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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schankmädchen her. Er hegte keinen Zweifel, daß Tylin dafür gesorgt hatte.
    Er hatte Zeit, nach Olver zu sehen, bei Harnan und den anderen Rotwaffen vorbeizuschauen, die sich einen langen, von Betten gesäumten Raum nicht weit von den Ställen entfernt teilten, und in die Küchen hinab zu schlendern, um etwas Brot und Fleisch zu essen - die Getreideflocken im Gasthaus hatte er nicht hinunterbringen können. Nynaeve und Elayne waren noch immer nicht zurückgekehrt. Schließlich blätterte er in den Büchern in seinem Wohnraum und begann Die Reisen des Jain Fernschreiter zu lesen, obwohl er vor Sorge kaum ein Wort aufnahm. Thom und Juilin kamen in dem Moment herein, als die endlich eingetroffenen Frauen gerade damit beschäftigt waren, sich zu ereifern, daß sie ihn erst hier vorfanden, als dächten sie, er würde sein Wort nicht halten.
    Er schloß das Buch ruhig und legte es ebenso ruhig auf den Tisch neben seinem Stuhl. »Wo wart Ihr?«
    »Wir sind spazierengegangen«, sagte Elayne strahlend, die blauen Augen noch weiter geöffnet, als er sie je gesehen zu haben glaubte. Thom runzelte die Stirn und zog einen Dolch aus seinem Ärmel, den er in den Händen hin und her rollen ließ. Er sah Elayne bewußt nicht einmal an.
    »Wir haben mit einigen Frauen Tee getrunken, die mit der Wirtin befreundet sind«, sagte Nynaeve. »Aber ich will Euch nicht mit Gesprächen über Handarbeiten langweilen.« Juilin wollte den Kopf schütteln, hielt aber dann inne, bevor sie es bemerkte.
    »Nein, bitte, Ihr langweilt mich wirklich nicht«, sagte Matt trocken. Er nahm an, daß sie ein Ende einer Nadel vom anderen unterscheiden konnte, aber er vermutete, daß sie sich genauso bereitwillig eine Nadel durch die Zunge stechen wie über Näharbeiten sprechen würde. Keine der Frauen bemühte sich um Höflichkeit, und damit bestätigten sie seine schlimmsten Befürchtungen. »Ich habe zwei Männer für jede von Euch abgestellt, die heute nachmittag mit Euch hinausgehen. Und morgen und jeden weiteren Tag werden es noch zwei Männer mehr sein. Wenn Ihr Euch nicht innerhalb des Palastes oder in meiner unmittelbaren Nähe befindet, werdet Ihr Leibwächter mitnehmen. Sie kennen ihren Dienstplan bereits. Sie werden ständig bei Euch bleiben - ständig -, und Ihr werdet mich wissen lassen, wo Ihr hingeht. Ihr werdet mich nicht mehr in Sorge versetzen, bis mir die Haare ausfallen.«
    Er erwartete Empörung und Streit und rechnete damit, daß sie sich aus dem, was sie versprochen oder nicht versprochen hatten, herauszuwinden versuchen würden. Er erwartete, daß seine zahlreichen Forderungen ihm am Ende noch mehr Schwierigkeiten einbringen würden. Nynaeve sah Elayne an. Elayne sah Nynaeve an.
    »Nun, Leibwächter sind eine wunderbare Idee, Mat«, rief Elayne aus und lächelte. »Ihr hattet vermutlich recht damit. Und es ist sehr klug von Euch, daß Ihr die Männer bereits eingeteilt habt.«
    »Es ist eine wunderbare Idee«, sagte Nynaeve und nickte begeistert. »Und sehr klug von Euch, Mat.«
    Thom ließ den Dolch mit einem unterdrückten Fluch fallen, sog an einem Schnitt im Finger und starrte die Frauen an.
    Mat seufzte. Schwierigkeiten. Er hatte es gewußt. Und das war, bevor sie ihm sagten, er solle den Rahad im Moment vergessen.
    Wodurch er sich auf einer Bank vor einer billigen Taverne nicht weit vom Hafenviertel wiederfand, die sich Die Rose von Elbar nannte, und aus einem der verbeulten Blechbecher trank, die an die Bank gebunden waren. Zumindest spülten sie die Becher für jeden neuen Gast aus. Der Gestank einer Färberei auf der anderen Straßenseite erhob die Rose nur noch - nicht, daß es wirklich eine heruntergekommene Nachbarschaft war, obwohl die Straßen zu schmal für Kutschen waren. Aber eine ansehnliche Anzahl Sanften schwankten durch die Menge. Wenn auch weitaus mehr Passanten Tuche und vielleicht die Weste einer Gilde anstatt Seide trugen, so waren die Tuche doch genauso häufig gut geschnitten wie abgetragen. Die Häuser und Läden waren die übliche Abfolge an weiß verputzten Fassaden, und auch wenn die meisten klein und sogar heruntergekommen waren, stand an einer Ecke zu seiner Rechten doch das große Haus eines wohlhabenden Kaufmanns und zur Linken ein sehr kleiner Palast - zumindest kleiner als das Haus des Kaufmanns - mit einer einzigen, grün gestreiften Kuppel. Zwei Tavernen und ein Gasthaus in seinem Blickfeld wirkten kühl und einladend. Leider war die Rose das einzige, bei dem man draußen sitzen konnte, das

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