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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Telefonleitung nicht in Ordnung war«, erinnerte ihn Miss Marple. »Dafür war natürlich er verantwortlich. Er konnte es sich nicht leisten, dass die Polizei zu früh erschien. Als sie dann endlich kam, brachte sie noch eine Weile im Büro des Geschäftsführers zu. Die größte Gefahr bestand darin, dass jemand merken würde, dass Gladys erst vor einer halben Stunde das Zeitliche gesegnet hatte. Aber er verließ sich darauf, dass die Leute, die das Verbrechen zuerst entdeckten, keine Fachkenntnisse auf diesem Gebiet besaßen.«
    Dr. Lloyd nickte.
    »Man nahm wahrscheinlich an, dass das Verbrechen gegen Viertel vor sieben begangen worden sei«, meinte er. »In Wirklichkeit geschah es um sieben oder ein paar Minuten nach sieben. Frühestens um halb acht hat dann der Polizeiarzt die Leiche untersucht. Da konnte er es unmöglich merken.«
    »Aber ich bin diejenige, die es hätte merken sollen«, erwiderte Miss Marple. »Ich habe die Hand der armen Frau angefasst, und sie war eiskalt. Und kurz darauf sprach der Inspektor davon, dass der Mord gerade vor unserer Ankunft begangen worden sein müsse – und ich habe nichts bemerkt!«
    »Meiner Ansicht nach haben Sie sehr viel bemerkt, Miss Marple«, sagte Sir Henry. »Es muss vor meiner Zeit passiert sein. Ich kann mich überhaupt nicht entsinnen, dass ich je davon gehört habe. Was geschah dann?«
    »Sanders wurde gehängt«, entgegnete Miss Marple lebhaft. »Und das geschah ihm recht. Ich habe es niemals bereut, dass ich dazu beigetragen habe, diesen Mann vor den Richter zu bringen.«
    Ihre strengen Züge wurden weicher.
    »Aber ich habe mir oft bittere Vorwürfe gemacht, dass ich es versäumte, dieser armen Frau das Leben zu retten. Würde sie aber auf mich gehört haben? Wahrscheinlich hätte sie meine Warnungen für Hirngespinste einer alten Frau gehalten. Wer weiß? Auf jeden Fall liebte sie diesen Schurken und vertraute ihm. Sie hat ihn nie durchschaut.«
    »Nun«, meinte Jane Helier, »dann war ja soweit alles in Ordnung. In bester Ordnung. Ich wollte – « Sie brach ab.
    Miss Marple blickte auf die berühmte, die schöne, die erfolgreiche Jane Helier und nickte sanft mit dem Kopf.
    »Ich verstehe, liebes Kind«, sagte sie sehr leise. »Ich verstehe.«

Das Todeskraut
     
    »J etzt ist die Reihe an Ihnen, Mrs B.«, sagte Sir Henry Clithering aufmunternd.
    Mrs Bantry, seine Gastgeberin, maß ihn mit einem kühlen, tadelnden Blick.
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich nicht Mrs B. genannt werden möchte. Es gehört sich nicht.«
    »Dann Scheherezade.«
    »Noch weniger bin ich Sche – wie heißt sie noch? Ich kann nie eine Geschichte richtig erzählen. Fragen Sie Arthur, wenn Sie mir nicht glauben wollen.«
    »Tatsachen kannst du ganz gut schildern, Dolly«, meinte Colonel Bantry, »aber es hapert etwas mit der Ausschmückung.«
    »Das ist es ja gerade«, meinte Mrs Bantry. »Ich habe Ihnen allen zugehört und weiß nicht, wie Sie es fertigbringen. Ich kann’s einfach nicht. Und außerdem habe ich auch gar keinen Stoff für eine Erzählung.«
    »Das können wir Ihnen nicht so ohne Weiteres glauben, Mrs Bantry«, erklärte Dr. Lloyd und schüttelte sein graues Haupt in scherzhaftem Zweifel.
    Mit sanfter Stimme mischte sich nun auch Miss Marple ein.
    »Sie werden doch sicherlich irgendetwas erlebt haben, meine Liebe.«
    Mrs Bantry blieb hartnäckig.
    »Sie haben keine Vorstellung, wie banal mein Leben ist. Alles dreht sich um Dienstboten und um die Schwierigkeit, ein Küchenmädchen zu bekommen. Man fährt höchstens einmal nach London zum Zahnarzt, oder um Kleider zu kaufen, und auch nach Ascot, das Arthur nicht ausstehen kann. Und dann habe ich natürlich meinen Garten – «
    »Aha!«, bemerkte Dr. Lloyd. »Der Garten. Wir alle wissen, woran Ihr Herz hängt, Mrs Bantry.«
    »Es muss wunderbar sein, einen Garten zu haben«, meinte Jane Helier, die schöne junge Schauspielerin. »Das heißt, wenn man nicht zu graben oder sich die Hände schmutzig zu machen braucht. Ich schätze Blumen ja so sehr.«
    »Der Garten!«, rief Sir Henry. »Könnten wir den nicht als Ausgangspunkt nehmen? Raffen Sie sich auf, Mrs B. und erzählen Sie uns von den giftigen Blumenknollen, den verderbenbringenden Narzissen, dem Todeskraut!«
    »Merkwürdig, dass Sie gerade das erwähnen«, sagte Mrs Bantry. »Dadurch haben Sie mich auf etwas gebracht. Arthur, erinnerst du dich noch an Clodderham Court? An den alten Sir Ambrose Bercy, den wir für einen so höflichen, charmanten alten

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