Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
– hervorgerufen durch Sprengstoff, Dynamit oder Kernspaltung – Blumen in allen Farben eines Regenbogens ausspeien, sobald man sie abfeuerte. Eine Bombe für Freundschaft und Friede auf der Welt. Aber der gute Mann hatte seinen Tagtraum direkt wieder fallen lassen, als ihm bewusst wurde, dass niemand so ein Ding haben wollte. Dann hat ihn seine Frau zum Essen gerufen, und er hatte seine B-Bombe vergessen. Aber jetzt lag sie hier. Die Idee, nicht seine Frau. Die Sechs gingen weiter durch den Wald aus bunten Kugeln, die im leichten Wind ein wenig auf dem feinen Sand hin- und herschaukelten. Doch keine einzige zerbrach. Im Vorbeigehen sahen sie in den verschieden großen Seifenblasen weitere nie realisierte Geistesblitze der alten Dimension. Oder woher auch immer: Sie erblickten ein viereckiges Holzrad, mit dem vor ein paar Jahrzehnten ein betrunkener Erfinder das Treppensteigen auf einem Fahrrad ermöglichen wollte, sich jedoch, statt eben dies zu erfinden, in einer Ausnüchterungszelle und später sogar in einer Trinkerheilanstalt wiederfand. Eine andere nie verwirklichte Erfindung war in einer anderen, größeren Seifenblase gefangen. Es handelte sich um das lang ersehnte Auto, das ohne Benzin fährt. Rohstoffschonend, billig und abgasfrei. Aber der damalige Erfinder hatte die geniale Idee fallen lassen müssen, als ihm in den Sinn kam, dass ihn bestimmt die superreichen Ölscheichs deswegen auf die Finger klopfen würden, weil sie weiterhin superreich bleiben wollten. Also war's nichts mit dem Superauto. Und die gut gemeinte Idee landete am Ende hier. In einer Seifenblase. Im Weitergehen entdeckten sie in den immer mehr, beinahe zahllos am Horizont nachwachsenden Blasen aus Seifenschaum noch so manche Traumschlösser, böse und gute Einfälle, Ideen von Bierkrügen, die sich immer wieder von alleine nachfüllten, von wunderschönen Frauen, die sich einige Männer aus Drahtgeflecht und Mikrochips zurechtschustern wollten, weil ihnen die eigene Alte auf die Nerven ging, oder umgekehrt. Doch nach und nach wich ihr Interesse an den toten Ideen einer Langeweile, hervorgerufen von zuviel Seifenschaum, zuviel Stuss darin, zuviel Sand und zu vielen Kilometern, die sie zurücklegen mussten. Und so errichteten sie ein Nachtlager aus nichts weiter als sich selbst, als die Dunkelheit einmal mehr die Sonne von ihrem Himmelsplatz vertrieb und die kommende Nacht ansagte. Charly ging es schlechter denn je. Nicht ein einziges Mal war er aus seinem Koma aufgewacht. Nicht einmal phantasiert hatte er mehr, was seine Freunde immerhin noch als Lebenszeichen angesehen hatten. In der Nacht lagen die anderen noch lange wach. Nun warf der volle Mond sein fahles Licht auf die unendlich vielen Seifenblasen, deren Inhalt man aber in der Dunkelheit nur noch schemenhaft erkennen konnte. Aber wunderschön waren sie dennoch, so eingetaucht in das Licht des kleinen Bruders von Mutter Sonne. In weiter Ferne waren gerade noch die stummen Berge in ihren Umrissen zu erkennen.
„Glaubst du, er schafft es?“, fragte Ben die unfreiwillige Krankenschwester Lisa.
„Ich muss gestehen, ich hoffe es mehr, als dass ich es glauben kann. Die Wunde in seinem Bein hat beim Verbinden fürchterlich ausgesehen.“
„Verflucht! Wer kann uns jetzt noch helfen?“
„Wir müssen uns wie immer auf unser Glück verlassen. Alles in allem hat es uns doch auf unserer ganzen bisherigen Reise begleitet, nicht war?“
„Stimmt eigentlich. Und warum soll es uns ausgerechnet jetzt im Stich lassen, wo wir – und vor allem Charly – es am dringendsten brauchen.“
„Er wird wieder gesund. Das verspreche ich dir.“
„Danke!“
„Wofür?“
„Für alles. Zum Beispiel, dass du da bist.“
Dann herrschte für einige Minuten Schweigen. Doch keiner der erschöpften Abenteurer konnte schlafen. Nicht heute Nacht.
„Lasst ihr auch manchmal im Geiste alles Geschehene Revue passieren?“, fragte Ben, einerseits, weil er ein anderes Thema anschneiden wollte. Andererseits aber auch, weil ihn die Ansichten seiner Begleiter durchaus interessierten. „Alles, was passiert ist, seit wir uns im Zeltlager getroffen haben, meine ich.“
„Ja, sogar sehr oft“, antwortete Nessy. „Manchmal läuft das alles wie ein Film vor meinen geschlossenen Augen ab. Oft denke ich an unsere Freunde zurück, die uns ein Stück des Weges begleitet haben. Wie den alten Harry. Und Hotte. Oder die Blaue Nilkuh. Bei allen Gefahren, die wir zu überstehen hatten und womöglich noch haben
Weitere Kostenlose Bücher