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Der Doge, sein Henker und Ich

Der Doge, sein Henker und Ich

Titel: Der Doge, sein Henker und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Weshalb sollte er sie jetzt, wo er die große Chance hatte, verschonen?
    Allmählich wuchs die Spannung ins Unerträgliche. Nicht nur bei Jane Collins, auch Torri wurde allmählich ungeduldig. Er hatte sich überwunden und stellte die erste Frage. »Warum?« zischte er. »Warum tötest du sie nicht? Du bist gekommen, um…«
    Cabrisi schüttelte den Kopf. Die Bewegung wirkte wütend und ärgerlich zugleich. Auch Torri hatte die Geste verstanden, traute sich aber nicht, eine entsprechende Frage zu stellen, weil er zu sehr unter dem Eindruck des Dogen stand.
    Plötzlich sprach der Doge!
    Jane, die ebenfalls die italienische Sprache gut beherrschte, glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können, als sie die abgehackt gesprochenen Worte vernahm.
    »Sie ist eine von uns…«
    Die Detektivin konnte es nicht glauben. Hatte sie sich verhört? Sie ist eine von uns, hatte der Doge gesagt. Wenn das stimmte, dann zählte er sie zur dämonischen Seite.
    »Ein Witz!« keuchte Torri neben ihr. »Das kann doch nur ein verdammter Witz sein.« Er war so durcheinander, daß er sogar die Waffe von Janes Wange wegnahm, einen kleinen Schritt zur Seite trat, dann aber auf die Detektivin zielte.
    Jane hütete sich, eine falsche Bewegung zu machen oder auch nur Triumph zu zeigen. Daß dieser Kelch vorläufig an ihr vorübergegangen war, konnte sie kaum glauben, und sie atmete sehr langsam aus, ohne die Erleichterung allzu deutlich zu zeigen.
    Der Doge schaute sie an. Noch immer berührte die Spitze der goldenen Klinge ihre Brust genau dort, wo das Herz schlug. Zwar war es künstlich, doch wenn es eine Verletzung abbekam, würde es ebenso reagieren wie ein normales.
    Torri hatte sich wieder gefangen. »Wieso ist sie eine von uns?« krächzte er.
    »Ich spüre es.«
    Der Doge hatte gesprochen, und abermals wußte Jane nicht, was sie von dieser Antwort halten sollte.
    Und Cabrisi fuhr fort. »Sie… sie hat etwas in sich«, erklärte er. »Ja, sie hat etwas in sich.«
    »Was denn?« flüsterte Torri.
    »Es verbindet uns…«
    Auch Jane dachte über die letzten Bemerkungen nach. Was sollte oder konnte sie und den Dogen verbinden? Da mußte er sich einfach irren. Es gab nichts, das beide gemeinsam hatten — oder doch?
    Der Doge hatte Jane bestimmt und sehr bewußt angesprochen. Und sie erinnerte sich plötzlich wieder an ihre Vergangenheit als Hexe. Da hatte sie dem Bösen gedient und unter diesem Einfluß auch Böses getan. Zudem hatte sie daran geglaubt, daß dieses Leben endgültig hinter ihr lag, aber sie wurde nun eines Besseren belehrt. Der Doge mußte geahnt haben, daß sie einmal auf der anderen Seite gestanden hatte. Wahrscheinlich befand sich noch ein Rest davon in ihrem Innern. Auch Jane war so gut wie überzeugt davon, daß sie nicht völlig geheilt worden war. Ein alter Hexenkeim mußte sich noch gehalten haben. Das spürte der Doge!
    Sie selbst war immer wieder animiert worden, es zu versuchen, sich ihrer verbleibenden Kräfte zu erinnern, um sie für die Seite des Guten einzusetzen.
    Das allerdings würde wohl schwerlich gelingen, denn der Doge stand auf der anderen Seite des Ufers. Wenn er spürte, daß sie zu ihm gehörte, mußte noch eine Keimzelle des Bösen in ihr sein.
    Jane hatte damals den Teufel als ihren obersten Herrn angesehen. Wie auch der Doge.
    Da mußte einfach die Gemeinsamkeit zwischen ihnen bestehen, und er hatte es herausgefunden.
    Jane nickte ihm zu, während sie gleichzeitig von einer Hoffnung durchflutet wurde und sie sich gedanklich mit Dingen beschäftigte, die sie in die Reihe bringen mußte. Es mußte ihr einfach gelingen, den Dogen davon zu überzeugen, daß sie tatsächlich auf seiner Seite stand. Nur so konnte sie ihr Leben retten, das nach wie vor in höchster Gefahr schwebte.
    »Ja!« sprach sie ihn direkt an. »Ich stehe auf deiner Seite, Giancarlo Cabrisi. Du bist stark genug, um es gemerkt zu haben, im Gegensatz zu deinem Diener.«
    Torri lachte krächzend und schüttelte dabei den Kopf. »Das stimmt doch nicht. Sie will sich hier herauswinden. Sie kann keine von uns sein, denn sie war mit einem Feind von uns zusammen. Mit dem Geisterjäger John Sinclair. Sie hat ihn nach Venedig begleitet. Begreifst du das denn nicht? Sie ist nicht unser Partner!«
    »Ich spüre es anders.«
    »Hör auf, Cabrisi, du irrst dich!« Da zuckte der Doge zusammen. »Nein, ich irre mich nie. Ein König kann sich nicht irren. Sie gehört zu uns.«
    »Und deshalb willst du sie nicht töten?«
    »Das meine ich

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