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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Plagiate der ihm bekannten M 72. waren, wie in der Fachliteratur behauptet wurde.
    Als Carl mit seinem bewaffneten Begleiter in das Zimmer zurückkam, standen die anderen plaudernd und rauchend um den Tisch.
    »Dann wollen wir mal anfangen«, sagte der englischsprechende Militärexperte Abu Nidais. Er war blauäugig und fast rothaarig und wirkte wie ein Israeli irischer Herkunft.
    Carl trat an den Tisch und besah die aufgereihten Waffen. Ja, es mußten RPG 18 sein. Auf den Feuerrohren waren Informationen aufgedruckt, zwar auf russisch, aber mit kleinen Illustrationen.
    Carl begann damit, daß er an beiden Enden des Feuerrohrs die Gummideckel abnahm und die Waffe in ganzer Länge ausklappte, so daß sie dreißig Zentimeter länger wurde. Dann klappte er die einfache Zielvorrichtung aus Kunststoff auf und zog den Handgriff mit dem Abzug herunter. Daneben saß ein roter Knopf, der sich nach oben und unten schieben ließ. Das mußte die Sicherung sein.
    Der Experte Abu Nidais ließ Carl nicht aus den Augen. Carl prüfte den roten Knopf und kam zu dem Schluß, daß er in Sicherungsstellung gewesen sein mußte, als er die Waffe öffnete. Das Prinzip war also anders als bei den allermeisten anderen Waffen, bei denen man die Sicherung von sich wegschiebt, bevor man feuert. Carl schob den Knopf nach oben und vergewisserte sich, daß der Abzug gesperrt war. Er hatte richtig vermutet. Der rothaarige Ausbilder an seiner Seite nickte beifällig.
    Dann nahm Carl eines der Geschosse in die Hand, klappte die Flügel am hinteren Ende zusammen und schob es ins Rohr, bis es klickend einrastete.
    »So wird’s gemacht«, sagte er und richtete die Waffe auf ein Fenster. »Entsichern, zielen und feuern. Schußentfernung bei stillstehendem Ziel 200 Meter. Die Visiereinrichtung ist auf 200 eingestellt. Man hält also direkt aufs Ziel.«
    Er wartete einen Augenblick ab, bis der Ausbilder nickte. Dann nahm er das Geschoß heraus und legte es wieder neben die Waffe auf den Tisch.
    »Gut, sehr gut«, sagte der Ausbilder. »Aber warum RPG? Warum keine RCL? Es gibt ja sogar eine ausgezeichnete schwedische Variante, wie heißt sie noch schnell…?«
    »Carl Gustav«, erwiderte Carl. »Der schwedische RCL-Typ heißt Carl Gustav. Hat zwar eine größere Feuerkraft, wirft die Hülse aber fünfundzwanzig Meter nach hinten und verlangt eine spezielle Ausbildung. Die Aktion würde um achtzig Prozent unsicherer werden, wenn man unausgebildetes Personal einsetzt.«
    »Gut, da gebe ich Ihnen recht«, fuhr der Ausbilder fort. »Aber dann bleibt noch die Frage, welche Munition Sie verwenden wollen. Was haben wir hier auf dem Tisch?«
    Carl betrachtete die verschiedenen Sprengköpfe. Sie unterschieden sich fast nur durch die grünen, roten und gelben Farbmarkierungen an den Spitzen. Es kam also darauf an, ob eines der Projektile mit Manövermunition gefüllt war und ob die beiden anderen Modelle in der Sprengwirkung voneinander abwichen. Der russische Text lieferte Carl keinerlei Hinweise.
    »Ich kann leider kein Russisch lesen«, sagte Carl mit einer entschuldigenden Geste.
    »Nein, aber können Sie vielleicht die Geschosse untersuchen, ohne uns alle in die Luft zu sprengen?« fragte der Waffenexperte kalt.
    Carl überlegte. Eine Granate konnte kaum explodieren, wenn man sie nur auseinandernahm.
    »Ich denke schon«, sagte er und wühlte in der Hosentasche nach seinem Spezialwerkzeug, das wie ein schweizerisches Armeemesser mit einer Unzahl kleiner Instrumente aussah. Er klappte einen schmalen Schraubenzieher heraus, zog sich einen Stuhl heran und nahm vorsichtig ein Geschoß mit roter Spitze in die Hand. Der Ausbilder zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und setzte sich dicht neben Carl.
    An der Außenseite der kegelförmigen Geschoßspitze entdeckte Carl zwei Schrauben. Er schraubte sie los und zog anschließend vorsichtig die Metallkappe ab. Das kleine rote Rohr an der Spitze des Geschoßinneren mußte der Zünder sein. Er steckte in einer Hülse und ließ sich abziehen.
    »So, das war’s«, sagte Carl, ohne seine Erleichterung zu zeigen.
    »Jetzt dürften wir kaum mehr in die Luft fliegen.« Der Waffenexperte nickte.
    Carl nahm die Metallkappe in die Hand und untersuchte sie. Er wog sie in der Hand und versuchte herauszufinden, wie sie konstruiert war.
    »Dies muß ein HEAT sein«, sagte er, obwohl er selbst nur halb überzeugt war. »Ich bin jedenfalls der Meinung, daß die Konstruktion darauf hindeutet. Ich habe diese Waffen noch nie in der Hand

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