Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1
Textes für einen »Besser-wissler« zu halten.
Sind rosane T-Shirts und lilane Leggins erlaubt?
Wie sagt man richtig: orange Blüten, orangene Blüten oder orangefarbene Blüten? Sind rosane T-Shirts und lilane Leggins erlaubt? Kann man beige deklinieren?
Tauchen Sie mit dem Zwiebelfisch ein in die schillernde Farbenwelt der deutschen Grammatik.
Ein rotes Tuch, ein blaues Band, ein gelber Fleck, ein grüner Punkt, weißere Zähne, braunere Haut, der graueste Himmel, der schwärzeste Tag – die elementaren Farben bereiten uns sprachlich wenig Probleme, sie lassen sich mühelos beugen und steigern. Daneben gibt es jedoch eine Vielzahl von Farbadjektiven, die es in sich haben. Sie sind zumeist von Hauptwörtern abgeleitet: rosa von der Rose, orange von der Orange, oliv von der Olive, lila vom französischen Wort für Flieder, türkis vom gleichnamigen Edelstein, ocker von der Tonerde, cognac vom Weinbrand, mauve von der Malve und viele weitere mehr. Grundfarben gibt es zwar nur wenige, aber Zwischentöne gibt es unendlich viele, und jeder verlangt nach einem Namen.
Der Duden stellt fest, dass diese Adjektive nicht gesteigert werden können und dass man sie
standardsprachlich auch nicht beugen darf. Mit anderen Worten: diese Farbadjektive sind steif wie ein Brett und können überhaupt nicht verändert werden. Es heißt demnach nicht» ein oranges Kleid«; es heißt auch nicht
»ein orangenes Kleid«. Richtig ist: Ein orange Kleid.
Ferner: eine rosa Krawatte, ein lila Hemd. Von rosa und lila abgesehen, werden diese Farbtöne in der Standardsprache nur selten attributiv (das heißt vor dem Hauptwort stehend) gebraucht. Will man sie dennoch dem Hauptwort voranstellen, hilft man sich durch Zusammensetzungen mit -farben oder -farbig. Dadurch geht man der Versuchung aus dem Weg, die
Bezeichnungen der Farbtöne zu beugen:
Sie trug eine türkisfarbene Handtasche zu ihrem cremefarbenen Kostüm; die Kinder sprühten
orangefarbige Muster auf die türkisfarbige Autotür; seine Schuhe hinterließen cognacfarbene Abdrücke auf dem eierschalenfarbenen Teppich.
Wer »rosane T-Shirt« zu »lilanen Leggins« trägt, bewegt sich nicht nur jenseits der Geschmacksgrenzen, sondern zu-gleich außerhalb der Standardsprache. Doch Sprache ist zum Glück mehr als Standard und Norm. Es kommt darauf an, wie man sie nutzt. Mit Kreativität und Phantasie lassen sich die Grenzen zwischen
Umgangssprache und Standard spielend überwinden. Vor einiger Zeit erhielt ich eine Urlaubskarte mit folgendem Text:
»Das türkise Wasser schäumt, auf Paolos olivem Teint spielen umbrane Schatten, chamoise und
aprikosene Segel ziehen vorbei, maracujane Wimpel flattern, die Stadt stellt ihre terrakottanen Fassaden aus und grüßt mit noch orangeren Markisen als im letzten Jahr. «
Hier wurden alle oben genannten Regeln über den Umgang mit Farbadjektiven missachtet. Und
herausgekommen ist ein kleines Stück Poesie.
Zur Farbe Beige fällt mir immer der Ausspruch von Tante Lilo aus Elmshorn ein. Sie pflegte zu sagen:
»Beige ist keine Farbe, beige wird's von ganz allein.«
24 Farbadjektive und was sie bedeuten
Anthrazit
steinkohlefarben, geht zurück auf »anthrax«,
das griechische Wort für Kohle
Apricot
blassorange, vom frz. Wort für Aprikose
Azur
himmelblau, von frz. »azur«, mittellat. »azzurum«, arab. »lazaward«, Name für den blauen Schmuckstein Lapislazuli, Lasurit
Beige
sandfarben, vom frz. Wort »beige«
Bordeaux
dunkles Weinrot, nach der Farbe des Rotweins aus der Region um Bordeaux
Chamois
gämsfarben, bräunlich gelb, von frz. »chamois«, dt. Gemse/Gämse
Curry
gelbbraun, nach der Gewürzmischung Curry
Ecru
eierschalenfarben, von frz. »écru« für ungebleicht, unbehandelt
Indigo
dunkles Blau, aus dem griechischen Wort »indikon«
(»das Indische«). Der Farbstoff stammte ursprünglich aus Ostindien.
Khaki, Kaki
persisches Wort, bedeutet »erdfarben«, ursprünglich Uniformfarbe der britisch-indischen Regimenter bei der Belagerung von Delhi im Jahre 1857
Lila
fliederfarben, vom frz. Wort »lilas« für Flieder Magenta
rote Druckfarbe, benannt nach der italienischen Stadt Magenta
Marone
kastanienbraun, von frz. »marron«, dt. Esskastanie, Marone
Mauve
rosafarben, wie die Blüte der Malve
Melba
»pfirsichfarben«, nach der Süßspeise »Pfirsich Melba«, die auf die australische Sängerin Nellie Melba zurückgeht
Mint
minzefarben, vom engl. Wort »raint« für Minze,
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