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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Vollmacht nichts entscheiden.
    Ich habe ein Mandat, über die Lieferung von Waffen zu verhandeln und dafür zu bezahlen, aber ich bin nicht berechtigt, mich bindend zu künftigen politischen Resolutionen zu äußern.«
    »Wenn Sie auf meine Forderungen eingehen, bekommen Sie, was Sie wünschen, und zwar kostenlos. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Wir können auch den Transport in die Bundesrepublik organisieren. Darauf haben Sie ebenfalls mein Wort.
    Bei meinen Forderungen allerdings kann ich keinerlei Abstriche zulassen. Das palästinensische Volk befindet sich in einer verzweifelten Lage. Wir sind auf allen Seiten von Verrätern umgeben. Sie müssen meine Lage verstehen. Nun, was sagen Sie?«
    Horst Ludwig Hahn dachte so intensiv nach, daß man es ihm förmlich anmerkte. So wie Carl es sah, gab es keinerlei reale Möglichkeit, die zweite Forderung zu erfüllen. Damit stellte sich die Frage, ob das Ganze daran scheitern oder ob Horst Ludwig Hahn versuchen würde, sich mit einer Lüge aus der Schlinge zu ziehen. Im Nahen Osten ist jedoch nicht jede Lüge gleich. Horst Ludwig Hahn kannte den Unterschied.
    »Ich will nicht lügen. Mein Wort ist so gut wie Ihres, und ich weiß, daß Sie niemals lügen. Und Ihnen muß klar sein, daß ich nicht lüge«, log Horst Ludwig Hahn. »Allen Anwesenden hier im Raum ist klar, daß es eine falsche und unehrliche Methode der Einigung wäre, wenn ich sagte, ich könnte Ihnen etwas zusichern, was ich gar nicht halten kann. Aber was wäre eine solche Zusage wert? Unser Kampf wird wohl so lange dauern, daß wir noch sehr lange Verbündete bleiben müssen. Sollte die Aktion erfolgreich sein, kann ich Ihnen zusagen, daß der Name Abu Nidais unter den vier Unterzeichnern der Resolution zu finden sein wird. Ich kann Ihnen auch zusagen, daß ich mein Äußerstes tun werde, um die Genossen nach meiner Rückkehr davon zu überzeugen, daß wir verpflichtet sind, Ihre Interessen zu berücksichtigen. Ich verspreche, daß meine Genossen diese Argumente verstehen werden. Ich bin auch sicher, daß sie auf den Vorschlag eingehen werden. Ich bin befugt, Ihnen das zu sagen.«
    Es wurde ganz still im Raum. Dann rumorte es so laut und hörbar in Carls Magen, daß ein feines Lächeln über Abu Nidals dunkles Gesicht glitt.
    »Ich glaube, wir können uns einigen«, sagte er schließlich langsam. »Aber ich habe meinen militärischen Befehlshabern eines versprochen: Sie müssen zeigen, daß Sie mit Waffen umgehen können. Ist das die Aufgabe des schwedischen Genossen?«
    Horst Ludwig Hahn nickte. Carl spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach, nicht so sehr wegen des Ungewissen Ausgangs der bevorstehenden Waffenprüfung, sondern vielmehr wegen seines Durchfalls, der sich wieder gemeldet hatte. Dies schien ein höchst unpassender Augenblick, sich zu entschuldigen.
    »Kommen Sie«, sagte Abu Nidal. »Gehen wir ins Nebenzimmer.«
    Damit standen er und seine beiden Mitarbeiter auf. Alle gingen in das bei verriegelten Fensterläden hell erleuchtete Nebenzimmer. Der Raum war bis auf einen großen Tisch und ein paar Stühle nicht möbliert. Auf dem Tisch lagen einige RPG’s - Waffen und Munition getrennt.
    »Bitte sehr«, sagte der Mitarbeiter Abu Nidais, der sich bis jetzt noch nicht geäußert hatte, und forderte Carl mit einer einladenden Geste auf, die Waffen zu untersuchen.
    Carls Schweißausbruch verschlimmerte sich zunehmend. Seine Lage begann verzweifelt zu werden.
    »Ich bedauere sehr, aber ich muß mich für einen Augenblick entschuldigen«, sagte er verbissen. »Wie unpassend es Ihnen auch erscheinen mag, ich muß erst mal ein Badezimmer aufsuchen.«
    Abu Nidal lachte laut auf und zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche.
    »Bitte sehr, einer meiner Jungs zeigt Ihnen den Weg«, sagte er und bot den anderen Anwesenden Zigaretten an.
    Die Toilette war kein WC, sondern nur ein mit Kacheln ausgekleidetes Loch im Fußboden mit zwei geriffelten Platten für die Füße. In einem verzweifelten Wettlauf mit der Zeit zog Carl sich die Schuhe aus, hängte die Hosen an einen Haken und schaffte es gerade noch, sich hinzuhocken, bevor er erleichtert explodierte.
    Hinterher spülte er sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Wie peinlich es auch sein mag, komisch ist es immerhin auch, sagte er zu sich und lächelte sein Spiegelbild an. Es war auf jeden Fall besser, sich konzentrieren zu können, da er jetzt seine Waffenkenntnisse unter Beweis stellen sollte. Jetzt kam es darauf an, daß die RPG’s tatsächlich

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