Der demokratische Terrorist
ganz großer Schlag!«
»Es macht mir Sorgen, daß wir mit Paris keinen vernünftigen Kontakt bekommen haben«, sagte Loge Hecht. Er war tatsächlich ernsthaft beunruhigt. Vor zehn Minuten hatte er Paris mitgeteilt, daß eine bedeutende Aktion bevorstehe und daß bis zum Einsatzbefehl höchstens noch vier Stunden blieben. Aber die Franzosen hatten nicht geantwortet.
»Du weißt doch, wie die sind«, sagte Hans May. »Die Beamten rennen kreuz und quer durch die Flure, aber am Ende muß die Sache doch einem Minister vorgelegt werden, sonst wird sie nicht genehmigt. Und der Minister liegt irgendwo rum und vögelt seine Geliebte, so daß nichts passiert, bis er fertig ist und sie ihn stören dürfen. So sind sie immer, diese Franzosen. Hast du den Senat informiert?«
»Ja. Aber ich habe nicht gesagt, wann, wo und wie.«
»Und die Schweden?«
»Die beobachten zwei nicht identifizierte französische Terroristen, die Burschen, die auf den Waffen sitzen.«
»Gut. Zwei Mann - das dürften wohl selbst die Schweden schaffen. Telefonische Verbindung oder Funk?«
»Funk.«
»Perfekt. Dann bleibt uns nur noch zu warten. Die Lage ist also absolut unter Kontrolle.«
»Das werden wir erst wissen, wenn alles vorbei ist. Die Sache scheint mir ein wenig zu groß zu sein, um vorschnelle Schlüsse zu ziehen.«
»Mach dir keine Sorgen. In ein paar Stunden schnappen wir sie.«
Carl hatte darauf bestanden, andere Musik zu hören. Er lehnte plärrenden Rock als Geräuschkulisse ab und hatte Werner daher einen Stapel Kassetten gegeben. Mit Hilfe eines Bild und eines Overhead-Projektors lieferte er eine perfekte Zusammenfassung der geplanten Aktion. Er zeigte zunächst eine Reihe von Farbfotos mit dem Ziel und den Fluchtwegen. Anschließend folgten Skizzen von Östermalm, die er selbst angefertigt hatte, mit den Fluchtwegen, den Treffpunkten der Wagen und den Parkplätzen. Er schärfte den Zuhörern nochmals ein, sich die Einbahnstraßen zu merken. Das gesamte Material werde nach dem Vortrag vernichtet, so daß sich jeder jetzt konzentrieren müsse.
Carl benutzte sein Pistolenmagazin als Zeigestock, als er die Stadtpläne an der Wand erläuterte. Gruppe 1 sollte an Valhallavägen parken. Zeitpunkt: T minus vier Minuten. Wenn Gruppe 2 passierte, sollte Gruppe 1 starten und in etwa fünfzig Meter Abstand folgen, eher mehr, aber auf keinen Fall weniger.
Wenn Gruppe 2 die italienische Botschaft passierte, sollte Gruppe 1 wenden, auf der anderen Straßenseite parken und den Wagen verlassen. Die Waffen müßten unter den Mänteln versteckt werden. Das sei besser, als sie in den Tennistaschen zu tragen. Diese kämen erst später zur Verwendung, wenn die Fluchtwagen nach der Aktion stehengelassen würden.
Carl fuhr fort: »Gruppe 1 wird von dem geparkten Wagen bis zur Angriffsposition auf Gärdet genau 90 Sekunden brauchen. Es wird gleichzeitig gefeuert. Zwei Schuß pro Mann.
Gruppe 2 mit ihrer Position unterhalb der amerikanischen Botschaft auf dem Parkplatz am Strandvägen leitet ihre Flucht ein, indem sie über Strandvägen bis zum Narvavägen fährt, eine Strecke, die sich in weniger als dreißig Sekunden zurücklegen läßt. Dann folgen eine Reihe von Manövern in Östermalm.
Berechnete Ankunft in der Grevgatan vier Minuten später. Genau fünf Minuten nach Ende des Angriffs dürfte die Gruppe in der Wohnung sein.
Gruppe 2 fährt zum Valhallavägen zurück und begibt sich dann über Karlavägen und Storgatan zur Grevgatan. Diese Fahrt wird mindestens eine Minute länger dauern.
Weniger als sechs Minuten und dreißig Sekunden nach dem Angriff müssen sich beide Gruppen in der Fluchtwohnung befinden.
Etwa um diese Zeit können wir damit rechnen, daß die Polizei und die Feuerwehr von der Wache Östermalm am Tatort sind.«
Als Carl seine Zusammenfassung beendet hatte, ertönte Mozarts Fagottkonzert, das von dem Dilettanten und Freiherrn Thaddaeus von Dürnitz bestellt worden war.
Carl erläuterte noch einmal mit Hilfe des Stadtplans und einer Stoppuhr die Fluchtwege und zeigte mit seinem langen, zwölf Schuß enthaltenden Pistolenmagazin auf die entscheidenden Punkte.
Die anschließende Fragestunde geriet recht kurz. In der Pause wurden die Möbel umgestellt, dann verbrannte man Carls Material im Kamin und bereitete alles für die politische Konferenz vor.
Als Carl vor dem Feuer stand und seine Fotos, Karten und Skizzen ins Feuer warf, kam Werner Porthun zu ihm und drückte ihm die Hand.
»Ich möchte dir zu deiner fabelhaften
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