Der Dämonen-Parasit
einmal gerufen werden, um sie zu behandeln. Mr. Blake hatte es relativ gefaßt aufgenommen, aber sein Gesicht - von Qualen gezeichnet - würde ich nie vergessen können.
Ich nahm im Wohnraum Platz.
»Du kannst das Wochenende auch streichen«, sagte ich zu Suko. Der Chinese stellte den Fernsehapparat aus. Ich bekam die letzten Worte des Sprechers noch mit. Er redete von einem Fußballspiel, das morgen im Wembley Stadion stattfinden sollte. Obwohl ich selbst Fußballfan bin, hörte ich nur mit halbem Ohr hin. Die Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit kreisten in meinem Kopf.
»Was ist denn geschehen, John?« Suko nahm mir gegenüber Platz. »So kenne ich dich kaum. Du bist blaß geworden.«
»Das hat auch seinen Grund.« Ich berichtete meinem Freund von diesem schrecklichen Erlebnis.
Jetzt wurde auch Suko bleich. Er preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein«, hauchte er, »das darf nicht wahr sein. Ein Kind, sagst du? Ein dreizehnjähriger Junge?«
»Ja, und dies hier im Haus.«
Mit der flachen Hand schlug Suko auf seinen Oberschenkel. »Man hat uns beigebracht, einen Fall ohne jegliche Emotionen anzugehen. Hier fällt es mir verdammt schwer.«
Wenn Suko das sagte, sollte es schon etwas heißen. Mein chinesischer Freund war ansonsten ein Musterbeispiel für Selbstbeherrschung. Mein Bericht jedoch hatte ihn geschockt.
»Wir müssen also damit rechnen, auf eine völlig neue Dämonenart zu treffen«, zog ich das Fazit. »Eine Art, gegen die wir bisher noch nie gekämpft haben.«
»Und wogegen es auch kein Mittel gibt?« fügte der Chinese fragend hinzu.
Ich hob die Schultern.
»Was meinst du damit?« fragte Suko.
»Hast du schon gegen Schatten gekämpft?«
»Ja, gegen die des Spuks.«
»Richtig, aber die waren nur zweidimensional. Diese hier sind wie Menschen. Sie besitzen Länge, Breite und Höhe. Das darfst du nicht vergessen.«
»Du hast recht. Es wird schwierig, wobei ich das Wort unmöglich ausspare.«
»Leider.«
»Hast du eine Idee, wer sie geschickt haben könnte? Ich meine, wer hinter den Zwergen steht? Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Schatten auf ihrem Mist gewachsen sind.«
»Asmodis. Der Junge hat schließlich von dieser seltsamen Beschwörung erzählt.«
»Tut mir leid. Ich hatte es vergessen.«
»Macht nichts. Es lag ja auf der Hand, daß Asmodis irgend etwas unternehmen würde. Nach der großen Niederlage wird er sich wieder voll auf die Menschen konzentrieren. Sonst hatte er immer Asmodina, die er vorschicken konnte.«
»Und seine Gegner?« fragte Suko.
»Du meinst, die in den eigenen Reihen?«
»Genau.«
»Das ist ein Problem, das uns weniger angeht. Sollen sie sich doch gegenseitig zerfleischen, wir sind die lachenden dritten. Bei der Mordliga haben wir es schließlich erlebt.«
Da hatte ich nicht gelogen, denn Dr. Tods grausame Mannschaft war dezimiert worden. Es hatte nicht nur Mr. Mondo erwischt, sondern auch Tokata, den Samurai des Satans. Für sein Ende zeichnete der goldene Samurai verantwortlich. Wir hatten miterlebt, wie er Tokata zwang, Harakiri zu machen. [3]
»Sicher hast du einen Vorschlag«, sagte der Chinese.
»Wir müssen zum St. James Square und uns den komischen Zirkus sowie die Zwerge einmal ansehen.«
»Das wollte ich eben sagen.« Der Chinese stand auf. Er ging in die Diele, öffnete dort die Tür zum Bad, und ich hörte, wie er mit seiner Freundin Shao sprach.
Was Shao sagte, konnte ich nicht verstehen. Begeistert war sie bestimmt nicht.
Suko kam zurück. Seine gefütterte Jacke hatte er über die Schulter gehängt. »Willst du noch Waffen mitnehmen?«
»Ja, ich könnte den Bumerang holen.«
»Okay, ich warte.«
Ich ging nach nebenan in meine Wohnung und holte den Bumerang.
Lange genug hatte er sich in den Händen meines Feindes Solo Morasso befunden, endlich hatte ich ihn wieder, und ich wollte ihn hüten wie meinen Augapfel.
Ich steckte die Waffe ein. An der rechten Gürtelseite hatte ich mir eine Schlaufe anbringen lassen, in die der Bumerang gesteckt werden konnte. So behielt ich das Gleichgewicht zu meiner Beretta, die links ihren Platz gefunden hatte.
Suko stand im Flurgang und hatte das Gesicht verzogen.
»Bist du sauer?« fragte ich.
»Nein, aber Shao. Sie hatte sich auf einen ruhigen Abend am Wochenende gefreut.«
»Wie heißt es so schön? Polizisten sind immer im Dienst.«
»Das stimmt.«
Mit dem Lift fuhren wir in die Tiefgarage. Seitdem ich dort einmal überfallen worden war, und man mir mein Kreuz
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