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Der Derwisch und der Tod

Der Derwisch und der Tod

Titel: Der Derwisch und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meša Selimović
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habe, die ihn
in Mula Jusufs Begleitung, nach Travnik bringen sollten. In der Anordnung hieß
es noch, daß dem erwähnten Hasan die Handfesseln nicht zu lösen seien und daß
man ihn vor Tagesanbruch aus der Stadt hinauszubringen habe. Die berittenen
Sejmenen blieben vor dem Festungstor, die beiden – der Piri-Vojvoda und Mula
Jusuf – weckten den Festungsvogt und legten ihm meine Anordnung vor. Der
Festungsvogt brummte, man hätte es ihm ja auch früher sagen können, dann hätte
er den Gefangenen nicht in die untersten Räume geschickt, so würde es halt
eine Weile dauern, und er würde sich eine Nacht um die Ohren schlagen, er wisse
schon gar nicht mehr, wann Nacht und wann Tag sei; der Piri-Vojvoda erwiderte
ihm darauf das, was er schon erwähnt hatte, nämlich daß er zu gehorchen habe,
und auch Mula Jusuf beklagte sich, schließlich hätten er und der Piri-Vojvoda
mehr Scherereien als der Festungsvogt, aber da helfe nichts, man müsse halt
auch das tun, was einem nicht recht ist, es sei wichtig, und der Valija wolle
es so, und daß Hasan fortgebracht werde, dürfe niemand weiter erfahren, denn
das Volk sei unvernünftig, das hätte man ja kürzlich gesehen, und besser wäre
es, wenn alles im stillen und unbemerkt besorgt würde. Er fügte noch hinzu, er
habe mich gebeten, den Piri-Vojvoda mit Hasan und den Sejmenen auf den Weg zu
schicken, denn er, Mula Jusuf, sei nicht ans Reiten gewöhnt, bis Travnik würde
er sich wund reiten, ich aber hätte darauf erwidert, ich könne den Piri-Vojvoda
auf keinen Fall fortlassen, ich brauchte ihn hier, ohne ihn wäre ich wie ohne
Hände – wofür sich der Piri-Vojvoda nun bei mir bedankte. (Man soll doch
niemals sagen, man hätte den Dümmsten gefunden, denn immer kann es geschehen,
daß ihn einer noch übertrifft!) Als Hasan, gebunden, herbeigebracht wurde,
verlangte er, daß man ihm die Handfesseln löse, er fragte, wohin sie ihn
führten, nannte sie häßliche Nachtkäuze, schimpfte darüber, daß man ihn aus dem
süßesten Schlaf gerissen habe, und als ihm Mula-Jusuf ruhig erklärte, sie
führten nur aus, was ihnen aufgetragen worden sei, da fragte Hasan, wann er,
Mula Jusuf, endlich einmal erwachsen wäre und mit dem eigenen Kopf zu denken
begänne, nicht bloß das tue, was man ihn heißt, es wäre an der Zeit, bestimmt
sei er volljährig, oder ob er vielleicht in den Spuren des Piri-Vojvodas
wandeln wolle, was ihm gar nicht zu empfehlen wäre, denn nie würde er, Mula
Jusuf, solche Vollkommenheit erreichen, und er könne allenfalls ein kleiner
Piri-Vojvoda werden. Er habe das nicht ganz begriffen, meinte jetzt der
Piri-Vojvoda, aber es komme ihm vor, als habe Hasan das kränkend gemeint. –
Darauf bedankte sich Hasan beim Festungsvogt für die bequeme Unterkunft und
die vollkommene Stille, die ihn umgeben habe; so schön sei es für ihn gewesen,
daß er aus lauter Dankbarkeit dem Festungsvogt dasselbe wünsche. Der
Piri-Vojvoda unterbrach das Geschwätz und gab Befehl zum Aufbruch. „Du hast
recht", sagte Hasan, „ihr habt noch soviel zu erledigen, ihr dürft keine
Zeit verlieren."
    Als er die Sejmenen erblickte,
fragte er: „Was habe ich zu tun, ihr feinen Herrn, damit ich euch in
freundlicher Erinnerung bleibe? Werde ich reiten oder hinter euch
herrennen?" – „Halt den Mund!" antwortete ihm ein großer, kräftiger
Sejmen, half ihm aufs Pferd und fesselte ihm auch die Beine mit einem Strick.
„Grüßt mir meinen Freund, den Kadi!"
    rief Hasan noch im Wegreiten.
    „Sie ritten in flottem Trab
davon?"
    „Woher weißt du das?"
    „Jetzt habe ich nichts mehr davon,
daß ich's weiß. Aber dir scheint es noch nicht klar zu sein."
    „Was soll mir klar sein?"
    "Daß sie geflohen sind und daß
du ihnen geholfen hast."
    „Ich hatte doch deine
Anweisung."
    „Von mir gibt's keine Anweisung. Die
hat Mula Jusuf geschrieben."
    „Und die Sejmenen? Sie haben ihn
sogar gefesselt."
    „Vielleicht haben sie ihm schon in
der ersten Gasse die Stricke abgenommen. Bestimmt sind's seine
eigenen Leute."
    „Ich weiß nicht, ob es seine eigenen
Leute sind, aber ich weiß, daß es deine Handschrift war. Und dein
Siegel. Nicht bloß eine Anweisung habe ich von dir gekriegt. Von jedem
Buchstaben weiß ich, wie du ihn schreibst.
    Das kann keiner nachmachen."
    „Ich sage dir, du Narr, von nichts
habe ich gewußt, alles habe ich von dir gehört."
    „O nein, das ist nicht wahr, alles
hast du gewußt. Du hast dir's ausgedacht, du hast es geschrieben. Um
den Freund zu retten. Aber

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