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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ganz einfach. Es enthielt ein paar handgearbeitete Pantoffeln und einige Taschentücher, die die junge Frau für ihren Mann zu Weihnachten bestickt hatte. Darum hatte sie das Fach abgeschlossen. Den Schlüssel fand man in ihrer Handtasche.«
    »Oh!«, meinte Jane. »Dann ist es doch nicht so interessant.«
    »O ja, aber sehr«, erwiderte Miss Marple. »Es ist das einzig wirklich Interessante an der Sache – das einzige, was die Pläne des Mörders vereitelte.«
    Jeder starrte die alte Dame an.
    »Ich selbst habe es zwei Tage lang nicht erkannt«, sagte Miss Marple. »Ich zerbrach mir immer und immer wieder den Kopf, und dann auf einmal kam die Erleuchtung über mich. Ich ging sofort zum Inspektor und bat ihn, etwas auszuprobieren, was er dann auch tat.«
    »Um was haben Sie ihn gebeten?«
    »Ich bat ihn, der armen Frau den Hut aufzusetzen – und das ging nicht. Der Hut passte nicht. Es war nämlich nicht ihr Hut.«
    Mrs Bantry rief ganz erstaunt:
    »Aber er saß doch zuerst auf ihrem Kopf.«
    »Nicht auf ihrem Kopf – «
    Miss Marple wartete einen Augenblick, um ihren Worten Gewicht zu verleihen, und fuhr dann fort:
    »Wir nahmen als selbstverständlich an, dass es sich um die Leiche der armen Gladys handelte. Aber wir haben uns nie das Gesicht angesehen. Wie Sie sich erinnern, lag sie mit dem Gesicht nach unten, und der Hut verdeckte alles.«
    »Aber sie wurde doch getötet?«
    »Ja, später. In dem Augenblick, als wir die Polizei anriefen, war Gladys noch quicklebendig.«
    »Meinen Sie etwa, es war jemand anders, die vorgab, Gladys zu sein? Aber als Sie sie anfassten – «
    »Es war eine Leiche. Darüber besteht nicht der geringste Zweifel«, sagte Miss Marple ernst.
    »Aber zum Kuckuck nochmal«, mischte sich Colonel Bantry ein, »Leichen fallen einem doch nicht einfach so in den Schoß. Was hat man denn nachher mit der ersten Leiche gemacht?«
    »Mr Sanders hat sie zurückgetragen«, erwiderte Miss Marple. »Es war ein böser, aber sehr kluger Plan. Unsere Unterhaltung im Salon hat ihn darauf gebracht. Die Leiche des armen Hausmädchens Mary – warum sollte er sie nicht gebrauchen? Sie müssen bedenken, dass das Zimmer der Sanders’ oben im Dienstbotenflügel lag. Marys Zimmer befand sich nur zwei Türen weiter, und der Leichenbestatter würde erst später am Abend kommen – damit rechnete Mr Sanders. Er trug also die Leiche über den Balkon (um fünf Uhr war es schon dunkel), zog ihr ein Kleid seiner Frau und ihren weiten roten Mantel an. Und dann entdeckte er, dass das Hutfach abgeschlossen war! Was tun? Es blieb ihm nichts anderes übrig, als einen Hut des Mädchens zu holen. Das würde niemandem auffallen. Er legte den Sandsack neben sie auf den Boden und ging dann fort, um sich ein Alibi zu beschaffen.
    Unter dem Namen Littleworth rief er seine Frau an. Ich weiß nicht, was er ihr erzählt hat. Aber sie war eine leichtgläubige Frau, wie ich vorhin schon sagte. Auf alle Fälle veranlasste er sie, das Bridgespiel früher abzubrechen und nicht ins Kurhotel zurückzukehren. Er verabredete sich mit ihr im Park des Hotels, nahe der Feuertreppe, um sieben Uhr.
    Er selbst kehrte mit seinen Freunden ins Hotel zurück und richtete es so ein, dass Miss Trollope und ich gemeinsam mit ihm die Leiche entdeckten. Er tat sogar so, als wolle er sie umdrehen – und ausgerechnet ich hielt ihn davon zurück! Dann schickte man nach der Polizei, und er taumelte in den Park hinaus.
    Es hatte ihn natürlich niemand gefragt, wo er sich nach dem Verbrechen aufgehalten habe. Er traf sich mit seiner Frau, ging mit ihr die Feuertreppe hinauf, und sie betraten das Zimmer. Vielleicht hatte er ihr gegenüber schon etwas von der Leiche erwähnt. Sie beugte sich über die am Boden liegende Gestalt, und er nahm den Sandsack und schlug zu… mein Gott, es macht mich jetzt noch ganz krank, wenn ich nur daran denke! Dann zog er ihr rasch den Mantel und den Rock aus, hängte die Sachen in den Schrank und zog ihr die Sachen der anderen Leiche an.
    Doch der Hut wollte nicht passen. Mary hatte kurz geschnittenes Haar und Gladys Sanders eine dicke Haarrolle. Er war gezwungen, ihn neben die Leiche zu legen, und hoffte, dass niemand es bemerken würde. Dann trug er die Leiche der armen Mary in ihr Zimmer zurück und legte sie wieder schicklich auf das Bett.«
    »Es erscheint unglaublich«, bemerkte Dr. Lloyd. »Dieses Risiko, das er auf sich nahm. Die Polizei hätte ja bloß zu früh einzutreffen brauchen.«
    »Sie müssen bedenken, dass die

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