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Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Titel: Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Pfefferminze

    Ocker
    gelbbraun, geht zurück auf griech. »ochros«, das »blass«,
    »blassgelb« bedeutete

    Pink
    »nelkenfarben«, kräftiges Rosa, vom engl. Wort »pink«
    für Nelke

    Purpur, purpurn
    »hochrot«, von lat. »purpura«, griech. »porphyra«, dem Namen der Purpurschnecke

    Siena
    Goldocker, benannt nach der Erde um die italienische Stadt Siena

    Terrakotta
    »tonfarben«, von ital. »terracotta«, »gebrannte Erde«, rötlicher Farbton

    Umbra
    vom lat. Wort für Schatten, auch Erdbraun,
    Römischbraun, Sepiabraun genannt

    Violett
    »veilchenblau«, vom frz. Wort »violette«, dt. Veilchen Zyan
    stahlblau, geht zurück auf griech. »kyaneos«

    Liebe Gläubiginnen und Gläubige

    Kolleginnen und Kollegen, Rentnerinnen und
    Rentner, Studentinnen und Schülerinnen — wie kein anderes Volk auf der Welt sind die Deutschen ein Volk der Bürgerinnen und Bürger. Doch wo bleiben die Steuerhinterzieherinnen, die Extremistinnen und die Schwarzfahrerinnen?

    Grimmig blickt der Boss in die Runde: »Es muss sich was ändern!«, sagt er. Ohrfeigen-Toni kratzt sich ratlos am Hinterkopf. Automaten-Ede starrt wie immer
    gelangweilt auf seine Fingernägel. »Was meinst du denn, Boss«, fragt er, »was soll sich ändern?« — »Wir müssen was für unser Image tun! Wir müssen freundlicher werden, vor allem zu den Frauen!« Verdutztes
    Schweigen. »Freundlicher? Zu den Weibern? Aber wir sind doch schon freundlich genug, Boss! Wir machen ihnen teure Geschenke, lassen sie mit unserer Kreditkarte einkaufen ...« »Das reicht aber nicht! Die Frauen von heute verlangen mehr. Sie wollen vor allem ...
    Respekt! Und Chancengleichheit! Hier steht es, überzeugt euch selbst!« Wahllos greift er in einen Stapel bedruckten Papiers vor sich, fischt etwas heraus und liest vor: »Die Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule haben im letzten Jahr ... blah, blah, blah ... dann hier: ...die Aktion, an der sich dreihundert Schülerinnen und Schüler beteiligten ....« Er wirft das Blatt in die Luft, greift sich ein anderes und liest: »Der Ausschuss der Studentinnen und Studenten der Universität hat beschlossen ... blah, blah, blah« – Das nächste: »Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Betriebes ... blah, blah, blah.«
    Erwartungsvoll sieht er seine Mitarbeiter an: »Na, merkt ihr, was da abgeht?« –»Ziemlich viel blah, blah, blah«, sagt Automaten-Ede gelangweilt, »was soll der Mist?
    Willst du uns zu Tode langweilen?« – »Es geht um die Frauen!«, schreit der Boss und knallt die Faust auf den Tisch. »Kein Rundschreiben, keine Mitgliederbroschüre, kein Flugblatt mehr, auf dem die Frauen nicht extra erwähnt würden!« – »Und was geht uns das an?«, fragt Ohrfeigen-Toni achselzuckend. Der Boss wirft ihm einen verächtlichen Blick zu: »Du verstehst eben nichts von moderner Unternehmensführung. Wer konkurrenzfähig bleiben will, kann nicht länger so tun, als wären die Frauen Luft! Er muss sie erwähnen, in jeder Rede, in jedem Satz! Sonst gilt man als frauenfeindlich, und dann ist man ganz schnell weg vom Fenster!« – »So wie Balkan-Ali, der ist auch weg vom Fenster«, fällt Automaten-Ede ein, »nachdem er seine Alte im Suff die Treppe runtergestoßen hat.«

    Der Boss hat die Zeichen der Zeit erkannt. In anderen Ländern mag es zweisprachige Schulen und
    zweisprachiges Fernsehen geben, bei uns gibt es die zweigeschlechtliche Anrede. Alles, was gedruckt oder gesendet wird, wird doppelt adressiert, einmal an die männlichen und einmal an die weiblichen Empfänger: die sehr verehrten Zuschauer und Zuschauerinnen, die geschätzten Leserinnen und Leser und die lieben Hörerinnen und Hörer.

    Heute haben es die Arbeitgeber nicht nur mit
    Arbeiterinnen und Arbeitern zu tun, sondern auch mit Gewerkschafterinnen, Betriebsrätinnen, Geschäftsführerinnen und Gesellschafterinnen. Hätten Marx und Engels das vorausgesehen, hätten sie ihren berühmten Aufruf
    »Vereinigt euch! « gewiss an die »Proletarierinnen und Proletarier aller Länder« erlassen.

    Immer neue Schülerinnengenerationen wachsen mit der Innenmajuskel heran, einem umstrittenen
    typographischen Notbehelf, mit dem man
    zusammenpresst, was man zuvor verdoppelt hat. Vom Schulbuch über Rundschreiben, Flugblätter bis zum ersten »taz«-Abonnement haben die jungen Leute gelernt, dass es für jede Berufsbezeichnung und Grup-penzugehörigkeit eine weibliche und eine männliche Form gibt. Ausnahmslos. Und wo die weibliche Form bislang fehlte, da

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