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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Verputz sahen, und an Palastgärten und Läden vorbei, wo manche offene Hintertür einen Blick auf Silberschmiede, Schneider oder Holzschnitzer bei der Arbeit freigab. Herrin Anan schaute mindestens ebenso häufig über ihre Schulter, um sich zu vergewissern, daß sie ihr noch immer folgten. Nynaeve lächelte und nickte ihr zu, was hoffentlich Eifer vermittelte.
    »Nynaeve, wenn zwei Frauen, welche die Macht lenken können, eine Gemeinschaft bildeten, würde die Burg über sie herfallen wie ein Rüdel Wölfe. Woher sollte Herrin Anan außerdem wissen, ob sie es können oder nicht? Frauen, die es können und keine Aes Sedai sind, zeigen sich nicht überall, wie du weißt. Jedenfalls nicht sehr lange. Auf jeden Fall kann ich nicht erkennen, daß es einen Unterschied machte. Egwene will vielleicht jede Frau, welche die Macht lenken kann, irgendwie zur Burg bringen, aber darum sind wir nicht hier.« Die frostige Geduld in Elaynes Stimme ließ Nynaeve ihren Zopf noch fester umfassen. Wie konnte die Frau so begriffsstutzig sein? Sie lächelte Herrin Anan erneut zu und unterdrückte dann nur mit Mühe einen finsteren Blick auf deren Rücken, als jene den Kopf wieder nach vorn wandte.
    »Fünfzig Frauen sind nicht zwei Frauen«, flüsterte Nynaeve heftig. Sie konnten die Macht lenken. Es mußte so sein. Alles deutete darauf hin. »Es ist unvorstellbar, daß dieser Zirkel in einer Stadt mit einem Lagerraum voller Angreale besteht, ohne daß davon zumindest bekannt ist. Und wenn dem so ist...« Sie konnte nicht verhindern, daß ihre Stimme vor Zufriedenheit troff. »...werden wir die Schale ohne Meister Matrim Cauthon finden. Wir können diese lächerlichen Versprechen vergessen.«
    »Sie waren keine Bestechung, Nynaeve«, sagte Elayne wie abwesend. »Ich werde sie halten, und du ebenfalls, wenn du Ehrgefühl besitzt, und das weiß ich.« Sie verbrachte absolut zuviel Zeit mit Aviendha. Nynaeve wünschte, sie wüßte, warum Elayne begonnen hatte zu glauben, daß sie alle diesem Aiel-Unsinn folgen müßten.
    Elayne biß sich stirnrunzelnd auf die Unterlippe. Alle Frostigkeit war von ihr gewichen. Sie war anscheinend wieder ihr altes Selbst. Schließlich sagte sie: »Wir wären ohne Meister Cauthon niemals zu dem Gasthaus gegangen, weshalb wir auch niemals der bemerkenswerten Herrin Anan begegnet oder zu diesem Zirkel geführt worden wären. Wenn uns der Zirkel also zur Schale führt, müssen wir anerkennen, daß er der ursächliche Grund dafür war.«
    Mat Cauthon. Sein Name brodelte in ihrem Kopf. Nynaeve stolperte über ihre eigenen Füße und ließ den Zopf los, um ihre Röcke zu raffen. Der Boden der Gasse war nicht so glatt wie ein gepflasterter Platz und weitaus unebener als ein Palastboden. Manchmal war eine aufgeregte Elayne besser als eine Elayne, die klar denken konnte. »Bemerkenswert«, murmelte sie. »Niemand hat uns jemals so behandelt wie Herrin Anan, Elayne, nicht einmal Menschen, die zweifelten, nicht einmal das Meervolk. Die meisten Leute wären vorsichtig, wenn eine Zehnjährige vorgibt, eine Aes Sedai zu sein.«
    »Die meisten Leute wissen nicht wirklich, wie eine Aes Sedai aussieht, Nynaeve. Ich denke, sie ist einst zur Burg gegangen. Sie weiß Dinge, die sie sonst nicht wissen könnte.«
    Nynaeve schnaubte und betrachtete finster den Rücken der vorauseilenden Frau. Setalle Anan mochte zehnmal, hundertmal zur Burg gegangen sein - sie würde Nynaeve al'Meara dennoch als Aes Sedai anerkennen und sich entschuldigen müssen. Und auch erfahren müssen, wie es war, am Ohr umhergezerrt zu werden! Herrin Anan schaute zurück, und Nynaeve gönnte ihr ein starres Lächeln und nickte, als wäre ihr Hals ein Scharnier. »Elayne? Wenn diese Frauen wissen, wo sich die Schale befindet... Wir müssen Mat nicht erzählen, wie wir sie gefunden haben.« Es klang leicht fragend.
    »Ich sehe nicht ein, warum nicht«, erwiderte Elayne und machte dann alle ihre Hoffnungen zunichte, indem sie hinzufügte: »Aber ich muß vorsichtshalber Aviendha fragen.«
    Wenn sie nicht gedacht hätte, daß Herrin Anan sie auf der Stelle verlassen würde, hätte sie geschrien.
    Die gewundene Gasse wurde zu einer Straße, und es war kein sinnvolles Gespräch mehr möglich. Der schmale Rand der Sonne leuchtete blendend über die Dächer über ihnen. Elayne beschattete sehr betont ihre Augen mit einer Hand. Nynaeve weigerte sich. Es war nicht so schlimm, und sie blinzelte kaum. Ein klarer blauer Himmel spottete ihrem Wettersinn, der ihr noch immer

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