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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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das geschnitzte Gitterwerk verschränkten Fingern fest und zitterte unkontrolliert. Er hatte dies nicht verboten. Er würde ihr vielleicht vergeben oder ihre selbständig ausgeführte Tat sogar vergessen, wenn sie seine Anweisungen schnell und wirkungsvoll ausführte. Das war ihre einzige Hoffnung. Sie würde Falion und Ispan kriechen lassen!

KAPITEL 12
    Mashiara
    Als das Boot vom Landesteg ablegte, warf Nynaeve ihre Maske neben sich auf die gepolsterte Bank, sank mit verschränkten Armen und fest umfaßtem Zopf zurück und blickte stirnrunzelnd ins Leere. Als sie dem Wind lauschte, hörte sie noch immer heraus, daß ein heftiger Sturm aufkäme, die Art Sturm, der Dächer abriß und Scheunen umstürzte, und sie wünschte fast, der Fluß würde genau in diesem Augenblick in Wellen aufbrechen.
    »Wenn nicht das Wetter der Grund ist, Nynaeve«, ahmte sie nach, »dann solltest du diejenige sein, die geht. Die Herrin der Schiffe könnte beleidigt sein, wenn wir nicht die Stärkste von uns schicken. Sie wissen, daß Aes Sedai das hoch schätzen. Bah!« Das waren Elaynes Worte gewesen. Ohne das »Bah«. Elayne glaubte eben, allen möglichen Unsinn mit Merilille auszuhecken, würde ihr Vorteile bringen, wenn sie Nesta wieder gegenübertreten müßte. Wenn man einen schlechten Anfang mit jemandem hatte, war es schwer, das Verhältnis zu verbessern - Mat Cauthon war ein hinreichender Beweis dafür! -, und wenn sie noch schlechter mit Nesta din Reas Zwei Monde zurechtkamen, würde sie sie alle fortschicken.
    »Schreckliche Frau!« murrte sie und regte sich unruhig auf den Sitzpolstern. Aviendha hatte nicht besser reagiert, als Nynaeve vorgeschlagen hatte, sie solle zum Meervolk gehen. Diese Leute waren von ihr fasziniert gewesen. Nynaeve ließ ihre Stimme hoch und geziert klingen, überhaupt nicht wie Aviendhas, aber sie traf zumindest die Stimmung. »Wir werden aus diesem Vorfall lernen, Nynaeve al'Meara. Und vielleicht werde auch ich etwas lernen, wenn ich Jaichim Carridin heute beobachte.« Bestünde nicht die Tatsache, daß Aielfrauen nichts fürchteten, hätte sie aufgrund Aviendhas Eifer, Carridin auszuspionieren, geglaubt, sie habe Angst. Einen Tag auf einer heißen Straße zu verbringen, während sich Menschenmengen vorüber drängten, war nicht lustig, und heute würde es durch das Fest noch schlimmer sein. Nynaeve hätte gedacht die Frau würde eine hübsche, erfrischende Bootsfahrt genießen.
    Das Boot schlingerte. Eine hübsche, erfrischende Bootsfahrt sagte sie sich. Hübsche kühle Brisen in der Bucht. Feuchte Brisen, nicht trockene. Das Boot rollte. »Oh, Blut und Asche!« stöhnte sie. Sie schlug entsetzt eine Hand vor den Mund und trommelte mit den Fersen zornig gegen die Vorderseite der Bank. Wenn sie dieses Meervolk lange ertragen müßte, würde sie genauso viel Unflat von sich geben wie Mat. Sie wollte nicht an ihn denken. Ein weiterer Tag Händefalten dafür ... dieser Mann ... und sie würde sich jedes Haar einzeln aus dem Kopf reißen! Nicht, daß er bisher etwas Unvernünftiges gefordert hätte, aber sie wartete darauf, daß er es tat, und seine Art...!
    »Nein!« sagte sie fest. »Ich will, daß sich mein Magen beruhigt und nicht noch mehr rebelliert.« Das Boot hatte leicht zu schaukeln begonnen. Sie versuchte, sich auf ihre Kleidung zu konzentrieren. Sie war nicht so auf Kleider fixiert, wie Elayne es anscheinend manchmal war, aber es war tröstlich, an Seide und Spitzen zu denken.
    Ihre ganze Kleidung war ausgesucht worden, um die Herrin der Schiffe zu beeindrucken, um ein wenig verlorenen Boden wiedergutzumachen, was auch immer es nützen würde. Grüne Seide mit gelben Schlitzen an den Röcken, Goldstickerei an den Armen und dem Leibchen und goldene Spitze am Saum, an den Handgelenken und um den Ausschnitt. Vielleicht hätte der Ausschnitt höher sein sollen, damit sie ernst genommen würde, aber sie besaß nichts höher Geschlossenes. Und wenn man die Gebräuche des Meervolks bedachte, war dieses Gewand überaus sittsam. Nesta würde sie nehmen müssen, wie sie war. Nynaeve al'Meara würde sich für niemanden ändern.
    Die gelben Opalnadeln in ihrem Zopf gehörten ihr selbst - immerhin ein Geschenk der Panarchin von Tarabon -, aber Tylin hatte die goldene Halskette beigesteuert, von der sich Smaragde und Perlen fächerförmig bis auf ihren Busen hinab ausbreiteten. Ein wertvolleres Stück, als sie sich jemals zu besitzen erträumt hatte. Ein Geschenk, das Mat überbracht werden sollte, hatte

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