Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
ins Festland hineingehen würde. Einer unbekannten Zukunft entgegen. Der Taure schulterte den verletzten Jungen und war zum Aufbruch bereit. Lisa ging mit den Katzen vor.
Zur gleichen Zeit, aber noch den ein oder anderen Kilometer entfernt, war der junge Schriftsteller endlich wieder sauber und sogar halbwegs wach. Er warf sich ein paar von den netten Kopfschmerzvertreibern ein und setzte sich einmal mehr in seinen alten Sessel droben im ersten Stock. Immer noch liefen, standen und saßen überall Tiere jedweder Herkunft herum. Eine kleine graugrüne Landschildkröte zog langsam ihre Bahn über den abgenutzten Dielenboden des Zimmers. Ein kleiner, getigerter Kater schlug vorsichtig mit der Vorderpfote auf den Panzer des lebenden Fossils, um zu erfahren, was es dann wohl machte. Nicht viel – die Schildkröte zog lediglich Kopf und Gliedmaßen unter dem runden Panzer ein und hatte erst einmal Mittagspause. Ein verrückter, kleiner Dackelmischling mit ungepflegtem, langem, braunem Haar lag ein wenig abseits davon auf einem alten Läufer und streckte die großen Pfoten gen Himmel. Seine großen, braunen Augen schienen zu sagen Wenn mir jetzt nicht bald jemand den Bauch krault, dann ist hier die Hölle los. Ein weiterer Kater, groß und schmal, mit weißer Schnauze, Hals und Pfoten und ansonsten glänzendem schwarzem Fell lag träge auf dem Bett des Menschen und putzte sich das weiche Bauchfell. Sogar die Stubenfliegen hatten hier ihr friedliches Paradies gefunden. Es sei denn, sie wurden von einer Katze, die des Dosenfutters überdrüssig geworden war, gefressen.
„Was geht es uns gut!“, rief der Mann sich und seinen vierbeinigen Freunden zu, als seine Kopfschmerzen mehr oder weniger verschwunden waren. Er streckte sich - immer noch ein wenig müde - und stand aus dem Sessel auf. Er ging träge ins Nebenzimmer. Sein Arbeitszimmer. Da sah es ziemlich wüst aus: Seine dreckigen Klamotten waren ringsum verteilt, auf einigen schliefen seine Tiere. Ein altes totes Radio stand in der Ecke und wartete auf die längst überfällige Reparatur. Das Kassettenfach stand offen und gab den Blick frei auf eine alte verstaubte Genesis-Kassette mit Bandsalat. Überall lagen Papierfetzen und zerknüllte Blätter herum mit Buchstaben, Worten und Sätzen, die er geschrieben hatte, die ihm aber dann nicht mehr gefallen hatten. Der Mann schaute auf seine treue, alte Remington-Schreibmaschine. Keine Katze lag im Augenblick darauf, und auch sonst hielt ihn niemand davon ab, an seinem Roman weiterzuschreiben. Ob ihn wohl jemals einer lesen würde?
„Vielleicht sollte ich mir erst noch ein kaltes Blondes gönnen, bevor ich mit der Arbeit anfange“, dachte er laut, besann sich aber dann anders. Nicht, weil ihm der Sinn nicht danach gestanden hätte – im Gegenteil – nein, weil ihm der Weg die alte Holztreppe hinunter zum Kühlschrank im Moment einfach zu weit erschien. Doch bevor er sich an die uralte Schreibmaschine setzte, ging er erst noch einmal zu einem der beiden Fenster seines Arbeitszimmers, wie er es nannte, und schaute hinaus. Hinter dem offenen Hof erkannte er den Wald. Die Natur, die das Dorf, das rings um seinen alten Bauernhof gelegen war, beinahe wieder verschluckt hatte, war hier unvergleichlich schön und üppig. Ein paar Wildschweine stöberten durch das Unterholz, diverse buntgefiederte Singvögel saßen in den Zweigen und Ästen der Eschen und sorgten für ein Mittagskonzert der Extraklasse. Doch der Mann hielt Ausschau nach etwas anderem.
„Ich fühle es, sie sind unterwegs zu mir. Zum Glück habe ich das Schild an der Kreuzung aufgestellt. Ich weiß, sie werden kommen. Und wer außer mir sollte es wohl sonst wissen können?“
Er lachte laut, so dass der schwarz-weiße Kater vor Schreck vom Bett herunterfiel und sogleich das Weite suchte. Da lachte der Mann noch mehr und lauter. Dann stand er wieder vor der Wahl, weiterzuarbeiten oder lieber wieder einen Grund zum Aufschieben zu suchen.
„Was zu Futtern wäre jetzt nicht schlecht“, meinte er und glaubte, ein Knurren aus seiner Magengegend zu vernehmen. Er nahm ein verrostetes Geldstück aus der ausgebeulten Hosentasche seiner Jeans und warf es in die Luft. Auf dem linken Handrücken fing er die Münze auf und bedeckte sie mit der anderen.
„Kopf ist ein ausgiebiges Mittagessen mit allem, was der Kühlschrank noch hergibt. Zahl ist ein kaltes Bier.“ Er nahm die Hand von der Münze und schaute auf das Ergebnis seines Wurfs.
„Zahl!“,
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