Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Titel: Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
Vom Netzwerk:
Textes für einen »Besser-wissler« zu halten.
    Sind rosane T-Shirts und lilane Leggins erlaubt?

    Wie sagt man richtig: orange Blüten, orangene Blüten oder orangefarbene Blüten? Sind rosane T-Shirts und lilane Leggins erlaubt? Kann man beige deklinieren?
    Tauchen Sie mit dem Zwiebelfisch ein in die schillernde Farbenwelt der deutschen Grammatik.

    Ein rotes Tuch, ein blaues Band, ein gelber Fleck, ein grüner Punkt, weißere Zähne, braunere Haut, der graueste Himmel, der schwärzeste Tag – die elementaren Farben bereiten uns sprachlich wenig Probleme, sie lassen sich mühelos beugen und steigern. Daneben gibt es jedoch eine Vielzahl von Farbadjektiven, die es in sich haben. Sie sind zumeist von Hauptwörtern abgeleitet: rosa von der Rose, orange von der Orange, oliv von der Olive, lila vom französischen Wort für Flieder, türkis vom gleichnamigen Edelstein, ocker von der Tonerde, cognac vom Weinbrand, mauve von der Malve und viele weitere mehr. Grundfarben gibt es zwar nur wenige, aber Zwischentöne gibt es unendlich viele, und jeder verlangt nach einem Namen.
    Der Duden stellt fest, dass diese Adjektive nicht gesteigert werden können und dass man sie
    standardsprachlich auch nicht beugen darf. Mit anderen Worten: diese Farbadjektive sind steif wie ein Brett und können überhaupt nicht verändert werden. Es heißt demnach nicht» ein oranges Kleid«; es heißt auch nicht
    »ein orangenes Kleid«. Richtig ist: Ein orange Kleid.
    Ferner: eine rosa Krawatte, ein lila Hemd. Von rosa und lila abgesehen, werden diese Farbtöne in der Standardsprache nur selten attributiv (das heißt vor dem Hauptwort stehend) gebraucht. Will man sie dennoch dem Hauptwort voranstellen, hilft man sich durch Zusammensetzungen mit -farben oder -farbig. Dadurch geht man der Versuchung aus dem Weg, die
    Bezeichnungen der Farbtöne zu beugen:
    Sie trug eine türkisfarbene Handtasche zu ihrem cremefarbenen Kostüm; die Kinder sprühten
    orangefarbige Muster auf die türkisfarbige Autotür; seine Schuhe hinterließen cognacfarbene Abdrücke auf dem eierschalenfarbenen Teppich.

    Wer »rosane T-Shirt« zu »lilanen Leggins« trägt, bewegt sich nicht nur jenseits der Geschmacksgrenzen, sondern zu-gleich außerhalb der Standardsprache. Doch Sprache ist zum Glück mehr als Standard und Norm. Es kommt darauf an, wie man sie nutzt. Mit Kreativität und Phantasie lassen sich die Grenzen zwischen
    Umgangssprache und Standard spielend überwinden. Vor einiger Zeit erhielt ich eine Urlaubskarte mit folgendem Text:

    »Das türkise Wasser schäumt, auf Paolos olivem Teint spielen umbrane Schatten, chamoise und
    aprikosene Segel ziehen vorbei, maracujane Wimpel flattern, die Stadt stellt ihre terrakottanen Fassaden aus und grüßt mit noch orangeren Markisen als im letzten Jahr. «

    Hier wurden alle oben genannten Regeln über den Umgang mit Farbadjektiven missachtet. Und
    herausgekommen ist ein kleines Stück Poesie.

    Zur Farbe Beige fällt mir immer der Ausspruch von Tante Lilo aus Elmshorn ein. Sie pflegte zu sagen:
    »Beige ist keine Farbe, beige wird's von ganz allein.«

    24 Farbadjektive und was sie bedeuten

    Anthrazit
    steinkohlefarben, geht zurück auf »anthrax«,
    das griechische Wort für Kohle

    Apricot
    blassorange, vom frz. Wort für Aprikose

    Azur
    himmelblau, von frz. »azur«, mittellat. »azzurum«, arab. »lazaward«, Name für den blauen Schmuckstein Lapislazuli, Lasurit

    Beige
    sandfarben, vom frz. Wort »beige«

    Bordeaux
    dunkles Weinrot, nach der Farbe des Rotweins aus der Region um Bordeaux

    Chamois
    gämsfarben, bräunlich gelb, von frz. »chamois«, dt. Gemse/Gämse

    Curry
    gelbbraun, nach der Gewürzmischung Curry

    Ecru
    eierschalenfarben, von frz. »écru« für ungebleicht, unbehandelt

    Indigo
    dunkles Blau, aus dem griechischen Wort »indikon«
    (»das Indische«). Der Farbstoff stammte ursprünglich aus Ostindien.

    Khaki, Kaki
    persisches Wort, bedeutet »erdfarben«, ursprünglich Uniformfarbe der britisch-indischen Regimenter bei der Belagerung von Delhi im Jahre 1857

    Lila
    fliederfarben, vom frz. Wort »lilas« für Flieder Magenta
    rote Druckfarbe, benannt nach der italienischen Stadt Magenta

    Marone
    kastanienbraun, von frz. »marron«, dt. Esskastanie, Marone

    Mauve
    rosafarben, wie die Blüte der Malve
    Melba
    »pfirsichfarben«, nach der Süßspeise »Pfirsich Melba«, die auf die australische Sängerin Nellie Melba zurückgeht

    Mint
    minzefarben, vom engl. Wort »raint« für Minze,

Weitere Kostenlose Bücher