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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Stern des
Südens, vom Großmogul oder vom Hope hat jeder schon mal gehört. Aber der Blue Truth
führte mehr ein Schattendasein, obwohl er durchaus in diese Galerie edelster
Diamanten gehört. Er wurde 1661 in Indien gefunden, hat — nach dem Schliff,
wobei ja immer etwas vom Gewicht verloren geht — hat 112 tiefblaue Karat. Er
war im Besitz indischer Fürsten, dann am Zarenhof und gehörte zum Schluss einem
levantinischen Juwelenhändler, von dem Großvater ihn — in aller Heimlichkeit —
kaufte. Heute hätte der Blue Truth einen Wert von zehn Millionen Dollar. Aber
leider ist er verschollen.“
    „Hier — verschollen?“, fragte
Gaby.
    Mike nickte. „Die Lage hatte
sich zugespitzt. Meine Großeltern wurden bedrängt. Zweimal wurde in ihre Villa
eingebrochen und alles durchwühlt. Einmal fand eine Hausdurchsuchung statt —
unter lächerlichem Vorwand. Meine Großeltern wussten, was die Glocke geschlagen
hatte. Aber der Blue Truth war in einem sicheren Versteck. Dann — im November
jenes Jahres — überstürzten sich die Ereignisse. Großvaters Widersacher zogen
die Schlinge zu. Er und Sarah waren noch hier. Ihr 15jähriger Sohn — mein Vater
— befand sich bei Freunden in der Schweiz. Patrick-Norbert. Später nannte er
sich Patrick Norman und natürlich nicht mehr Schulze-Breitland, sondern
Brigland. Mein Vater ist vor vier Jahren gestorben. Wir hatten ein sehr gutes
Verhältnis zueinander. Damals also war seine Flucht von der Schweiz in die USA
vorbereitet. Und sie gelang auch ohne Zwischenfall. Meine Großeltern wollten
nachkommen. Aber dann — in der Nacht zum 27. November — erfolgte der Anruf
eines Freundes. Eine Warnung. Unmittelbare Verhaftung stand bevor. Es ging um
Minuten. Flucht, überstürzte Flucht — Hals über Kopf. Sie konnten nichts
mitnehmen, gelangten mit dem Wagen zur Grenze und dann auf Schleichwegen in die
Schweiz. In Zürich übernachteten sie bei ihren Freunden. Und dort erzählte
Großvater auch, dass er den Blue Truth habe zurücklassen müssen. Es war keine
Gelegenheit mehr gewesen, ihn aus seinem Versteck zu nehmen. Großvater war
völlig niedergeschlagen. Aber Sarah soll ihn sehr liebevoll getröstet haben.
Ihr war nur wichtig, dass die beiden sich selbst — sozusagen das nackte Leben —
gerettet hatten.“

2. Mike sucht den Diamanten
     
    Tolle Geschichte!, dachte Tim.
Ich ahne schon, worauf es hinausläuft. „Hat dein Großvater“, wandte er sich an Mike,
„den schweizer Freunden das Versteck genannt?“
    „Nein. Hat er nicht.“
    „Ist das verbürgt?“
    „Absolut. Denn am nächsten
Abend — am Abend des 28. November — fand noch ein Telefonat statt: zwischen
Großvater und meinem Vater. Mein Vater war schon in Lissabon und im Begriff, an
Bord eines Schiffes zu gehen, eines US-Liners. Großvater sagte am Telefon,
außer ihm und Sarah wüsste niemand von dem Versteck. Niemand! Keine
Menschenseele! Mit dem nächsten Schiff wollten die Großeltern in die USA
nachkommen. Fünf Tage später flogen sie dann mit einer kleinen Sportmaschine
von Zürich Richtung Lissabon. Aber diese Maschine kam nie an. Absturz — wohl
wegen eines technischen Defektes — überm offnen Meer zwischen Marseille und
Barcelona. Meine Großeltern und der Pilot fanden den Tod.“
    Ist zu lange her, um jetzt noch
zu kondolieren, dachte Tim und schloss gleich die nächste Frage an.
    „Dein Vater war also in den USA
und damit in Sicherheit. Aber er wusste nicht, wo der Blue Truth versteckt ist.
Hat dein Vater je danach gesucht?“
    „Nein. Nie. Er hielt das für
aussichtslos. Er war überzeugt, dass irgendjemand den Stein längst entdeckt
hat.“
    „Aber du bist jetzt hier. Und
zwar deshalb. Warum?“ Mike grinste. „Gute Frage. Denn inzwischen sind 63 Jahre
vergangen. Doch der Blue Truth ging mir nie aus dem Kopf. Freilich — das allein
hätte mich nicht auf die Beine gebracht. Nun habe ich aber einen guten, einen
sehr guten Freund: Dr. William D. Youngblood.“

    Er blickte so triumphierend
umher, als müssten jetzt alle vor Ergriffenheit erschaudern. Stattdessen —
Unverständnis.
    „Er ist der absolute
Juwelen-Experte“, erklärte Mike. „Er weiß alles über die wertvollsten Steine.
Er kennt jeden — die aus den Museen, die aus Privatbesitz, die aus den
Königshäusern. Er hat jedes Funkeln mit eigenen Augen gesehen. Kein Geheimnis
von Edelsteinen, das er nicht gelüftet hätte.“
    „Verstehe!“, nickte Tim. „Und
Dr. Youngblood ist also überzeugt, dass der Blue Truth

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