Der digitale Daemon
Geschäftserfolg zu. Nur weniger als 10 Prozent sind der Meinung, dass Geschäftsmodelle ohne Vertrauen funktionieren können. Für einen großen Teil der Befragten ist diese Frage wiederum abhängig vom Geschäftsmodell selbst. Kurzfristig gedacht, mögen Erfolge auch nur über den Preis oder attraktive Versprechungen möglich sein. Aber langfristig können sich Anbieter nur über das Vertrauen ihrer Kunden halten.
Der Weg zu einem marktwirtschaftlichen Internet – mit Hilfe maßvoller Ordnungspolitik und effektiver Kriminalitätsbekämpfung – Hans-Peter Uhl
Man braucht keine wirtschafts- oder ingenieurwissenschaftliche Ausbildung, um zu verstehen, welche eminente Bedeutung die Informations- und Kommunikations-Technologien (IuK oder IT) für uns haben. Die Bedeutung für unseren Wohlstand besteht vereinfacht gesagt in folgenden Effekten: Der enorme technische Fortschritt im IT-Sektor hat in den letzten 30 Jahren zu einem stetig wachsenden Anteil dieses Bereiches am Bruttoinlandsprodukts geführt. Zudem sind im Zuge des technischen Fortschritts die Preise für IT-Güter so stark gesunken, dass alle anderen Bereiche der Ökonomie entsprechend investiert und mit Hilfe dieser Technologie ihre Produktivität erhöht haben. Diese Entwicklung wird sich sicherlich noch fortsetzen. Dabei umfasst der IT-Sektor weit mehr als nur den Bereich des Internets im engeren Sinn. Doch sicherlich nimmt die Technologie rund um das Internet eine Schlüsselposition ein. Somit gehen direkt und indirekt vom IT-Sektor – und speziell von den Möglichkeiten des Internets – ganz wesentliche Wachstumsimpulse aus, nicht zuletzt für Deutschland.
Ironischerweise ist das Internet zugleich der bevorzugte Ort, an dem das durch diese Technologie induzierte Wirtschaftswachstum als Ausdruck einer vermeintlichen »Wachstumsideologie« bisweilen besonders kritisch diskutiert wird. Schließlich geht das Internet nicht nur in die »Produktionsfunktion« von Industrie und Dienstleistungssektor ein, sondern auch in die »Nutzenfunktion« der Konsumenten und Bürger: Es verändert und erweitert ganz erheblich die Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Interaktion in politischer und kultureller Hinsicht.
Ich teile nicht die Hypothese, dass unsere Gesellschaft alles in allem technologieskeptisch sei. Zwar gibt es einzelne Bereiche wie etwa die Gentechnik, die – ob zu Recht oder zu Unrecht – bisweilen fundamentalen Zweifeln ausgesetzt sind. Gerade die IT-Technologie rund um das Internet bietet jedoch ein Beispiel für eine besonders hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Zwar stellen diverse Erhebungen immer wieder eine gewisse Spaltung der Gesellschaft hinsichtlich der Intensität der gezielten Nutzung von Internetanwendungen fest. Auf lange Sicht scheinen die Konsumenten diesbezüglich jedoch ein hohes Maß an Zahlungsbereitschaft in Geld- und vor allem Zeiteinheiten aufzubringen. Mehr noch: Teilweise geht die Wertschätzung für das Internet so weit, dass einige Identitätssucher aus ihrem Konsumverhalten schon eine Weltanschauung zu machen scheinen – diesen Eindruck vermittelt zumindest der Begriff der »Netzgemeinde« und die Benennung einer neuen Partei nach einer ehemaligen illegalen Online-Tauschbörse für Musik und Filme.
Eine prinzipielle Akzeptanzkrise für die Möglichkeiten des Internets scheint also nicht das Problem zu sein. Eine bildungspolitische Herausforderung besteht eher darin, dass sich die Begeisterung der Konsumenten leider nicht in einer entsprechenden Nachfrage nach Qualifikationen niederschlägt: Unserem Land würde es sicherlich guttun, wenn ein größerer Teil der jungen Menschen im Anschluss an ihre Schulzeit willens und geeignet wäre, eine Ausbildung oder ein Studium im informationstechnischen Bereich – oder allgemein im sogenannten MINT-Bereich – zu wählen.
Im Kern besteht die Herausforderung in puncto »Netzpolitik« darin, im Zuge der wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung des Internets angemessene Verantwortlichkeiten für die Branche selbst und für die staatliche Ordnungspolitik zu bestimmen. Zum einen ist es inzwischen so, dass auch derjenige, der das Internet nicht zu nutzen glaubt, es tatsächlich mittelbar sehr wohl nutzt – als Bankkunde, Stromkunde, Krankenversicherter etc. Zum anderen suchen die Menschen den Zugang zu Finanz- und Konsumgütermärkten zunehmend via Internet und sind auch nicht-kommerziell millionenfach online, etwa in sozialen Netzwerken. Selbst wenn man von allen Formen der
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