Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Irgendwie schafften es diese Perlentaucher in der Karibik ja auch. Aber sie waren keine Perlentaucher. Dafür hatten sie andere Lehrmeister. Sie sahen sich die Katzen an, die ohne jedwede Bewegung ihrer kleinen Körper die letzten Meter nach oben trieben. Indem sie sich die Bewegungen sparten, verbrauchten sie auch deutlich weniger der mehr als knappen Atemluft in ihren Lungen. Die Menschen machten es ihnen nach und erreichten tatsächlich wenige Augenblicke später die Oberfläche des von der Mittagssonne erwärmten Meeres. Dann atmeten sie Luft. Wunderbare und ach so kostbare Luft! Sie füllten ihre Lungen ausgiebig mit diesem köstlichen Gemisch aus Sauerstoff und Stickstoff. Nachdem sie sich endlich wieder an ihren jeweiligen Atemrhythmus gewöhnt hatten, ließen sie sich erschöpft von der Strömung treiben. Wohin? Das wussten sie nicht. Sie erkannten zwar, dass sie sich gar nicht mal so weit von einer Küste befanden, aber zu welchem Land, zu welchem Kontinent oder zu welcher Dimension sie gehören mochte, wusste keiner von ihnen. Sie waren im Moment auch einfach zu müde, sich über eine solche Nebensächlichkeit Gedanken machen zu können. Hauptsache raus aus dem finsteren Nass. Die wärmende Sonne über und die Todesgefahr hinter sich. Hatten sie sich zumindest so gedacht!
Der gute alte Haifisch, der den Heringsschwarm für die Menschen hatte sausen lassen, konnte und wollte seinen Appetit nicht vergessen. Doch dummerweise erkannten die erschöpften Menschen nicht, wie unweit von ihnen eine dreieckige Flosse durch die Meeresoberfläche in ihre Richtung pflügte. Die Rückenflosse des grauen Todes. Zu allererst bemerkten die im Wasser strampelnden Katzen den pfeilschnellen Feind. Durch aufgeregtes Miauen machten sie die müden Menschen aufmerksam auf das, was sich ihnen von hinten unaufhaltsam und hungrig näherte.
„Verdammte Scheiße!“, sagte Yoghi die ersten Worte seit langem. „Ein Hai – hinter uns!“
Dann erkannten auch die anderen die graue Gefahr. Keine Chance auf eine erfolgreiche Flucht, dennoch versuchten sie verzweifelt, dem hundert mal schnelleren Gegner mit den rasiermesserscharfen Zähnen durch Schwimmen zu entkommen. Doch es war zu spät. Zwar hatte Yoghi zuvor noch behauptet, er könne gar nicht schwimmen, doch die Angst verleiht bekanntlich Flügel. Jetzt schwamm der Wirt nämlich vorneweg. Fett schwimmt ja oben, wie man sagt. Die Katzen hatten sich auf seinem breiten Rücken im zerfetzten Hemd festgekrallt und waren froh, einmal nicht selbst schwimmen zu müssen. Wo ihnen doch der Lebensraum Wasser zutiefst gegen den Strich ging. Die anderen folgten Yoghi in Richtung der unbekannten Küste, die irgendwo vor ihnen lag. Schließlich bildete Charly die Nachhut. Und das kam ihn teuer zu stehen! Sie hatten keine Chance dem schnellen Jäger zu entkommen. Blitzschnell riss der nämlich sein Maul auf, bis es hoch aus dem Wasser ragte. Die großen Zähne funkelten gefährlich im Sonnenlicht. Das blassrosa Zahnfleisch war entblößt. Dann biss er zu und riss dabei ein Stück Fleisch aus Charlys Unterschenkel. Schließlich tauchte der Hai für einige Augenblicke ab. Doch das Blut, das aus der Wunde in Charlys Wade austrat, lockte ihn und nun auch seine hungrigen Artgenossen wie magisch an. Charly schrie vor Schmerzen und drohte, erneut ins Meer hinabzusinken.
„Haut ab, Leute!“, schrie er. „Lasst sie mich fressen! Weg mit euch!“
Die anderen wussten, er hatte Recht. Wenn sie Charly den Haien überließen, besaßen sie selbst eine kleine Chance zu entkommen. Wenn die Raubfische den einen hatten, vielleicht ließen sie die anderen dann in Ruhe. Außerdem konnte Charly mit seinem verletzten Bein ohnehin nicht mehr schwimmen. Sie mussten ihn seinem Schicksal überlassen, um ihrem eigenen zu entgehen.
Mussten sie. Taten sie aber nicht. Ben, der seinem Freund am nächsten war, wendete und schwamm die paar Meter auf seinen untergehenden Kumpel zu. Er tauchte ab, schob seine Arme unter die Schultern des Verletzten und zog ihn wieder an die Oberfläche und somit an die Luft. Doch da waren auch schon die Haie! Unter ihnen war auch der Riesenbursche von vorhin. Von Blutrausch und Hunger getrieben starteten sie den nächsten rasanten Angriff. Wie sollten sie ihnen jetzt noch entkommen? Vor allem, weil die anderen nun ebenfalls ihre Flucht aufgegeben hatten und nur noch tatenlos zusehen konnten, wie die Mörderbestien - die eigentlich nichts weiter als hungrige Fleischfresser sind, die auch nur
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