Der Deal
bemerkt. Wahrscheinlich sahen alle nur das, was sie sehen wollten.
Aus irgendeinem Grund schien der Typ aus dem Jeep nicht dasselbe zu sehen. »Ich will euch Spezialisten ja nicht vorschreiben, was ihr zu tun habt«, sagte er, »aber ich würde mal die Zündschlüssel auf Abdrücke untersuchen.«
»Besten Dank, Hardy«, sagte einer der Männer sarkastisch. »Sie meinen wohl Fingerabdrücke, nicht?«
»Aber sicher«, erwiderte der Mann namens Hardy. »Von ihren Fingern, verstehen Sie? Kleine runde Abdrücke.« Er drehte sich um und stieß fast gegen Pater Paul. »Ich wette, ihr findet keine.« Dann sagte er zu Pater Paul: »Sorry, Pater«, und ging ins Tageslicht hinaus. »Wer hat sie gefunden?« fragte er Dietrick.
»Ich denke, Pater Cavanaugh hat bereits seine Aussage gemacht.«
Hardy sagte mit tonloser Stimme: »Ich wette, das hat er getan.«
»Was geht hier vor?« fragte Pater Paul. »Hat sich die Frau denn nicht selbst umgebracht?«
Hardy durchbohrte ihn mit seinem Blick. »Das bezweifle ich«, sagte er. Dann wandte er sich zu Dietrick. »Im Pfarrhaus, sagten Sie?«
»Ich weiß, wie es passiert ist«, sagte Steven. »Genau darüber habe ich mit Pater Jim gesprochen.«
Erin goß Steven ein Glas Wasser ein und fragte: »Wie ist was passiert?«
»Du weiß doch, Mom. Die Sache mit Eddie.«
»Ich bitte dich, Steven.«
»Nein, ich meine es ernst. Er hat sich nicht umgebracht, Mutter. Er hat uns wirklich geliebt.«
»Okay, Steven.« Sie hatte Mühe, das Pillenglas zu öffnen. Sie verzog das Gesicht, während sie am Verschluß drehte. »Wie ist das Essen?«
Ehrlich gesagt schmeckte das Essen, als wäre es durch den Fleischwolf gedreht; er wollte sie aber im Augenblick nicht verärgern. Die Pillen würden das schon auflösen. »Glaub mir. Ich kann’s dir jetzt noch nicht verraten, aber ich weiß, wie es passiert ist.«
Sie würde irgendwann schon zuhören. »Warum kannst du es mir nicht erzählen?«
»Es gibt da noch ein, zwei Dinge, die ich klären muß.«
Sie gab ihm die Tabletten. Er steckte sie sich in den Mund und nahm dann das Glas. Nur noch eine Hand bewegen zu können, war gar nicht so lustig.
Resigniert holte sie tief Atem, hielt kurz die Luft an und ließ sie dann langsam wieder heraus. »Nun gut, sobald du das geklärt hast, höre ich dir zu. In Ordnung?«
Sie beugte sich zu ihm herunter und küßte ihn, ohne ihm eine richtige Antwort zu geben.
Er legte seinen Kopf auf das Kissen zurück. »Wo gehst du jetzt hin?«
»Nur für ein paar Minuten zur Kirche rüber. Ich bin rechtzeitig zurück, um das Mittagessen zu machen.«
»Könntest du nicht Pater Jim mitbringen?«
Sie blieb an der Tür stehen. »Ich weiß nicht. Ich kann ihn ja fragen. Ist es wichtig?«
»Es geht um die Sache mit Eddie. Ich möchte ihn nur etwas fragen.«
Sie sackte ein wenig zusammen. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte sie. »Du ruhst dich jetzt aber etwas aus, ja?«
Cavanaugh parkte etwa sechs Häuser weiter unten in der Straße, genau in entgegengesetzter Richtung zu dem Weg, den Erin einschlagen würde. Ein Dodge-Lieferwagen, der in einer Einfahrt parkte, verdeckte die Sicht vom Haus der Cochrans her. Erin würde seinen Honda nicht sehen können, bevor sie auf der Straße war, und selbst dann würde ihr nichts auffallen.
Er hatte bis hierher keine drei Minuten gebraucht – genau genommen zwei Minuten und achtundreißig Sekunden –, und dabei hatte er an jedem der sieben Stopsignale anhalten müssen. Jetzt war nicht der richtige Moment, um sich einen Strafzettel einzuhandeln.
Er wartete.
Nach einer kurzen Zeit des Wartens, die ihm wie eine endlose Stunde vorkam, schaute er auf die Uhr und bemerkte, daß noch keine fünf Minuten vergangen waren. Er drehte die Autoscheibe herunter. Der Tag war ungewöhnlich ruhig. Er beugte sich über den Beifahrersitz und öffnete das Fenster auf dieser Seite, um etwas mehr Luft hereinzulassen. Es half aber nicht sehr viel.
Ob sie etwa schon aus dem Haus gegangen war, während er hierher unterwegs war? Er dachte darüber nach und fand es unwahrscheinlich. Er war innerhalb von dreißig Sekunden, nachdem er aufgelegt hatte, aus dem Pfarrhaus gegangen. Selbst wenn sie bereits auf dem Sprung gewesen war, das Haus zu verlassen, als er mit ihr am Telefon gesprochen hatte, würde sie mindestens noch fünf Minuten brauchen, um sich von Steven zu verabschieden, ihr Haar zu kämmen und ihre Handtasche zu nehmen.
Wenn sie aber nicht innerhalb der nächsten paar Minuten –
Weitere Kostenlose Bücher