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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Nynaeve ebenfalls, aber Nynaeve beobachtete die Frau weiterhin wachsam und hoffnungsvoll. Sie benetzte ihre Lippen »Ihr kennt einige Frauen, die uns helfen können?«
    »Nynaeve!« rief Elayne verwundert aus. »Wir brauchen keine Hilfe. Wir sind Aes Sedai, erinnerst du dich?«
    Mit einem seltsamen Blick in ihre Richtung schüttelte Herrin Anan ihre Röcke aus und beugte sich herab, um ihre hervorschauenden Unterkleider glatt zu streichen. Ihre wahre Aufmerksamkeit galt aber Nynaeve. Elayne hatte sich noch nie in ihrem Leben so vollkommen beiseite geschoben gefühlt. »Ich kenne einige Frauen, die gelegentlich Wilde oder Davongelaufene oder Frauen aufnehmen, welche die Prüfung zur Aufgenommenen oder zur Aes Sedai nicht bestanden haben. Es müssen insgesamt mindestens fünfzig sein, obwohl die Anzahl schwankt. Sie können Euch helfen, ein Leben ohne das Risiko zu führen, daß eine wahre Schwester Euch wünschen läßt, sie würde Euch die Haut abziehen und die Qual beenden. Nun, belügt mich nicht. Wart Ihr jemals in der Burg? Denn wenn Ihr davongelaufen seid, könntet Ihr genausogut beschließen zurückzukehren. Die Burg hat sogar während des Hundertjährigen Krieges fast alle Davongelaufenen gefunden, also solltet Ihr nicht denken, daß sie sich durch diese kleine Schererei jetzt aufhalten lassen werden. Tatsächlich wäre mein Vorschlag in diesem Fall, daß Ihr den Platz überquert und Euch der Gnade einer Schwester unterwerft. Obwohl ich fürchte, daß es nur geringe Gnade geben wird, aber Ihr könnt mir glauben, daß es mehr sein wird, als wenn sie Euch zurückholen. Ihr werdet danach nicht einmal mehr daran denken, das Gelände der Burg ohne Erlaubnis zu verlassen.«
    Nynaeve atmete tief durch. »Wir wurden aus der Burg fortgeschickt, Herrin Anan. Darauf schwöre ich bei allem, was Ihr verlangt.«
    Elayne sah sie ungläubig an. »Nynaeve, was sagst du da? Herrin Anan, wir sind Aes Sedai.«
    Herrin Anan lachte. »Kind, laßt mich mit Nynaeve reden; die ist zumindest alt genug, um Vernunft zu zeigen. Erzählt das dem Zirkel, und sie werden es nicht freundlich aufnehmen. Es wird sie nicht kümmern, daß Ihr die Macht lenken könnt. Sie können es auch, und sie werden Euch den Hintern versohlen oder Euch auf die Straße werfen, wenn ihr die Törin spielt.«
    »Wer ist dieser Zirkel?« fragte Elayne. »Wir sind Aes Sedai. Kommt zum Tarasin-Palast hinüber, und Ihr werdet es sehen.«
    »Ich werde sie im Zaum halten«, besaß Nynaeve die Frechheit zu sagen, während sie Elayne unentwegt stirnrunzelnd und mit einer Miene ansah, als sei sie diejenige, die verrückt geworden sei.
    Herrin Anan nickte nur. »Gut. Jetzt nehmt diese Ringe ab und steckt sie weg. Der Zirkel erlaubt solche Art Vortäuschung nicht. Sie würden sie Euch gleich zu Beginn nehmen und einschmelzen lassen. Obwohl Ihr, Euren Gewändern nach zu urteilen, Geld habt. Wenn Ihr es gestohlen habt, laßt es Reanne nicht wissen. Eine der ersten Regeln, die Ihr lernen müßt, lautet, nicht zu stehlen, selbst wenn Ihr verhungert. Sie wollen keine Aufmerksamkeit erregen.«
    Elayne ballte die Hände zu Fäusten und verbarg sie hinter dem Rücken, als sie beobachtete, wie Nynaeve sanftmütig ihren Ring abnahm und in ihre Gürteltasche steckte. Nynaeve, die jedesmal aufheulte, wenn Merilille oder Adeleas oder eine der anderen vergaßen, daß sie eine vollwertige Schwester war!
    »Vertrau mir, Elayne«, sagte Nynaeve.
    Was Elayne leichter gefallen wäre, wenn sie auch nur eine Ahnung gehabt hätte, was die Frau vorhatte. Sie vertraute ihr dennoch. Überwiegend. »Ein kleines Opfer«, murmelte sie. Aes Sedai nahmen ihre Ringe ab, wenn es nötig war, und sie hatte es auch schon getan, aber er gehörte jetzt rechtmäßig ihr. Es schmerzte sie fast körperlich, den Gold ring abzunehmen.
    »Sprecht mit Eurer Freundin, Kind«, wies Herrin Anan Nynaeve ungeduldig an. »Reanne Corly wird sich nicht mit Trotz und Schmollen abgeben, und wenn Ihr mich meinen Vormittag umsonst verschwenden laßt... Kommt schon, kommt. Ihr habt Glück, daß ich Lord Mat mag.«
    Elayne hielt ihre kühle Gelassenheit nur noch mühsam bei. Trotz und Schmollen? Trotz und Schmollen? Sie würde Nynaeve dorthin treten, wo es schmerzte, sobald sie die Gelegenheit dazu bekäme.

KAPITEL 4
    In Nachbarschaft einer Weberei
    Nynaeve wollte mit Elayne sprechen, wenn die Gasthausbesitzerin nicht mehr zuhören würde, aber es ergab sich nicht sofort die Gelegenheit. Die Frau drängte sie wie eine

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