy und schulterte ihren nassen Rucksack. „Also, worauf wartet ihr, Jungs?“
Die Auserwählten marschierten weiter.
Der Abend brach an. Und die Sonne schickte sich schon wieder an, das Meer küssen zu wollen, bevor sie abermals in ihm ertrank. Ben stoppte. Charly ebenfalls.
„Hast du eine Idee?“
„Nicht direkt, Charly. Aber ich will mir noch einmal das Gedicht von Meister Athrawon ansehen. Es muss irgendwo in meinem Rucksack herumfliegen. Zum Glück ist er wasserdicht.“
Schließlich hatte er den Notizblock gefunden und zitierte die Stelle, an der von diesem Meer die Rede war: „Hört zu, Freunde! Fahr über das Meer, wo der Fisch ist zuhaus. Er leitet dich rüber, sonst ist's mit Dir aus. Wenn ich das richtig deute, heißt das doch, dass wir erst mal raus auf das Wasser müssen, bevor uns jemand weiterhilft. Oder wie seht ihr das?“
„Also ich kann mit Poesie nichts anfangen“, antwortete Rippenbiest verdrießlich.
„Ich auch nicht“, bestätigte das Mädchen der Gruppe. „Wenn sich was reimt, versteh ich kein Wort.“
„Ich glaube, du hast Recht, Benny“, gab zumindest Charly eine brauchbare Reaktion ab. „Hat der alte Kasathenzausel nicht irgendwas gefaselt, wie Sei mitten auf dem Meer, dann kommt ein Fisch daher? Bevor er versucht hat, uns durch den Fleischwolf zu drehen, meine ich.“
„So in etwa, ja. Also müssen wir erst die Mitte des Ozeans erreichen, bevor die Fische uns helfen. Aber wie um alles in der Welt kommen wir dahin? Ist ein bisschen weit zum schwimmen, oder?“
„Hab nur das kleine Seepferdchen“, gab Charly zu.
Die anderen wussten es auch nicht. Doch dann schaute der Taure zufällig am Strand entlang und entdeckte gut hundert Schritte weiter etwas. Er war sicher, das war vor wenigen Augenblicken noch nicht da gewesen. Oder hatte er nur nicht richtig hingeschaut? War ja auch egal.
„Wie wäre es denn damit? Wie es aussieht, hat sich unser kleines Problem soeben gelöst. So einfach sind die kleinen Freuden, was?“
Nun sahen Ben und die anderen es auch. Ganz in ihrer Nähe befand sich ein halbes Dutzend Boote am Strand. Es waren hölzerne Kanus, ähnlich denen der Kasathen. Sechs Boote, sechs Farben. Die Vier rannten darauf zu. Das hätten sie vielleicht lassen sollen, denn die anfängliche Begeisterung wich nach näherer Betrachtung dieser Kähne der Ernüchterung. Das Holz der Boote, war bestenfalls morsch. Kein einziges befand sich in einem Zustand, der den Mut rechtfertigen würde, aufs Meer hinauszufahren. Aber das Schlimmste: Es waren keine Paddel vorhanden! Nichts, womit man so ein Ding vom Ufer weg in die Mitte des Ozeans hätte bewegen können. War jetzt endgültig alles vorbei?
„So ein Mist!“, fluchte Charly. „Und was jetzt?“
„Na ja, suchen wir halt erst mal das Beste aus und lassen es zu Wasser. Eine andere Chance haben wir nicht. Wenn wir nicht vorher absaufen, paddeln wir eben mit unseren Händen, bis wir draußen sind.“
Das war Bens Vorschlag. Ein bescheuerter Vorschlag, das wusste er selbst. Nicht zu
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