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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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und dann schauen wir mal, wer hier nach Kirmes riecht, wenn ihm der Frack aufklafft. Ich kenne meine Pappenheimer.
    An sich hab ich das mit den Indianern gut im Griff, auch wenn ich immer sabbern muss, wenn das ZDF Der mit dem Wolf tanzt wiederholt.
    Ich hab da halt eine sanfte Affinität zu Indianern. Niemand versteht das Innenleben von Cherokee so gut wie ich. Zeitgleich verabscheue ich natürlich Chicorée, Shakira und Schinkenspicker, weil die nur so ähnlich klingen.
    Aber egal. Schnee von gestern. Ich hab das blendend im Griff. Muss ich auch, nachdem ich versucht habe, im Duisburger Zoo einen schlafenden Braunbären auf links zu ziehen. Auch so ein Kandidat.
    Von außen einen auf lecker machen und dann ruppig werden, wenn die Krone der Schöpfung zu Besuch kommt und mal naschen will.
    Direkt nach dem Pfötchengeben musste ich in die Klinik, und jetzt bin ich Werbeträger für Jack Wolfskin, weil ich eine klovorlegergroße Wunde in Form einer Tatze auf der Brust habe.
    Heilt aber ab.
    Ich kann mich nur ’ne Zeit lang nicht bücken.
    Deswegen kann ich meinen neuen Job noch nicht antreten.
    Nach den begriffsstutzigen Onkeln vom Mediamarkt und der blöden Sache mit den toten Nazis, die ich in Hoyerswerda quasi entkorkte, weil mir einer sagte, die wären »der braune Kern«, habe ich nun mein Schicksal gefunden.
    Die Nordsee.
    Ã–lbohrinsel.
    Muss ohnehin mal raus, schon wegen der Braunen, die aber innen alle rot waren. Verarsche.
    Das Vorstellungsgespräch auf der Plattform dauerte fünf Minuten.
    Â»Können Sie eine Rohrpumpenzange bedienen?«
    Â»Fragen Sie mal in Bad Segeberg nach.«
    Â»Irgendwelche psychischen Erkrankungen?«
    Â»â€™türlich nicht.«
    Â»Schwul?«
    Â»Nein. Ich interessiere mich nur für den heißen, süßen Kern in Ihrem Inneren.«
    Â»Irgendwelche Verwandten?«
    Â»Einen Sohn. Er heißt Klumpen und wird vier.«
    Â»Gut.«
    Ich unterschrieb auf der gestrichelten Linie.
    Geschafft, Freunde. Fast am Ziel.
    Selbstredend weiß ich, wie jeder Anwesende hier, der seine Kinderjahre nicht auf der Klötzchenschule verbracht hat, dass der Erdkern nicht aus kochender Schwurbelmasse und Steingedöns besteht, sondern fraglos aus acht Milliarden Bruttoregistertonnen Karamell. Wenn ich mich erholt habe, geht’s los – Bohrer an, rein in die Erde.
    Und wenn dann der ganze Karamell nach oben kommt und über die Küsten in die Städte brandet und die Parkbänke und Volksbanken, Wolkenkratzer und Steuerzahler, Mann und Maus, Hinz und Kunz, Lolek und Bolek überschwemmt und verklebt und einhüllt, wenn die ersten Radarstationen einen Karamell-Tsunami an der Dortmunder Stadtgrenze blitzen, wenn die Welt sowas von zugekleistert wird, dass alle Mikrofasertücher der Erde nichts mehr ausrichten, wenn alle Menschen vom Karamell wie Insekten in Bernstein eingeschlossen werden, was bei manchen Leuten ja sowieso keine Verschlechterung wäre – dann brülle ich DAS HABT IHR JETZT DAVON! BITTESCHÖN!
    Eine neue Weltordnung, in der Gewalt keine Chance mehr hat. Sogar Steven Seagal noggert sich einen.
    Und dann erwarte ich als Antwort von der Welt nichts weniger als das, was ich jetzt sage:
    Karamellkern.

Türkis
    Ich war nicht sehr lange bei den Hells Angels.
    Ich muss sagen, ich war kein vollwertiges Mitglied damals. Dabei hatte ich alles richtig gemacht. Ich war 16, also jung und voller Spannkraft.
    Ich trug Leder. Sicher, kann man sagen, das zählt nicht, solange das Leder türkis ist, aber ich trug den Einteiler voller Stolz. Und das Captain-Future -Sweatshirt. Und meinen Helm, mattschwarz, bedrohlich, voller Hanuta-Aufkleber mit Obelix und den anderen tighten Galliern. Aber nicht nur, dass ich eine furchterregende Erscheinung war, die gar nicht so selten ein kehliges, angsterfülltes Lachen auslöste, ich kannte auch die Regeln.
    Ich hatte den Angels eine Bewerbung geschickt.
    Mit Lebenslauf.
    Und Lichtbild. Mit Helm auf. Ich hatte mich im Passbildautomaten nicht lumpen lassen, drei Mark mehr bezahlt und den Fotos einen Rahmen aus Palmen, Kometen und Kussmündern verpasst. Ich war hart, ich war böse, ich war der FIESE TÜRKISE.
    Ich trug Schaftstiefel, an denen ich Ketten, Stacheldraht, Heftzwecken, bösartig aussehende Kabel und glänzende Strippen befestigt hatte. Jeder Schritt klang wie die Bombardierung Dresdens.
    Ich trennte mich allerdings teilweise von den

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