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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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an und wollte aufstehen, als er erkannte, daß die verdammte Frau irgendwie den Gürtel seine Hose geöffnet hatte, ohne daß er es bemerkt hatte. Die beiden würden vielleicht nicht beachten, daß sein Hemd bis zur Taille aufgeknöpft war, aber sie würden eine herunterfallende Hose sehr wohl bemerken. Tylins blaues Gewand war nicht im geringsten in Unordnung! »Juilin, komm herein!«
    »Ich bin froh, daß Euch Eure Räume gefallen, Meister Cauthon«, sagte Tylin, die fleischgewordene Würde - bis auf ihre Augen, als sie so stand, daß Thom und Juilin ihr Gesicht nicht sehen konnten. Ihr Blick verwob harmlose Worte mit besonderer Bedeutung. »Ich freue mich darauf, Eure Gesellschaft genießen zu können. Es wird sicherlich interessant für mich, einen Ta'veren in Reichweite zu haben. Aber ich muß Euch jetzt Euren Freunden überlassen. Nein, bleibt bitte sitzen.« Letzteres mit nur der Andeutung eines spöttischen Lächelns.
    »Nun, Junge«, sagte Thom und strich sich über seinen Schnurrbart, nachdem Tylin gegangen war, »du hast Glück, daß du von der Königin mit offenen Armen empfangen wirst.« Juilin interessierte sich plötzlich sehr für seine Mütze.
    Mat beobachtete sie aufmerksam und warnte sie im Geiste, noch ein Wort zu sagen - nur ein Wort! -, aber als er dann nach Nynaeve und Elayne fragte, vergaß er die Sorge, wieviel sie vermuteten. Die Frauen waren noch nicht zurückgekehrt. Trotz seiner geöffneten Hose wäre er beinahe aufgesprungen. Sie versuchten sich bereits jetzt aus ihrer Vereinbarung herauszuwinden. Lautstark verlieh er seiner Meinung über die verdammte Nynaeve al'Meara und Elayne, die verdammte Tochter-Erbin, Ausdruck. Es war unwahrscheinlich, daß sie ohne ihn in den Rahad aufgebrochen waren, aber er hätte es ihnen durchaus zugetraut, auf eigene Faust Carridin auszuspionieren. Elayne würde ein Geständnis fordern und erwarten, daß der Mann zusammenbräche. Nynaeve würde es aus ihm herauszuprügeln versuchen.
    »Ich glaube nicht, daß sie Carridin belästigen werden«, sagte Juilin und kratzte sich hinter dem Ohr. »Nach dem, was ich gehört habe, kümmern sich Aviendha und Birgitte um ihn. Wir haben sie nicht fortgehen sehen. Du brauchst dir gewiß keine Sorgen darüber zu machen, daß er erkennt, was er sieht, selbst wenn er direkt an ihnen vorbei spaziert.« Thom, der sich gerade gewürzten Wein in einen vergoldeten Becher goß, den Mat in seinen Räumen vorgefunden hatte, fuhr mit seiner Erklärung fort.
    Mat legte eine Hand über die Augen. Mit der Macht gestaltete Verkleidungen. Kein Wunder, daß sie wie Schlangen davongeschlüpft waren, wann immer sie wollten. Diese Frauen würden Schwierigkeiten machen. Das konnten Frauen am besten. Es überraschte ihn kaum zu erfahren, daß Thom und Juilin noch weniger über diese Schale der Winde wußten als er.
    Nachdem sie gegangen waren, um sich auf einen Besuch des Rahad vorzubereiten, hatte er Zeit, seine Kleidung zu richten, bevor Nynaeve und Elayne zurückkämen. Er nützte die Gelegenheit, ein Stockwerk tiefer nach Olver zu sehen. Die hagere Gestalt des Jungen hatte durch Enid und die übrigen Köche der Wanderin ein wenig Speck angesetzt, aber er würde selbst für einen Cairhiener immer klein bleiben, und auch wenn seine Ohren und sein Mund auf die Hälfte zusammenschrumpften, würde seine Nase noch immer bewirken, daß er nicht allzugut aussah. Nicht weniger als drei Schankmädchen machten ein Aufhebens um ihn, während er mit gekreuzten Beinen auf seinem Bett saß.
    »Mat, hat Haesel nicht wunderschöne Augen?« fragte Olver und strahlte die junge Frau mit den großen Augen an, der Mat begegnet war, als er das letztemal in den Palast gekommen war. Sie strahlte ebenfalls und zerzauste dem Jungen die Haare. »Oh, aber Alis und Loya sind auch so lieb, daß ich mich niemals entscheiden könnte.« Eine mollige Frau in fast mittlerem Alter blickte von ihrer Tätigkeit auf, Olvers Satteltaschen auszupacken, um ihm ein breites Lächeln zu gönnen, und ein schlankes Mädchen mit vollen Lippen klopfte auf das Handtuch, das sie gerade auf seinen Waschtisch gelegt hatte, warf sich dann aufs Bett und kitzelte Olver an den Rippen, bis er hilflos lachend umfiel.
    Mat schnaubte. Harnan und die anderen waren schon schlimm genug, aber jetzt ermutigten diese Frauen auch noch den Jungen! Wie sollte er so jemals lernen, sich zu benehmen? Olver sollte auf der Straße spielen wie jeder andere Zehnjährige. Über ihn fielen in seinem Zimmer keine

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