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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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abenteuerlichen
finanziellen Konstruktionen der LGT-Treuhand-Kunden zur Verfügung. Ex-Polizist
Ian Jackson und auch Todd erzählt Kieber alias Wolf im Crema Espresso ,
»dass er in Canberra Finanzseminare durchführte«. In der australischen
Hauptstadt Canberra hat das Australian Taxation
Office sein Hauptquartier.
    Heinrich
Kiebers großer Plan Australien scheint – trotz der Entdeckung in Gold Coast –
in Erfüllung gegangen zu sein. Er könnte sich zufrieden zurücklehnen. Doch was
auf den ersten Blick aussieht wie von langer Hand vorbereitet, offenbart sich
bei näherem Hinsehen als Ergebnis eines permanenten Krisenmanagements. Mit den
Konsequenzen seiner Taten setzt Kieber sich erst dann auseinander, wenn er mit
konkreten Folgen konfrontiert wird. Das beste Beispiel hierfür sind seine
dreisten Geschichten im Zusammenhang mit dem gestohlenen Jeep: Er braucht ein
Auto, also stiehlt er es. Dann stellt er fest: Für ein gestohlenes Auto bekommt
er keine echten Dokumente. Also muss er die Papiere stehlen und dilettantisch
fälschen. Mit denen kann er zwar nach Australien einreisen, aber er ignoriert,
dass er den Wagen rechtzeitig wieder ausführen muss. Als der Zoll bei ihm
anklopft, muss er wieder improvisieren.
    Dasselbe
Muster wiederholt sich bei seinem Datendeal: Als ihm das Visum für sein
Traumland Australien verwehrt wird, wendet er sich zuerst an Großbritannien,
wie Australien Mitglied im Commonwealth, und sucht dort Hilfe für sein Problem
– im Austausch gegen Daten. Erst als sich diese Möglichkeit zerschlägt, wendet
er sich an die deutschen Behörden.
    Auch jetzt
noch, drei Jahre nachdem sein Name in die Schlagzeilen geriet, ist Heinrich
Kieber ständig auf der Flucht – wenn auch vornehmlich vor sich selbst.
Denn ernsthafte Sorgen, verhaftet zu werden, muss er sich keine machen. Der Kronzeuge ist kein Geheimnisträger mehr, die liechtensteinischen Treuhänder, die ihm nach
dem Auffliegen der Affäre wohl gerne körperliche Schäden zugefügt hätten, wären
sie seiner habhaft geworden, haben sich inzwischen beruhigt. Selbst
Hans-Adam II. hat keinerlei Interesse, Heinrich Kieber in Liechtenstein
vor Gericht zu sehen – auch wenn dieser sich gerne als das verfolgte Opfer
stilisiert. Das Letzte, was der Fürst für seine durch die Affäre gebeutelte LGT
brauchen kann, ist ein Medienspektakel, das ein Gerichtsprozess gegen Kieber in
Liechtenstein zweifelsohne auslösen würde. Abgesehen davon: Nach Liechtenstein
ausgeliefert würde Heinrich Kieber wohl kaum werden, denn in den meisten
Ländern gilt er als eine Art Held oder zumindest als jemand, der das Richtige
getan hat – aus welchen Gründen auch immer.
    Dass
Heinrich Kieber immer noch so lebt, als müsste er um sein Leben fürchten, ist
vor allem in seiner Persönlichkeit begründet, sagt Universitätsprofessor
Reinhard Haller, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, ärztlicher Leiter des
Vorarlberger Behandlungszentrums für Suchtkranke und internationaler Experte
für Kriminalpsychiatrie. Der Autor bat Reinhard Haller, mit Hilfe von
vorliegendem Recherchematerial und des Dokumentarfilms Heinrich Kieber – Datendieb Kiebers
Persönlichkeit einzuschätzen. Dass er nicht so ticke wie viele andere Menschen,
sagt Heinrich Kieber ja von sich selbst: »Mein Gehirn funktioniert anders.«
    Professor
Haller schickt voraus, dass es sich bei seiner Einschätzung natürlich nur um
ein Profiling handeln könne, da der Proband für eine
Exploration nicht zur Verfügung stehe. Nach dem Sichten des Materials macht er
dennoch eine deutliche Aussage: »Mich hat überrascht, dass die Psychopathologie
Kiebers sich so auffällig darstellt. Meistens sind Leute mit einer
Persönlichkeitsstörung, wie man sie ihm diagnostizieren muss, nach außen hin
viel kontrollierter und seriöser in ihrem Auftreten.«
    In einem
ausführlichen Gespräch erläutert Reinhard Haller, weshalb er keine
Anhaltspunkte für eine psychische Krankheit bei Kieber erkennt. Hingegen
diagnostiziert Haller Heinrich Kieber aufgrund der vorgelegten Materialien eine
extreme Ausformung von Persönlichkeitszügen: »Heinrich Kieber, so stellt es
sich mir dar, hat einen durchgehenden dissozialen Anteil – eine dissoziale
Persönlichkeitsstörung.« Das heißt, sozial verbindliche Regeln und Normen hält
er nicht ein, er überschreitet sie andauernd. »Dadurch landet man natürlich
fast automatisch im kriminellen Spektrum.«
    Zur
Untermauerung seiner Diagnose verweist Professor Haller auf die

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