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Der Doktor und das liebe Vieh

Der Doktor und das liebe Vieh

Titel: Der Doktor und das liebe Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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schön, neben Helen zu sitzen. Ich fühlte mich – von der unerträglichen Hitze abgesehen – so wohl wie ein Fisch im Wasser und machte es mir auf meinem Sitz gerade so richtig bequem, als plötzlich das Licht ausging und mit ohrenbetäubendem Getöse die Wochenschau begann. Ich zuckte zusammen. Offenkundig war der Ton viel zu laut eingestellt. Jetzt brüllte eine Stimme vierzehn Tage alte Neuigkeiten in den Saal. Schließlich endete die Wochenschau mit der gleichen dröhnenden Musik, mit der sie begonnen hatte.
    Nach einer kurzen Atempause brach der Lärm wieder los, und der Hauptfilm begann – der Film über Schottland sollte danach vorgeführt werden. Es war ein Film mit viel Liebe und vielen Umarmungen, und bei jedem Kuß veranstalteten die Jungen unten im Parkett ein lautes Geschmatze.
    Unterdessen wurde es immer heißer. Ich öffnete meine Weste und knöpfte meinen Hemdkragen auf. Ich war schon ganz benommen. Zweimal riß der Film, und wir starrten minutenlang auf die nackte Leinwand. Die Jungen unten pfiffen und johlten und stampften mit den Füßen.
    Maggie Robinson, die in dem schwachen Licht neben dem Vorhang stand, konnte den Blick nicht von uns abwenden. Jedesmal wenn ich aufsah, stellte ich fest, daß sie uns grinsend anstarrte. Ungefähr in der Mitte des Films jedoch nahm ein plötzlicher Aufruhr jenseits des Vorhangs ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Im gleichen Augenblick wurde sie beiseite geschoben, und eine große, kräftige Gestalt kam hereingeschwankt.
    Ich traute meinen Augen nicht. Es war Gobber Newhouse.
    Offensichtlich hatte er wieder getrunken. Er verbrachte die meisten Nachmittage in den hinteren Räumen der Pubs und wollte sich hier vermutlich von einer besonders wilden Bierrunde erholen.
    Zu meinem Entsetzen steuerte er ausgerechnet auf unsere Reihe zu, stützte sich kurz auf Helens Knie, trat mir auf die Füße und ließ sich in seiner ganzen Fülle ächzend auf dem Sitz zu meiner Linken nieder. Zum Glück war es ebenfalls ein Sitz ohne Armlehne. Dennoch hatte er Mühe, es sich auf seinem Platz bequem zu machen. Er rutschte hin und her, und sein Schnauben und Grunzen erinnerte an einen Schweinestall. Schließlich kam er zur Ruhe, und nach einem lauten Rülpser schlummerte er ein.
    Sein Geschnarche und sein Gestank nach schalem Bier machten es mir vollends unmöglich, mich auf die Liebesgeschichte auf der Leinwand zu konzentrieren.
    Ich atmete auf, als der Film zu Ende war und das Licht anging. Ich war ein wenig beunruhigt. Helen hatte mehrmals den Mund verzogen und die Stirn gerunzelt. Hoffentlich ist sie nicht verstimmt, dachte ich. Aber glücklicherweise erschien jetzt Maggie mit einem Tablett vor dem Bauch, und ich kaufte jedem von uns ein Schokoladeneis.
    Ich hatte gerade davon abgebissen, als das Licht wieder ausging und Musik ertönte. Ich lehnte mich behaglich zurück. Jetzt mußte der Film über die Hebriden kommen. Aber irgend etwas stimmte nicht mit dem Programm. Was sollte diese kreischende Westernmusik? Dann erschien der Titel auf der Leinwand: »Schüsse in Arizona«.
    Ich wandte mich erschrocken Helen zu. »Was ist denn da passiert? Jetzt sollte doch der schottische Film kommen!«
    »Sollte!« sagte Helen und machte eine Pause. Dann sah sie mich mit einem matten Lächeln an. »Aber ich fürchte, er ist es nicht. Sie wechseln oft den Beifilm, ohne es anzukündigen. Und die Leute haben anscheinend nichts dagegen.«
    Ich ließ mich erschöpft zurücksinken. Ich hatte es mal wieder geschafft. Alles, was ich unternahm, ging schief. In dieser Beziehung war ich ein Genie.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Hoffentlich sind Sie jetzt nicht wütend.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Warten wir ab. Vielleicht ist es ja ein interessanter Film.«
    Aber es war der typische, abgedroschene Western, und ich ließ alle Hoffnung fahren. Apathisch sah ich zu, wie die Reiter zum viertenmal an demselben Felsen vorbeipreschten, als plötzlich mit lautem Getöse die unvermeidliche Schießerei begann. Ich schreckte zusammen, und sogar Gobber fuhr aus seinem tiefen Schlaf auf.
    »Hallooo! Hallooo!« brüllte er, schoß kerzengerade in die Höhe und schlug mit beiden Armen um sich. Einer seiner Hiebe traf mich am Kopf; und ich prallte gegen Helens Schulter. Ich wollte mich entschuldigen und sah, daß sie wieder die Stirn runzelte. Aber diesmal verzog sich ihr ganzes Gesicht, und dann fing sie plötzlich zu lachen an.
    Ich hatte noch nie ein Mädchen so lachen sehen. Es war, als

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